Wirkerei [2]

[856] Wirkerei. – Mechanische Kulierstühle. Die Möglichkeit, am Kottonstuhl Wirkmuster zu arbeiten, hat in den letzten Jahren insofern eine Erweiterung erfahren, als in immer wachsendem Umfange Petinetmuster hergestellt werden, und zwar mit Hilfe der »Jacquardpetinetmaschine«. Aehnlich der gewöhnlichen Petinetmaschine, am Stuhl über der Nadelbarre hängend, ist der Stuhlnadelreihe eine Schiene c (Fig. 1) vorgelagert, die entsprechend der Teilung des Stuhles mit Petinetnadeln d dicht besetzt ist, so daß beim »Aufdecken« alle Stuhlnadeln a bedeckt werden. Durch Einwirkung eines Jacquardapparates werden nun diejenigen Petinetnadeln, die nicht Maschen fangen und verhängen sollen, durch vorgeschobene Stifte e (Fig. 1) verdrängt (D.R.P. 227652). In grundsätzlichem Gegensatz zu dieser Anordnung steht die andre (D.R.P. 195119), nach der zunächst keine der Petinetnadeln die Stuhlnadeln berühren kann. Erst durch Hochziehen der Hilfsplatinen p (Fig. 2) vermittelt eines Jacquardapparates und durch Ausschwingen des die Platinen p tragenden Rahmens in Richtung des Pfeiles werden durch Vermittlung der Hebel h diejenigen Petinetnadeln d, welche Maschen abdecken sollen, so weit vorgedrängt, daß sie sich auf die Stuhlnadeln auflegen können. (In grundsätzlich ähnlicher Weise arbeitet auch die Anordnung nach D.R.P. 250032.)

Mechanische Kettenstühle. Die Barren b mit den Drängstiften d (Fig. 3), welche in Jacquardrascheln zwischen den Lochnadeln c liegen und, je nachdem sie von der Jacquardmaschine ausgewählt sind, die betreffenden Lochnadeln eine von der Legung der Lochnadelbarre abweichende Legung machen lassen, sind im Gegensatz zu früher nicht nur pendelnd aufgehängt, sondern können auch unabhängig eine Bewegung in ihrer Längsrichtung ausführen. Diese Längsverschiebung wird in gleicher Weise, wie für die Kettenmaschinen, durch Gliederketten bewirkt, die mit den Ketten für die Kettenmaschinen auf ein und derselben Trommel liegen. Durch diese Sonderbewegung der Stiftenbarren können die Lochnadeln in viel mannigfaltigerer Weise verdrängt werden als nach dem früher angegebenen Verfahren.

Willkomm.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 856-857.
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