Kasein

[402] Kasein, ein zusammengesetzter Eiweißstoff, welcher in der Kuhmilch neben Fett, Milchzucker, Salzen und Wasser in einer Menge von ca. 3,5% vom Gewicht der Milch enthalten ist.

Aus der zuvor entfetteten Milch – der sogenannten Magermilch – läßt sich das rohe Kasein durch Zusatz von sehr wenig Säure oder Lab in Form eines Quarks ausscheiden, der durch Aufnehmen in Pottaschelösung, Ausfällen mit sehr verdünnter Essigsäure und schließliches Auswaschen mit Alkohol und Aether in Form eines weißen, aschenfreien Pulvers gewonnen werden kann. Das Kasein enthält außer Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff noch Stickstoff und Phosphor als wesentliche Bestandteile; es ist unlöslich in Wasser und Kochsalzlösung, aber löslich in verdünntem Alkali und in verdünnter Salzsäure, damit salzartige Verbindungen liefernd. Aus diesen Lösungen wird es durch Kochen nicht gefällt und unterscheidet sich dadurch von den meisten andern Eiweißstoffen. Wie in verdünnten Lösungen der freien und kohlensauren Alkalien löst sich das Kasein auch in Boraxlösung unzersetzt auf; konzentrierte Laugen bewirken dagegen namentlich beim Erwärmen eine tiefgreifende Zersetzung. Das Kasein wird außer zur Herstellung von Nährpräparaten, wie Nutrose, Eucasin u.s.w., auch zur Erzeugung von Verdickungs-, Kleb- und Bindemitteln verschiedener Art benutzt. Seit einiger Zeit macht man auch von der Eigenschaft des Kaseins, sich mit Formaldehyd zu einer harten glänzenden, in Wasser, Alkohol und Aether unlöslichen Masse zu vereinigen, bei der Fabrikation von zum Illustrationsdruck bestimmten Papieren und zur Herstellung von Galalith (s.d.) Gebrauch.


Literatur: Neues Kaseinklebmittel, D.R.P. Nr. 154289, Bl. 221. Galalith, D.R.P. Nr. 115681, 127942, 141309, Verhalten gegen Lösungsmittel, Zeitschr. für angewandte Chemie 1904, 1816.

Häußermann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 402.
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