Verwerfung

[790] Verwerfung ist eine Zerreißung oder ein Bruch eines Gesteins und eine Verschiebung der beiden auseinander gerissenen Teile längs der Bruchfläche.

Wenn eine Gesteinsschicht oder ein Gang oder irgend eine mineralische Lagerstätte von einer Kluft oder von einem Gang durchschnitten wird, so ist damit häufig eine Verschiebung der beiden getrennten Teile aus ihrer gegenseitigen Lage verbunden, derart, daß der eine Teil nicht mehr in der Fortsetzung des andern liegt. Ist die Verwerfung durch einen Gang bewirkt, so heißt dieser der Verwerfer; wird sie durch eine Kluft bewirkt, so heißt sie Sprungkluft oder Verwerfungsspalte oder auch Dislokationsspalte. Der einfachste Fall einer Verwerfung ist in Fig. 1 dargestellt. Hier ist eine Schicht a von einem Gang b durchsetzt und deren abgeschnittener Teil nach ax verworfen worden. Die senkrechte Entfernung s ist das Maß der dabei eingetretenen senkrechten Verschiebung und wird Sprunghöhe genannt. Hat der Verwerfer, wie hier dargestellt, eine geneigte Lage, so trennt er einen über ihm befindlichen Gebirgsteil, das Hangende, von einem unter ihm befindlichen Gebirgsteil, dem Liegenden. Die Verwerfung besteht dann in der Regel darin, daß das Hangende gegenüber dem Liegenden nach unten verschoben oder auf demselben abgerutscht ist, und eine solche Verwerfung heißt eine gewöhnliche oder echte Verwerfung. Seltener ist der Fall, daß, wie Fig. 2 zeigt, das Hangende einer Verwerfungsspalte nach oben verschoben ist, Ueberschiebung oder Uebersprung, in Westfalen auch Wechsel. Ueberschiebungen sind häufig die Folge seitlichen Druckes und kommen meist in gefalteten Schichten vor. Wird ein Gebirge von mehreren parallelen Verwerfungsspalten durchsetzt, so löst sich dasselbe in mehrere Schollen auf, welche dann oft nach Art von Staffeln oder Terrassen gegeneinander verschoben sind (Staffelbrüche).


Literatur: [1] Schmidt, Theorie der Verschiebungen älterer Gänge, Frankfurt 1810. – [2] Zimmermann, Die Wiederausrichtung verworfener Gänge, Lager und Flötze, Leipzig 1828. – [3] Combes, Ch., Traite de l'exploitation des mines, Paris und Lüttich 1844. – [4] Groddeck, A. v., Die Lehre von den Lagerstätten der Erze, Leipzig 1879. – [5] Köhler, G., Die Störungen der Gänge, Flötze und Lager, Leipzig 1886. – [6] Heim und Margerie, Die Dislokationen der Erdrinde, Zürich 1888. – [7] Kayser, E., Lehrbuch der Allgemeinen Geologie, Stuttgart 1893. – [8] Credner, H., Elemente der Geologie, 10. Aufl., Leipzig 1906; Toula Lehrbuch der Geologie, 2. Aufl., Wien 1906.

Leppla.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 790.
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