Knochenfett [2]

[334] Knochenfett. Das meiste Knochenfett wird als Nebenprodukt bei der Verarbeitung der Knochen auf Knochenmehl gewonnen. Die Knochen werden vor ihrer mechanischen Zerkleinerung entweder gleich gedämpft, d.h. in geschlossenen eisernen Zylindern einige Stunden einem Druck von 2 bis 4 Atm. ausgesetzt, wobei die Fettgewinnung erfolgt, oder sie werden vor dem Dämpfen in besonderen Apparaten zur Fettextraktion mit Benzin behandelt [1].

Das durch Auskochen frischer Knochen gewonnene Fett ist von weißer bis gelblicher Farbe, von schwachem Geruch und Geschmack und weicher Konsistenz. Es wird, gut gereinigt, schwer[334] ranzig und bildet deshalb eine gute Maschinenschmiere. Das von den Knochenmehlfabriken in den Handel gebrachte Knochenfett, das zum großen Teil aus alten, teilweise in Fäulnis übergegangenen Knochen gewonnen ist, ist mehr oder weniger dunkel gefärbt und besitzt einen unangenehmen Geruch. Es enthält stets nicht unbedeutende Mengen freier Fettsäuren sowie fettsauren Kalk, der gestattet, größere Mengen Wasser einzuverleiben, und milchsauren Kalk. Am minderwertigsten ist das durch Benzin extrahierte Knochenfett. Es hat stets eine dunkle Farbe und einen sehr unangenehmen Geruch.

Das gewöhnliche Knochenfett des Handels läßt sich schwer bleichen. Die dafür häufig empfohlene Bleiche mit saurem chromsauren Kali und Schwefelsäure oder Salzsäure führt in den seltensten Fällen zum Ziel. Je höher der Gehalt an freier Fettsäure ist, um so größer werden die Schwierigkeiten, die sich dem Bleichen entgegenstellen. Nach Lewkowitsch [2] lassen sich Produkte, die mehr als 50% freie Fettsäure enthalten, nicht mehr, Extraktionsfett überhaupt nicht bleichen. Selbst wenn eine Bleichmethode zu einem guten Resultat geführt hat, so treten in der Regel sowohl die dunkle Farbe wie der unangenehme Geruch bald nach dem Bleichen wieder auf. In neuerer Zeit will man jedoch geeignete Bleichmittel gefunden haben. Nach einem Patent von R. Volland [3] wird das Fett mit etwas Baryumsuperoxyd in der Wärme behandelt, wodurch bisweilen gute Resultate erzielt werden sollen. Sehr wirksam soll auch die Bleiche mit »Tonin« des Tonwerks Ostenrieder in Moosburg an der Saar sein. Das Fett wird auf 100–105° C erhitzt, 1–5% Tonsil A C zugesetzt und eine Stunde lang gerührt. Wegen der sauren Beschaffenheit des Knochenfetts wird in verbleiten Gefäßen gearbeitet und der Tonsil in einer Filterpresse mit Holzeinsatz abfiltriert [4]. Vgl. a. den Art. Knochenentfettung.


Literatur: [1] Deite-Schrauth, Handb. der Seifenfabrikation, 4. Aufl., Bd. 1, S. 94, Berlin 1917. – [2] Lewkowitsch, Chemie und Technologie der Oele und Fette, Bd. 2, S. 389, Braunschweig 1908. – [3] D.R.P. Nr. 222669. – [4] Seifenfabrikant 1914, S. 1193.

Deite.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 334-335.
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