7. Der Riese auf der Arche.

[283] »Noah hat sich nicht allein mit seiner Familie vor der Sündflut gerettet. Als die Wasser sehr groß waren, stieg ein Riese auf die Arche und wohnte dort 40 Tage und 40 Nächte. Am Morgen des 41. Tages stieg er von der Arche herab. Und da er noch den Staub aus der Zeit vor der Sündflut an seinen Füßen hatte, verstreute er ihn, als er die Erde berührte. In diesem Staub befand sich die Muschelerde und ihre Muscheln.« So erzählt man in Frankreich.1

Diese Sage beruht auf der jüdischen Tradition vom Riesenkönig Og (Deut. 3, 11). Daß dieser von der Sündflut verschont blieb, wird an mehreren Midraschstellen erzählt. Nach Pirke R. Eliezer Kap. 23 räumte ihm Noah einen Platz im Gitterwerk außerhalb der Arche ein und reichte ihm seine tägliche Speise durch eine Öffnung. Der Platz auf der Arche wird auch im jerus. Targum zu Gren. 14, 13 und Deut. 3, 11 erwähnt. Auch die Araber kennen diese Sage von der Rettung des Riesen (Grünbaum, Neue Beitr., S. 80. Hammer, Rosenöl 1, 352. So konnte die Sage unmittelbar durch Juden oder mittelbar durch Araber ihren Weg in den Volksmund nehmen.

Fußnoten

1 Revue des trad. pop. XIV, 607 = La Nature 1898, 1, 113 f.


2 Der einzige Mensch, der außer der Arche von der Sündflut gerettet ward, war der Riese Audsch, Anaks Sohn. Er war so ungeheuer groß, daß ihm die Wasser der Sündflut nur bis an die Kniee reichten. Mit der einen Hand griff er in den Abgründen der Flut nach Delphinen und Walfischen, und mit der andern hielt er dieselben hoch empor, um sie an der Sonne zu braten.


Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 283.
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