Monsunwinde

[484] Monsunwinde, durch den Temperaturgegensatz von Meer und Land hervorgerufene, im Sommer und im Winter aus nahezu entgegengesetzten Richtungen wehende Winde, die mit großer Stetigkeit und auf weitausgedehntem Gebiete auftreten und einen scharfen Gegensatz in den Niederschlagsverhältnissen herbeiführen.

Das Wort flammt von dem arabischen musim = Jahreszeit, kennzeichnend für die den Monsunen zukommende Bedeutung. Diese stellen im großen und im Jahresverlauf das gleiche dar wie die Land- und Seewinde (s.d.) im täglichen Gange im kleinen. Dort, wo die Vorgänge in der Atmosphäre sich am gleichmäßigsten abspielen, in den niederen Breiten, treffen wir die Monsune in der vollkommensten Entwicklung und besonders dort, wo große Festländer von ausgedehnten Meeren begrenzt sind. Die Hauptmonsungebiete sind Indien mit dem Arabischen und dem Bengalischen Meer, Südostasien und Australien mit den Inselgruppen; schwächere Erscheinungen sind die Monsune über andern Gebieten der Erde, von denen zumal die über Senegambien und Texas auftretenden zu nennen sind. In Indien, und zumal an seiner Westküste, ist ein die Monsunwinde allgemein in charakteristischer Weise förderndes Moment vorhanden, indem durch den vorgelagerten Gebirgszug der West-Ghats und die Hochplateaus des Innern eine Verschärfung der Temperaturgegensätze herbeigeführt wird. Nach dem ersten Auftreten des Monsun, dem bursting of the monsoon, gelangt der aus Südwest wehende Monsun über Indien und den benachbarten Meeresteilen im Laufe des Monats Mai zur vollen Entwicklung, und dauert dann, von Gewittern und reichlichen Regenfällen begleitet, bis in den September, während vom Oktober bis März und April der trockene Nordostmonsun weht, der aber bei weitem nicht die Kraft und die vertikale Entwicklung erreicht wie der warme Südwestmonsun Indiens.


Literatur: Hann, J., Handbuch der Klimatologie, 2. Aufl., Stuttgart 1897; Woeikof, A., Die Klimate der Erde, 2. Teil, Jena 1887; Blanford, H., Climats and Weather of India, London 1889; Ferrel, W.A., Populär treatise of the winds, London 1890; Deutsche Seewarte: Segelhandbuch für den Indischen Ozean, Hamburg 1892.

Großmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 484.
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