Hittorfsche Röhren

[66] Hittorfsche Röhren, auch Crookessche Röhren genannt, sind Geißlersche Röhren mit hoher Gasverdünnung (s. Geißlersche Röhren) bis zu etwa 1 : 1000, in welchen das rote Anodenlicht mit wachsender Verdünnung mehr und mehr verschwindet, das blaue Kathodenlicht sich ausbreitet, bis es als schwaches Glimmlicht fall die ganze Röhre erfüllt.

Hittorf erkannte zuerst die drei wichtigen Eigenschaften dieses Kathodenlichtes, 1. sich in geraden Linien, unbeeinflußt durch den Ort der Anode, fortzupflanzen und auf der entgegengehenden Glaswand Schatten von dazwischen gebrachten Körpern zu entwerfen; 2. die Glaswände und gewisse Mineralien (Smaragd, Flußspat u.s.w.) fluoreszierend zu machen; 3. sich spiralig um Magnete zu winden [1]. Crookes [2] hat ausgezeichnete Beobachtungsapparate konstruiert, welche die Wirkungen der Kathodenstrahlen im Innern der Röhren zeigen, besonders die mechanische Wirkung auf bewegliche Flügelrädchen und die Ablenkbarkeit der Strahlen durch Magnete. Bildet die Kathode einen Hohlspiegel, so vereinigen sich die senkrecht davon ausgehenden Strahlen im Mittelpunkt und zeigen dort erhebliche Wärmewirkungen. In betreff der weiteren Versuche mit Hittorfschen Röhren durch Lenard und Röntgen s. die Artikel Kathodenstrahlen, Röntgenstrahlen.


Literatur: [1] Poggend. Ann. 1869, 136, S. 213. – [2] Crookes, Strahlende Materie, übers. von Gretschel, Leipzig 1879.

Aug. Schmidt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 66.
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