Mittelsucher

[447] Mittelsucher (Mittelpunktsucher) nennt man die im Maschinenbau benutzten Vorrichtungen zur Ermittlung des Mittelpunktes von Kreisen bezw. kreisförmigen Kanten.

Fig. 1 zeigt den hierher gehörigen Zentrierwinkel. Seine Konstruktion und Anwendung beruht auf dem Satz, daß diejenige Gerade, welche den von zwei Tangenten gebildeten Winkel halbiert, durch den Mittelpunkt des betreffenden Kreises geht. Befestigt man auf einen Winkelhaken a ein Lineal b, dessen Kante den Winkel genau teilt, so ist nur nötig, den Winkel a an das Ende der Welle u.s.w., deren Mittelpunkt gesucht werden soll, zu legen und an b entlang eine Linie zu ziehen, dann dasselbe in andrer Lage des Winkels a auszuführen, um in dem Schnitt beider Linien den gefachten Mittelpunkt zu finden. Der dargestellte Universalwinkel ist außerdem als Anschlag- und Kreuzwinkel, als Maßstab und Lineal sowie mit Hilfe eines Lineals als Gehrungswinkel von 45° zu benutzen. Auf Grund des Satzes, daß eine von der Spitze eines geraden Kegels auf dessen Grundfläche gefällte Senkrechte den Mittelpunkt der letzteren trifft (welcher Satz aus dem vorher angewendeten leicht abzuleiten ist), ist der im Art. Ankörnen (Bd. 1, S. 218) erwähnte Mittelpunktsucher [1] entstanden. bei welchem ein Hohlkegel mit einer entsprechend langen Hülfe versehen ist, in welcher ein Körner genaue Führung findet. Durch gerades Aufsetzen des Kegels auf die Endfläche der Welle und Niedertreiben des Körners gewinnt man ohne weiteres die Vorzeichnung des Mittelpunktes. Besser eignen sich für den vorliegenden Zweck den selbstausrichtenden Futtern nachgebildete Einrichtungen, wie eine solche in Bd. 1, S. 218 abgebildet ist, indem sie nicht den Rand der Endfläche, sondern den Teil des Gegenstandes als Richtschnur benutzen, welcher der Endfläche nahe liegt. Sind derartige Futter mit drei selbstzentrierenden Backen versehen, so lassen sich außer den Mittelpunkten von Kreisen auch solche von gleichseitigen Dreiecken, bezw. regelmäßigen Sechsecken (Muttern) bestimmen, werden vier Backen benutzt, kann man außer Rundeisen Acht- und Vierkantstücke ankörnen. Ersetzt man den Körner durch einen Bohrer, so[447] vermag man ohne weiteres die Körnervertiefung für das Einspannen zwischen Spitzen einzubohren; es entstehen die Ankörnmaschinen [2]. Fig. 2 und 3 zeigen zwei weitere Ausführungsformen einer neuen Zentriervorrichtung [3], die namentlich zum Anreißen von Lochmittenkreisen in Flanschen größerer Gefäße, im Dampfkesselbau u.s.w. Verwendung finden kann. Die Einrichtung und der Gebrauch ist ohne weiteres verständlich; ein Gelenkparallelogramm, das nach Fig. 2 durch Führungslineale, nach Fig. 3 nur durch Gelenkverbindungen gebildet wird, hat vier Schenkelenden, die bei jeder Stellung der gelenkigen Glieder stets gleiche Entfernung von der Mitte besitzen. – Durch die Mitte wird ein Körner gesteckt und durch einen Schlag auf denselben die Mitte markiert, oder ein mit Vertiefung versehener nietartiger Körper eingesetzt und als Mitte für den einzusetzenden Zirkel benutzt – Ebenso geschieht die Anwendung zum Zentrieren abzudrehender Gegenstände auf der Kopfdrehbank, indem man die Mitte des Werkzeuges in Uebereinstimmung mit dem Körner der Planscheibe oder, wenn dieser nicht zugängig, mit jenem des Reitstockes bringt. S.a. Körner.


Literatur: [1] Karmarsch-Fischer, Handbuch der mechanischen Technologie, Leipzig 1888, S. 667. – Holtzapffel, Turning and mechanical manipulation, Bd. 4, S 192. – [2] Dinglers Polyt. Journal 1870, Bd. 197, S. 398; 1877, Bd. 225, S 543; 1886, Bd. 262, S 112; 1887, Bd. 266, S. 362; 1889, Bd. 271, S. 250; 1891, Bd. 280, S 8; Grimshaw-Elfes, Prakt Erfahrungen im Maschinenbau, Berlin 1897, S. 15. – [3] Zeitschr. für Berg-, Hütten- und Maschinenindustrie 1896, S. 72.

E Müller.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 447-448.
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