12. 'S Martinilobn1.

[45] Dort läuft ein Hahn und die Geschichte fängt an.

Da is amal da Kada Braunz2 i's Martinilobn gonga. Da denkt a si, wir a a Wal3 geht, schau, wann da nur wer begegna thad, daß da de Zeit nöt so lang war. Da kimmt erm auf aanmal a Hund unta. »Kada Braunz«, sagt a »wo gehst denn du hin?« »I's Martinilobn«. »Loß mi a mitgehn!« »Kannst schon«. Non irzt san halt di zwen mit ananda fortgonga und ham se oa Socha um d'onare dazöhlt.

»Du dort schau hin«, sagt da Hund, »dort geht ja gor d'Muida4 Gans«. Richti! Se gengan net lang, so kimmts zu eana. »Wo geht's denn ös zwen hin?« »Non i's Martinilobn!« »Loßt's mi a mitgehn.« »Non kannst schon.« Wirs no' a Wal gengan, kimmt no' da Ochs, da Hahn und d'Sau zu eana. Da kemmans irzt5 in an groß'n Wald, owa sö gengan nöt lang, so sagt da Kada Braunz: »Hört's, i kenn mi irzt nimma aus. Wir ham uns vagonga. Kehr ma liaba um.« Es warn a alli glei dabei gwest, aba wirs[45] umkehrn wolln, finden's den Weg nimma, auf den's herkemma san. Wal's schon alli ganz dalei6 warn, so hams nigs Gscheidas macha könna, als daß sö si alle auf d'Erd'n glegt ham. Da siacht auf oanmal da Ochs, wal a da gresti woar, ganz weit wo a Liachtl. »Das wern ma glei segn«, sagt da Kada Braunz. »Wal i so guit krachseln kann, so krall i auf an hoh'n Bam aufi, daß i woaß, wo das Liacht is.« Das hat a a dan7, und wir a awi kemma is, san's alli segsi drauf zui gonga. Das Liacht is allawal greßar worn, und wirs schon dabei warn, segn's a Haus, was ganz beleucht woar. D'Fensta woarn alli offa. Da schleicht si da Hahn hin und schaut eini, und wir a wieda zruckkemma is, hat a gsagt, daß a Diab' gsegn hat, dö an ganzen Haufa Geld zöhlt ham. »Wart's«, sagt da Ochs, »de wern ma schön dawisch'n. I spring z'erst beim Fensta eini. Da wean's alli dakemma8, und davonrenna und uns s'Geld daloß'n; und wanns draustn san, springts ös erst nach.« Richti. Da Ochs geht zun Fensta hin und batscht olßa ganza eini. Da lassen dö Diab allas lieg'n und steh'n und fohrn aus.

Dö Vicha ham si irzt üba's Geld her'gmacht und ham si's thalt, und nacha sans schlofa gonga. Wal sö si's awa denkt ham, daß di Diab bei da Nacht um eana Geld kemma wern, so sagt da Hund: »i leg mi zu da Thür.« Da Kada Braunz sagt, er legt si auf'n Herd zu da Gluit. Der Ochs hat si auf'n Misthaufn, dö Gans auf'n Disch und d'Sau in Hof g'legt, und da Hahn hat si auf's Dach g'setzt. Wie bei da Nacht dö Diab ins Haus ham wolln, hads zerst da Hund bei der Thür bissen. Irzt hams woll'n bei da Gluit a Liacht macha; da hats aba da Kada Braunz is G'sicht krallt. Irzt hams woll'n 's Geld von Disch nemma, da hat's aba dö[46] Gans recht in d'Finger zwickt. Wal sö si bei da Thür nimma außi traut ham, so hams wolln durch'n Hof fortrenna. Da hats awa d'Sau niedagschmiss'n und da Ochs hats mit seine langan Heandl aufgabelt. Da Hahn hat von Dach owagschrian:

»Warum nemt's eng denn 's Geld not mit?« – So san di Diab ganz bluiti fortkemma und ham 's Geld erst nöt ghabt. Dös ham d'Vicha in andan Tag mit eana gnoma, und ham recht guit g'lebt davon.

Dort lauft a Maus und die Gschicht ist aus.

1

So nennt man die Feier des Martinsabends in Obersulz (Nied.-Öst.). Häufig erzählt man dabei den Kindern, wie die Hausthiere in's Martinilobn gegangen sind. Vergl. Grimm K.- u. HM. Nro. 27.

2

Der Kater Braunz.

3

Wie er eine Weile geht.

4

Mutter.

5

Jetzt in einen.

6

Müde.

7

Hat er auch gethan.

8

Erschrecken.

Quelle:
Vernaleken, Theodor: Kinder- und Hausmärchen dem Volke treu nacherzählt. 3.Auflage, Wien/Leipzig, 1896 (Nachdruck Hildesheim: Olms, 1980), S. 45-48.
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