Liebeslied von Mīna.[355] 195

Vom Dolch der Trennung ganz durchbohrt,

Sitz ich in Trübsalsnacht.

Heut, als sie kam, hat sie mein Herz

Geraubt ganz sacht, ganz sacht.
[355]

Im Kampfgewühl, blutüberströmt,

Flieh' ich zu deiner Macht:

Du bist mein Arzt, du heilst mein Leid

Allein, ganz sacht, ganz sacht.


Die Apfelbrust, der Zuckermund,

Der Perlenzähne Pracht

Hat mich besiegt: die Thräne tropft

Hinab ganz sacht, ganz sacht.


Dir dien' ich stets. O denke mein,

Der rastlos für dich wacht,

Dein erster Ritter, früh und spät,

Getreu und sacht, ganz sacht.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 355-356.
Lizenz:
Kategorien: