Der Christenbekehrer.

[315] Vor etwa dreihundert Jahren versuchten es fremde Priester, in Japan das Christenthum einzuführen, und hatten im Beginne viele Anhänger. Auch der damalige Schogun Nobunaga neigte sich dem fremden Glauben zu, als derselbe aber von seinen Feinden umgebracht war, gingen seine Nachfolger daran, mit Gewalt das Christenthum wieder auszurotten.

Das betrübte einen braven buddhistischen Priester sehr, der der Lehren seines erhabenen Meisters eingedenk und tief betrübt war, daß so viele seiner Landsleute wegen eines bloßen Irrweges, den sie eingeschlagen, so grausam leiden sollten. Er beschloß daher, sich die Erlaubniß auszuwirken, daß er zu den[315] Christen gehen und sie, bevor man mit Feuer und Schwert gegen sie vorginge, nach Kräften zu bekehren und in den Schooß seiner Religion zurückzuführen suchte. Als er diesen Entschluß gefaßt, erschien ihm Buddha selber in der Stille der Nacht und belobte ihn sehr wegen desselben. Er möge, so sagte die göttliche Erscheinung, nur unverzüglich und getrost ausziehen; sein Vorhaben werde von Erfolg gekrönt werden. Und in der That soll dieser Priester viele Hunderte von Abtrünnigen der buddhistischen Lehre wieder zugeführt haben.

Quelle:
Brauns, David: Japanische Märchen und Sagen. Leipzig: Verlag von Wilhelm Friedrich, 1885, S. 315-316.
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