B. Die Augen.

[19] Aus Rumänien.


a) Eine Maus stand unter einer Eiche, als ihr eine Eichel auf den Kopf fiel. Erschrocken entfloh sie, und als sie einige Eier traf, rief sie: »Die Türken kommen, sie haben mich schon mit Keulen geschlagen.« Sogleich liefen die Eier mit. Sie trafen eine Katze und riefen ihr zu: »Die Türken kommen usw.« Da lief auch die Katze mit. Dasselbe wiederholte sich mit einem Krebs und mit einer Gans. Sie alle flohen und kamen an eine Hütte. Jedes versteckte sich, so gut es konnte, der Krebs in einem Wassereimer, die Katze unter dem Bett, die Gans auf dem Ofen, die Eier sprangen ins Feuer; nur die Maus fand keinen Platz: sie kam an den Eimer, da zwickte sie der Krebs in die Nase, unter dem Bett kratzte sie die Katze, auf dem Ofen hackte sie die Gans, im Feuer platzten die Eier und sprangen ihr in die Augen. Davon schwollen ihr die Augen, und so sind sie geblieben bis heute.


  • Literatur: Albina, Revista-Populară 4, 990. 1900.
    Über das Märchen, das hier durch willkürliche Ätiologie ausgeschmückt ist, wird Joh. Bolte ausführlich handeln. Vgl. Grimm, KHM. Nr. 10.

b) Fliege und Floh hatten sich lange nicht gesehen. Als sie wieder zusammenkamen, fielen ihnen gegenseitig wesentliche Veränderungen auf. Die Fliege fragte den Floh, warum er denn so bucklig sei; er antwortete, das komme von dem vielen Springen in der Nacht. Der Floh wieder fragte die Fliege, woher ihre Augen so geschwollen wären. Sie antwortete: wenn die Menschen sie fangen wollten und immer daneben schlügen, weil sie ausrisse, so müßte sie allemal so sehr lachen, daß ihr die Augen schwöllen und sich röteten.


  • Literatur: Marianu, Insectele S. 370.

In einer Variante von Mücke und Fliege erzählt die Mücke, warum sie nur Saft genieße. (Ebd. S. 371.)

In einer Variante von Blattwanze und Fliege erzählt die Blattwanze, sie sei deshalb bucklig, weil sie auf den Bäumen sich bewege und sauge. (Ebd. S. 373.)

Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 19.
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