Kreuzkurbelmechanismus

[697] Kreuzkurbelmechanismus besteht (Fig. 1 und 2) aus vier Gliedern a, b, c, d, von denen die Glieder a, c mit dem Gliede b in Φ, F durch Drehpaarungen (s.d.) und. mit dem Gliede d durch Richtpaarungen (s.d.) verbunden sind [1]. Die Glieder a, c gleiten in Fig. 1 und 2 als Schieber oder Schlitten in den Schlitzen iφ, if des Kreuzgliedes d. In andrer Anordnung können die Glieder a, c auch als Hülsen auf gekreuzten Stangen des Gliedes d gleiten; oder es ist in Fig. 3 und 4 das Kreuzglied d anstatt des einen Schlitzes mit einer Stange A versehen, die sich in einer Hülfe H des Gliedes a verschiebt. Der Kreuzkurbelmechanismus wird ein schräger oder ein rechtwinkliger genannt, je nachdem die Schlitze, wie in Fig. 1, nicht rechtwinklig oder in Fig. 2 rechtwinklig aufeinander stehen, also der Winkel i Kreuzkurbelmechanismus 90° oder i = 90° ist; der schräge Kreuzkurbelmechanismus wird von Reuleaux [2] schiefwinklige Kreuzschleifenkette, von Grashof [3] schiefwinklige Kreuzschieberkette genannt; der rechtwinklige Kreuzkurbelmechanismus auch bezw. rechtwinklige Kreuzschleifenkette, rechtwinklige Kreuzschieberkette.

Aus dem Kreuzkurbelmechanismus gehen drei Getriebe hervor. 1. Das Kreuzkurbelgetriebe entsteht, wenn eines der Glieder a, c, z.B. das Glied a, als fest betrachtet wird. Die Kurbel b dreht sich dann um die feste Achse Φ, der Punkt F beschreibt den Kreis φ und das Kreuzglied d gleitet hin und her schwingend Fig. 1 und 2 über das feste Glied a. Bei der Anordnung in Fig. 3 und 4 gleitet die Stange λ des Kreuzgliedes d hin und her gehend in der Hülse H des festen Gliedes a. Je nachdem die Schlitze nicht senkrecht oder senkrecht aufeinander stehen, ist das Kreuzkurbelgetriebe ein schräges oder ein rechtwinkliges und letzteres wird auch kurz Kreuzschleife genannt. Die entsprechenden Benennungen von Reuleaux sind rotierende Scharkreuzkurbel oder oszillierende Scharkreuzschleife, rotierende Kreuzschleifenkurbel oder oszillierende Kreuzschleife; diejenigen von Grashof sind bezw. schiefwinklige oder rechtwinklige Kreuzschieberkurbel. 2. Das Kreuzschleifengetriebe entsteht, wenn das Glied b fest ist, und es heißt in Fig. 1 und 3 ein schräges, in Fig. 2 und 4 ein rechtwinkliges. Die Schlitze oder Schleifen des Gliedes d gleiten dann in Fig. 1 und 2 über die Schieber a und c, die sich bezw. um die festen Achsen Φ, F drehen. Die entsprechenden Bezeichnungen von Reuleaux sind rotierende Scharkreuzschleife[697] und rotierende Kreuzschleife. 3. Das Kreuzschiebergetriebe entsteht, wenn das Kreuzglied d fest ist, und es heißt in Fig. 1 und 3 ein schräges, in Fig. 2 und 4 ein rechtwinkliges. Die Schieber a, b gleiten dann in den festen Schlitzen und die Punkte Φ, F bewegen sich bezw. auf den Geraden iφ, if. Die entsprechenden Benennungen von Reuleaux sind oszillierende Scharkreuzkurbel und oszillierende Kreuzkurbel.


Literatur: [1] Burmester, Lehrbuch der Kinematik, Leipzig 1888, Bd. 1, S. 330. – [2] Reuleaux, Theoretische Kinematik, Braunschweig 1875, S. 324. – [3] Grashof, Theoretische Maschinenlehre, Hamburg und Leipzig 1883, Bd. 2, S. 142.

Burmester.

Fig. 1.
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Fig. 2.
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Fig. 3.
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Fig. 4.
Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 697-698.
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