Erinnerungen eines glücklichen Gatten.

[347] Nana, meine Seele, o wie klopfte,

Als ich um dich warb, mein armes Herz! –

O du mein gefüllter Wonnebecher,

Schnell entschwand der Sehnsucht herber Schmerz,

Als dann zum Verlobungsfeste

Zucker assen frohe Gäste.


Nana, meine Seele, heller Mond!

Als man dir das Hochzeitskleid geschnitten,

Schmolz mein Herz, o Nana, meine Seele!

Stern der Nacht, als ich dich sah inmitten

Deiner MägdeA1. Kaum erwarten

Könnt' mein Glück ich, schönster Garten.
[347]

Nana, meine Seele, hin zum Herzen

Strömte mir das Blut an jenem Abend,

Als man uns vereinte. Ach, du Teure,

Nana, meine Seele, ach wie labend

War 's den Augen, dich zu sehen,

Nana, hin zum Bade gehen.


O du duft'ge BlüteA2 von Kerman!

Als die Tambourins erklangen, freute

Meine Seele sich. Als man den Goldstaub

Dir auf deine weisse Stirne streute,

Meine Seele,A3 brach vor Wonne

Fast mein Herz, du goldne Sonne.A4


Und dann endlich bei der Hochzeitsfeier

War es um mein armes Herz geschehen,

Und Entzücken schwellte mir die Seele,

Dich zu meinem Hause geh'n zu sehen.

Nana, du cypressenschlanke,

Du allein warst mein Gedanke.


Nana, meine Seele, heller Mond!

Als ich dich an meiner Seite fühlte

Dann in jener Nacht voll sel'ger Wonne –

Mein auf immerdar – da, Nana, kühlte

Mir das Glück das heisse Herz

Und vertrieb der Sehnsucht Schmerz.


Fußnoten

A1 Eigentlich lautet die Stelle: Als ich sah, wie man dir die Hosen anzog.


A2 Wörtlich o du balsamische Zira von Kerman.


A3 Im Original: Du kleiner Apfel von Ispahan.


A4 Im Original: Du Frucht aus dem Obstgarten meiner Liebe.


Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 348.
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