Tengu und Knabe.

[406] Man erzählt, daß vor nicht allzulanger Zeit ein Tengu1 einen Knaben geraubt, aber gut behandelt und wohl verpflegt und auf allen seinen Fahrten durch ganz Japan mitgenommen habe. Er zeigte demselben viele Merkwürdigkeiten und belehrte ihn über alles, was er bei ihren vielfachen Kreuz- und Querzügen zu sehen bekam. Als das Kind 11 bis 12 Jahr alt war, fiel es ganz plötzlich durch das Dach seines väterlichen Hauses nieder; der Tengu hatte es, wie es sagte, aus freien Stücken, ganz wie er es ihm versprochen, zu den Seinen zurück gebracht. Es erzählte viel von seinen Reisen und ward seiner großen Kenntnisse halber sehr berühmt.

1

Geflügelte, mit Schnäbeln versehene Kobolde; vgl. Märchen S. 78 und Sage von Yoschitsune.

Quelle:
Brauns, David: Japanische Märchen und Sagen. Leipzig: Verlag von Wilhelm Friedrich, 1885, S. 406.
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