Mikrometerschrauben

[428] Mikrometerschrauben dienen vornehmlich an astronomischen und geodätischen Instrumenten (s.d.) zur Ausführung und Messung seiner Bewegungen, als Feinbewegungs- oder Feinmeßschrauben.

Je nach der Anordnung des Instruments ist die Mutter oder die Schraube durch Lagerung gegen eine Stützfläche fest oder beweglich angebracht (s. Mikrometer sowie die betreffenden Instrumente). Die für die Lagerung der Schrauben und zur Vermeidung des toten Ganges erforderlichen Gegenfedern sind in der Verlängerung der Schraubenachse oder symmetrisch hierzu angeordnet. Feinbewegungsschrauben, die zwei Gewinde tragen, nennt man bei gleichlaufenden Gewinden Differentialschrauben, bei entgegengesetzt laufenden Integralschrauben. – Die Abmessungen der Mikrometerschrauben sind etwa: Durchmesser 3–5 mm, Ganghöhe 0,25 bis 0,5 mm, Gewinde scharfgängig, Gewindetiefe gleich Ganghöhe, Abflachung gleich 1/8. An den Meßschrauben ist zentrisch eine Trommel angebracht, so daß Teile der Umdrehungen, etwa bis 0,001, abgelesen werden können. – Die Mikrometerschrauben bedürfen einer äußerst sorgfältigen Herstellung und Prüfung. Ueber Apparate zur Herstellung von Mikrometerschrauben, die Theorie derselben und Mittel zur Vermeidung der Konstruktionsfehler ist eingehend berichtet in [1]. Die wesentlichsten Fehler der Mikrometerschrauben sind: 1. Fehler der Schrauben selbst, wie unregelmäßige Schraubenlinie, konische Form der Spindel, ungleiche Ganghöhen, exzentrische Spitze; 2. Fehler der Lagerung. Die daraus entstehenden Fehler äußern sich, abgesehen von unregelmäßigen Abweichungen, darin, daß gleiche Umdrehungen oder Teile derselben nicht gleiche lineare Fortbewegungen erzeugen; sie sind ihrer Entstehung nach entweder mit den Umdrehungen fortschreitende oder wiederkehrende (periodische). Die Untersuchung dieser Schraubenfehler besteht im wesentlichen in der Messung gegebener Intervalle. Zur Ermittlung der fortschreitenden Fehler mißt man Intervalle, die vollen Umdrehungen entsprechen, an verschiedenen Schraubenstellen, zur Ermittlung der periodischen Fehler dagegen kleinere Intervalle, für die nur Teilumdrehungen nötig sind. Die Ergebnisse der Prüfungen werden graphisch oder numerisch in Tabellen ausgedrückt, nach denen eventuell die Mikrometerablesungen zu verbessern sind. Weiteres über die Prüfung der Mikrometerschrauben s. [2]–[4]. – Für den zuverlässigen Gang der Mikrometerschrauben ist von besonderer Wichtigkeit, daß sie jederzeit vor Verunreinigung geschützt und schwach geölt werden. Die Reinigung geschieht mit einer feinen Bürste und einem weichen Lederlappen. Bei Feinmessungen darf die Drehung nur stets in gleichem Sinne bezw. in geeigneter Abwechslung erfolgen. Weiteres über die Anwendung s. Mikrometer.


Literatur: [1] Zeitschr. für Instrumentenkunde 1881, Reichel, Ursache der periodischen Fehler, S. 14; Regulierung von Patronen, S. 51; Neuerzeugung vorgeschriebener Steigungen, S. 73; 1883, Apparate zur Anfertigung von Mikrometerschrauben, Bamberg S. 238, Wanschaff S. 350, Leman S. 427; 1884, S. 166, Wanschaff desgl.; 1893, S. 217, Schröder, Herstellung genauer Mikrometerschrauben; 1894, S. 381, Werther, Theorie zur Anfertigung von Mikrometerschrauben. – [2] Ebend. 1881, S. 149, 229, 250, 397, Westphal, Uebersicht über die Ergebnisse von Untersuchungen über Mikrometerschrauben; 1902, S. 246, 269, Rosenberg, Zusammenstellung und Vervollständigung der Rechnungsformeln für die Bestimmung der periodischen Fehler von Mikrometerschrauben. – [3] Ebend. 1891, S. 41, 83 und Astronom. Nachr. 1890, Nr. 2996 und 2997, Knorre, Untersuchungen über Mikrometerschrauben. – [4] Zeitschr. für Vermessungswesen 1887, S. 545.

(† Reinhertz) Hillmer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 428.
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