LXXXVII.

[373] »O Gefährtin, o Freundin! Man hat die Braut zum Bräutigam geführt, und die Mutter ist arm geworden.

Es ist der Regen und der Schmutz nun gekommen; setze in Bereitschaft das Geschenk, ich bin gekommen.[373]

Ich habe sie gesehen auf dem Dache mit weissem Gürtel; ihr Kuss ist ein Goldstück wert. Gott möge es wahr machen.

Ich ging in die Ebene hinaus und traf sie dort an mit einer Spindel in der Hand; komm, wir wollen zum Fest des heiligen Gabriel gehen.

Ich ging an die Oeffnung der Höle und traf daselbst meine drei Freundinnen an, die erste Schimme, die zweite Seide, die dritte Ssâro: auf, wir wollen zum Fest der Muttergottes gehen.

Die Leute vom See von Arbôi schiessen die Kugeln hoch, sie treffen die Jeſiden, welche alle schwarze Röcke tragen.

Ich sah sie auf der Mauer, und sie schlief bei mir, bis der Hahn rief.

Ich erblickte sie hinter dem Baum, der mitten im Hofe steht; ihr Kuss ist ein Goldstück wert.

Ich erblickte sie auf dem freien Platz; ihr Kuss ist einen Taler wert.«

So singen die Mädchen bei der Braut und tanzen; sie färben ihre Hände mit Henna und schwärzen ihre Augen mit Schminke und lassen ihre Locken frei herabhängen.

Quelle:
Prym, E./Socin, A.: Syrische Sagen und Märchen aus dem Volksmunde. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprechts Verlag, 1881, S. 373-374.
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