Illustrationsdruck

[167] Illustrationsdruck (-zurichtung), der Druck von Bildern mittels Holzschnitten, Aetzungen u.s.w. und der Buchdruckpresse.

Der typographische Bilderdruck ist gegenüber dem mittels andrer Techniken ausgeführten dadurch kompliziert, daß man zumeist eines besonderen Reliefs bedarf, um sämtliche Tonwerte des Bildes im Abdrucke richtig zu erhalten. Durch das Zurichtrelief wird nämlich bewirkt, daß entsprechend dem Dunkelheitsgrade der verschiedenen Bildpartien diese auch einen verschieden kräftigen Druck erleiden. Die Illustrationszurichtung (Kraftzurichtung) wird auf manuellem oder mechanischem Wege im eignen oder auch in besonderen Betrieben hergestellt. Durch Handarbeit so, daß schablonenartige Ausschnitte gemacht und übereinander geklebt werden, wodurch sich, über die Mitteltöne wachsend, an den Schattenstellen schließlich die meisten Papierlagen aufbauen. Seltener erzeugt man das Relief durch entsprechend oftes Uebermalen mit pastosen Substanzen oder umgekehrt durch Herausschaben der helleren Bildpartien aus einem Papierblatt, welches mit mehreren verschieden gefärbten »Kreide« schichten versehen ist. Die mechanischen Zurichtmethoden scheiden sich in mehrere Gruppen. Die Streuzurichtverfahren beruhen darauf, daß z.B. auf ein und demselben Papierblatte wiederholt farbesatte Abdrücke gemacht und diese jedesmal mit Harzpulver bestäubt (dieses wohl auch in verschiedener Weise, z.B. durch ätherische Harzlösungen, fixiert wird) werden; schließlich vereinigt man die Pulverschichten durch Hitzeeinwirkung oder in andrer Weise zu einer zusammenhängenden[167] Kruste. Bei den photomechanischen Zurichtverfahren wird entweder nach einem Negative ein fertig entwickeltes Gelatinerelief (s. Pigmentdruck) erzeugt und unmittelbar als Zurichtung verwendet oder nach einem Diapositiv ein Quellrelief gewonnen, in Gips abgeformt und mittels dieser Gipsmatrize erst ein Guttaperchazurichtrelief hergestellt. Ein sehr gutes Verfahren ist die neue mechanische Kreidezurichtung. Ein besonderes, zweiseitig nach Art der Kunstdruckpapiere (s. Papiersorten) gestrichenes Papier wird auf beiden Seiten (vorne mit dem richtigen, rückwärts mit einem Spiegelabklatsch) mit Abdrücken des zuzurichtenden Klischees versehen und hierauf in verdünnte Chlorlauge gebracht. Diese löst an den von der harzhaltigen, fetten Druckfarbe nicht bedeckten Stellen das Bindemittel der Streichschichte (den Leim oder das Kasein), wodurch die des Zusammenhangs beraubten mineralischen Pulverpartikeln fortgeschwemmt werden können. Ist das Relief fertig, wird es gewaschen, getrocknet und gebürstet. Auch geätzte Metallzurichtreliefs werden fabriksmäßig erzeugt. Bei den sogenannten Reliefklischees ist die eigentliche Druckplatte mit einer durch photomechanische Uebertragung und Aetzen gewonnenen Zurichtreliefplatte unter Anwendung von Pressengewalt und Hitze hinterprägt; dadurch erhalten die die verschieden dunkeln Bildteile im Abdrucke ergebenden Formelemente ein verschiedenes Niveau.

Für den Illustrationsdruck werden auch eigne Pressen mit umfangreichem Farbwerk, schweren, gegen das Durchbiegen durch Rippenversteifung gesicherten Druckzylinder und Formenplatte, Frontbogenausführung (vgl. Buchdruckmaschinen) gebaut. Ferner bedarf man besonders gut druckfähiger, aufs feinste verteilbarer Schwärzen oder bunter Farbstoffe; endlich muß das Papier eine spezielle Eignung aufweisen (Weichheit, Widerstand gegen Aufrauhen, Saugfähigkeit, homogene Struktur u.s.w.). Zumeist benutzt man heute, namentlich für den Druck von Autotypien (s. Autotypie), gestrichenes Chromo- oder Kunstdruckpapier, welche sich durch ihre weiße, glatte und saugfähige Oberfläche auszeichnen.

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 167-168.
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