Monitore

[462] Monitore, Kriegsschiffe, für welche geringer Tiefgang und gleichzeitig Panzerung und Armierung mit Geschützen schwersten Kalibers kennzeichnend sind, während die Schiffsgeschwindigkeit mehr in den Hintergrund tritt. Durch einen kleinen Freibord und das Fehlen von Deckaufbauten wird ein niedriges Ueberwasserschiff und damit eine geringe Sichtbarkeit und Zielfläche erreicht.

Die Monitore treten bei Operationen in Flüssen und flachen Küstengewässern an die Stelle der großen Kriegsschiffe. Indessen haben sie auch schon öfter den Ozean durchquert und dabei ein trockeneres Deck gezeigt, als der niedrige Freibord zunächst erwarten ließ. Denn die Beschränkung des Tiefgangs hat eine beträchtliche Schiffsbreite zur Folge, um den notwendigen Auftrieb zu erhalten. Daraus ergibt sich wieder eine große Anfangsstabilität mit metazentrischen Höhen bis über 4 m, so daß die Monitore der Bewegung der Meereswellen unverzüglich folgen und mit ihrem Deck stets parallel zur Wasseroberfläche bleiben. Diese Eigenschaft bringt jedoch den Nachteil mit sich, daß das Deck dieselben heftigen Bewegungen wie die Meereswellen macht und sich somit zur Geschützbasis wenig eignet. Die schweren Geschütze pflegen in einem, höchstens zwei gepanzerten Drehtürmen aufgestellt zu sein. Die Monitore sind eine Erfindung des Schweden Ericson. Der erste Monitor, der auch den Namen »Monitor« führte, wurde nach seinen Plänen im nordamerikanischen Bürgerkriege 1861 für die Nordstaaten erbaut und mit Erfolg gegen das gefürchtete eisenbeplattete große Kriegsschiff der Südstaaten, den »Merrimac«, verwandt. Im Weltkriege 1914/18 haben die Engländer den Bau von Monitoren in großem Maße wieder aufgenommen. Sie bestückten sie mit Geschützen bis zu einem Kaliber von 38 cm und verwandten sie zur Blockierung der Dardanellen und zur Beschießung der flandrischen Küste. Bei Beendigung des Krieges hatten sie sogar einen Unterseemonitor mit einem 30,5-cm-Geschütz im Bau. Die Geschwindigkeit der Monitore wuchs von 6 Knoten bei den ersten Monitoren auf 13 Knoten bei den neuesten am Ende des Krieges. Ein rings herum in Höhe der Wasserlinie angebauter eiserner Plattenwulst, der einen luftleeren Hohlraum an der Außenhaut schuf, erhöhte die Sicherheit der Monitore, da er die Explosion von Torpedotreffern bereits in einem gewissen Abstande vom Schiff herbeiführte und hierdurch die Wirkung derselben auf das Schiff wesentlich herabsetzte. Der »Wulst« erwies sich als Torpedoschutz der Panzerung überlegen und ist wesentlich leichter als diese. Die damit verbundene Erhöhung des Schiffswiderstandes ist unwesentlich, da die Schiffsgeschwindigkeit der Monitore sowieso klein ist.[462]


Literatur: [1] W.H. White, Handbuch für Schiffbau, Leipzig 1879. – [2] Dick & Kretschmer, Handbuch der Seemannschaft, Berlin 1899. – [3] Transactions of the Inst, of Nav. Arch. 1919.

E. Waldmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 462-463.
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