Museum

[545] Museum, ursprünglich jeder den Musen geweihte Ort, Tempel u.s.w., später eine staatliche Anstalt, wie die von Ptolemäus Philadelphus in Alexandria gegründete, welche zur Entwicklung der Wissenschaft und zum Aufenthalt von Gelehrten diente. Heute bezeichnet Museum ein Gebäude zur Aufnahme von Sammlungen verschiedenster Art.

Wir unterscheiden: a) Kunstmuseum mit Sammlungen von Werken der Bildhauerei und Malerei aller Zeiten, von Handzeichnungen und Kupferstichen, Münzen, Gemmen, Gefäßen u.s.w.; b) naturwissenschaftliches Museum mit Gegenständen der Geologie, Botanik, Zoologie, der Völkerkunde u.s.w.; c) kulturhistorisches oder vaterländisches Museum mit Denkmälern, Waffen und Geräten der Vorfahren u.s.w.; d) kunstgewerbliches oder gewerbliches Museum für Werke der – verschiedensten Techniken, für Modelle u.s.w.

Als Gebäude soll das Museum eine würdige Fassung des wertvollen Inhaltes bilden und sowohl äußerlich als im Innern als ein Denkmal der zeitgenössischen Kunstleistungen erscheinen, welche dem Beschauer Bedeutung und Wert der Sammlungen zur klaren Erkenntnis bringen; besonders sollen Vorhalle, Treppenhaus und einige Haupträume den Sinn würdig auf den Ernst vorbereiten. Den übrigen Teil bilden entweder Säle von verschiedener Größe und Höhe mit reichlichem Lichteinfall, sei es durch Seitenfenster oder Oberlicht, oder aber es sind Hallen, Galerien und glasgedeckte Lichthöfe, welche eine große Uebersichtlichkeit zulassen. Die Reihenfolge der Räume soll derart sein, daß der Beschauer einen vorgeschriebenen Weg verfolgt, der sich mit andern nicht kreuzt. Als Nebenräume sind erforderlich: eine Wohnung für den Hauswart, Zimmer für den Vorstand und etwaige Gehilfen, Packräume u. dergl. m. Das Beispiel einer Grundrißanordnung von Architekt O. Sommer in Frankfurt a. M. zeigt die Figur auf S. 546 [8].[545]

Zu a) s. Gemäldegalerie, Bd. 4, S. 372 (mit Literatur) und Glyptothek, Bd. 4, S. 581. Die Handzeichnungen, Kupferstiche sind entweder hinter Glas in Rahmen an den Wänden oder Schränken aufzuhängen oder in Mappen geordnet in Schränken aufzubewahren. Zu b). Diese Gegenstände sind tunlichst staubfrei in Glasschränken oder in Schubfächern aufzubewahren; für Heizung und Ventilierung ist Sorge zu tragen. Zu c). Geschichtliche Gegenstände sind nach Zeitaltern und gleicher Art zu ordnen, und die Räume sollten, wenn tunlich, dem Stile der Zeit der ausgestellten Gegenstände angepaßt sein. Von besonderer Wichtigkeit sind etwa die folgenden Museen: Das Germanische Museum in Nürnberg; das königl. Nationalmuseum in München; das königl. Zeughaus mit Ruhmeshalle in Berlin; das Hôtel de Cluny in Paris; der Bargello in Florenz u.a.m., welche meist auch in kunstgewerblicher Hinsicht von Bedeutung sind.


Literatur: [1] Handbuch der Architektur, 4. Teil, 6. Halbbd., 4. Heft, Darmstadt 1893, S. 173 ff., wo auch ausgedehntes Literaturverzeichnis auf S. 200, 306, 309, 336 und 373. – [2] Baukunde des Architekten, Bd. 2, Berlin 1884, S. 501 ff. – [3] Försters Allgemeine Bauzeitung, Wien. – [4] Erbkams, Zeitschr. f. Bauwesen, Berlin. – [5] Deutsche Bauzeitung, Berlin, und viele andre Fachschriften. – [6] Berlin und seine Bauten, Berlin 1896. – [7] Die Bauten von Dresden, 1878. – [8] Frankfurt und seine Bauten, 1886. – [9] Le Vatican par P. Letarouilly, Paris u.a.m.

Weinbrenner.

Obergeschoß des Städelschen Kunstinstituts zu Frankfurt a.M.
Obergeschoß des Städelschen Kunstinstituts zu Frankfurt a.M.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 545-546.
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