Anmerkungen.

[374] 1. 1 Der Stoff der hier erzälten Geschichte ist der kurdischen Volkssage Mâm-û-Sîn (vgl. Alex. Jaba, Recueil de notices et récits kourdes. Petersb. 1860, p. 10) entnommen [die ich aus dem Volksmunde aufgezeichnet in kurdischer Sprache besitze S.]. Auch in letzterer Erzälung ist wie hier 4, 9 von Brüdern nicht die Rede. In Dscheſîre zeigt man heute noch nicht nur das schöne alte Schloss als Schauplatz dieser sehr bekannten Liebesgeschichte, sondern auf dem Friedhofe im Westen der Stadt sogar den 8, 8 genannten Dornstrauch.

1, 24 Der Kopfputz der kurdischen und syrischen Weiber besteht aus einer Haube oder auch bloss einem Stirnbande von Goldmünzen; doch ist dieser Kopfputz auch sonst im vorderen Oriente verbreitet, vgl. LN. I, 199. 296; BN. 1, 55 (Abbildung); Sdz. R. II, 10; III, 218. 231. 350. 453; NR. I, 164–65; BM. 55; LMC. 44. 568. Diese Goldmünzen werden nur im Falle der äussersten Not verkauft.

1, 4 v.u. Das Schwert, oder den Säbel, tragen die Helden unserer Erzälungen auf zweierlei Weise: entweder hängen sie es wie hier mittelst eines Gehenkes um die Schulter oder den Hals, vgl. 9, 27; 24, 14; 84, 17; 166, 14; 205, 9 v.u., oder schnallen, gürten es um die Hüften 60, 3; 120, 29; 132, 11.

2, 19 Auf den gerüstartigen Sattelhölzern zu jeder Seite des Lasttieres wird das geschlagene und gesammelte Holz festgebunden.

7, 16 Darüber, dass die Geschichten in Damaskus erzält wurden, vgl. die Einleitung.

7, 17 Das hier gemeinte Gefängniss (zindānīye) befindet sich unter der Erde; Brot und Wasser werden von oben hineingereicht, vgl. Jaubert, Voyage en Arménie. Paris 1821, p. 42, dessen Beschreibung Morier im XVIII. Cap. seiner Ayescha so trefflich verwertet hat. Vgl. auch PP. I, 331. Übrigens sind die Gefängnisse im Orient nicht immer als unterirdische vorzustellen, sondern sie bestehen häufig aus vergitterten Räumen, die im Innern des Regierungsgebäudes oder um den Hof desselben herum liegen. [Solche Zellen sah ich noch i.J. 1873 in Ghaffa S.] Vgl. Morier's Ayescha Cap. XIII.

9, 25 in die Ecke, dem Fürsten gegenüber. Der Hausherr sitzt in einer der beiden Ecken des Zimmerpodiums; ihm gegenüber in der andern Ecke befindet sich der Ehrenplatz für den Gast, vgl. Burckhardt, Arabische Sprüchwörter, deutsch von Kirmss. Weimar 1834, p. 343. Über das Sitzen je nach Rang und Vornehmheit und das Aufstehen des Dasitzenden vor dem Eintretenden (6, 35) vgl. LMC. 201; BM. 80. Derjenige, welcher »höher sitzt«, als der andere, 207 ult., nimmt einen ehrenvolleren Sitzplatz ein.

9, 28 Ose verkleidet sich in einen arabischen Beduinen mit Kopftuch (vgl. 22, 39), welches durch einen aus Kamelharen verfertigten Strick auf dem Kopfe befestigt wird (vgl. ZDMG. 11, 494; BB. 38), gestreiftem baghdadischen Mantel (BB. 37; Bäd. XLVII) und Stiefeln aus rotem Saffianleder (BB. 38). Die beiden letzteren Kleidungsstücke sind übrigens nicht allein den Beduinen eigen, vgl. auch Nicolas de Nasakine im Ausland 1877, No. 28, 558; PP. I, 155. Ose setzt sich unterhalb des Zimmerpodiums, wo die das letztere betretenden[375] Leute ihre Stiefel (vgl. 24, 23; 25, 21) zurücklassen, an dem Platze nieder, den nur die Besucher niedrigsten Ranges einnehmen (vgl. Burton, Unexplored Syria I, 277; LANE. I, 212; abgebildet bei LMC. im I. Cap. Titelbild und sonst), und erhält daher auch keine Pfeife, sondern raucht seinen Pfeifenkopf »wie ein Beduine« (vgl. ZDMG. 24, 471; Ausland 1873, 703). Den Dolch, welchen er zu sich steckt, bezeichnete der Erz. als ein grosses krummes Messer, das man vorn rechts im Gürtel trage, dem Jataghân ähnlich, den man links um die Schulter hänge.

9, 38 Eine besondere Perfidie, die jedoch bei den Kurden nicht selten geübt wird, liegt in dem Umstände, dass der Gast niedergehauen wird, wärend er den Empfangstrank schlürft, vgl. 95, 31.

10, 20 u. fgg., 76, 2 u. fgg. Über das Recht und die Pflicht des Bruders, das Vergehen der Schwester zu bestrafen, vgl. LMC. 197.

11, 10 Im Texte heisst es einfach: sie machte so. Dabei bewegte der Erzäler seine Kinnladen und führte die rechte Hand zum Munde.

11, 31 Über den Gebrauch des Tischleders, d.h. der ledernen Decke, auf welche die Speiseschüsseln gesetzt und das Brot gelegt wird (21, 12. 6 v.u.; 215, 24), vgl. TD. 182; NR. II, 372; Sdz. R. I, 82; GN. 53; LANE. I, 41; II, 242; PP. I, 127: Ritter XI, 115; daher auch der Ausdruck »an Jemandes Teppich essen« BM. 137.

12, 21 die Regierung war streng geworden, d.h. es war unterdessen ein neuer Statthalter hingekommen.

12, 28 In den grossen weissen Überwurf hüllen sich die Frauen in Mesopotamien (LD. 404) und Syrien ein, wenn sie ausgehen, vgl. FE. 317. In Aegypten sind diese Ueberwürfe dunkelfarbig, ebenso in Persien indigoblau PP. 1, 161. – 116, 5 v.u. haben wir mit dem Ausdruck Überwurf das syrische Wort dälqo übersetzt, das 142, 2 mit »Schleier« wiedergegeben worden ist.

13, 26 Der Sitz ist ein grosses bettstellartiges Gerüst mit Schranken. Vgl. Ausland 1873, 703.

14, 18 Türken ist sowol hier wie 41, vorl.; 129, 9 v.u.; 163, 31; 259, 24 Übersetzung von rimōye. Wie man schon im Altsyrischen mit dem ursprünglich Römer, Byzantiner bedeutenden Rhūmōyē oft geradezu Soldaten bezeichnete, vgl. Lit. C. Bl. 1876 Sp. 1421, so haben wir auch an obigen Stellen, jenem alten Bedeutungsübergange folgend, die im Laufe der Geschichte an die Stelle der Byzantiner getretenen Türken als ein Synonymum von Soldaten gesetzt. Der Gebrauch des syrischen Wortes ist jedoch heutzutage auf irreguläre oder Soldtruppen im Gegensatze zu regulären (nazām) beschränkt, vgl. 197, 13 u. fgg., wo wir es durch das in diesem Sinne übliche (vgl. z.B. das 7. und 14. Cap. in Burton's Pilgrimage) Arnauten ausgedrückt haben. Irreguläre Truppen werden zu Gensdarmeriediensten verwendet, daher auch so wiedergegeben 12, 23; 81, 9 v.u.; 359, ult.

14, 10 v.u. Statt militärpflichtig ist ein Deserteur zu übersetzen. Über die Militärpflicht im türkischen Reiche vgl. U. et P. 177. Das dort erwähnte Auslosen der Rekruten beschreibt der Erz. folgendermassen: Der Rekrut wird von zwei Soldaten vor den Pascha geführt und zieht aus dessen Schoss einen kleinen, mit weissem oder schwarzem Pulver gefüllten Rohrcylinder (cīteke). Der Pascha öffnet denselben, nimmt etwas von dem Pulver heraus und zeigt es; ist dasselbe weiss, so lässt er den Mann frei; ist es schwarz, so befielt er, ihn zu den »Gefassten« (msīkōye, was wir 8 v.u., vielleicht nicht ganz richtig, mit Consignirten wiedergegeben haben) hineinzuführen.

15, 10 Kars war nicht Sitz eines Oberstatthalters, sondern bloss Hauptort eines Liwâ, vgl. U. et P. 94.

15, 26 Nach dem Erz. sollen die Männer gewöhnlich mit dem rechten, die Weiber mit dem linken Fusse antreten.

15, 8 v.u. Im Texte wieder, vgl. zu 11, 10, ein sie machte so, wobei der Erz. pantomimisch andeutete, dass sie das Kleid über ihrer Brust auseinanderhielt.

16, 19 um diese freite der Sohn des Statthalters. Gewöhnlich wird durch eine Mittelperson in aller Form um die Braut geworben, 243 ult. (vgl. auch[376] 87, 8 v.u.), wobei n.d.E. der Braut ein Goldstück auf die Stirne gelegt wird. Das Heiratsgeld beträgt bisweilen nur eine sehr geringe Summe 281, 8 v.u. Zu den Heiratsgebräuchen vgl. Perk. 236 ff.; Grant 196 ff.; TD. 317 ff.; NB. 35 ff.; zu dem Seite 17 beschriebenen Betrüge vgl. 1001 N. Hab. IV, 375, 8. Die verheirateten Söhne bleiben im elterlichen Hause wohnhaft vgl. 77, 35, wozu JRGS. 38, 319.

17, 3 v.u. Unter dem Ranzen, tūre, ist eine Art Hirtentasche zu verstehen, die man unter der Achsel trägt.

18, 13 Hier, wie 112, 21 und 350, 13 ist das Wort Kaufmann wol eher als Bezeichnung eines reichen, angesehenen Mannes zu fassen, ein Gebrauch, auf welchen auch Sdz. R. I, 188 hindeutet.

18, 8 v.u., vgl. 214, 30 Über die Derwische als Bänkelsänger und Märchenerzäler vgl. PR. H, 215; PP. I, 40; LMC. 326. – Nach d.E. reden die Derwische eine besondere, dem Kurdischen ähnliche Sprache, die er arab. kúrdī' āṣī (schwieriges Kurdisch) nannte und mit der zu 234, 10 zu erwähnenden »Sperlingssprache« verglich. Mit der letzteren zeigen jedoch die wenigen Worte, die er anzugeben wusste, wie nai Brot dedwū Tintenfass, keine oder nur geringe Ähnlichkeit. Wenn sie langsam sprächen, verständen die Kurden sie.

18, 8 v.u. Die Handtrommel, dāfo, 214, 30 oder Handpauke 287, 17 (NR. I, 181) wird bisweilen von der Mandoline, ṭámbūr, 36, 27 (LMC. 363; NR. I, 177) begleitet 287, 18, welche letztere wir 171, 14 auch Laute genannt haben. Ebenfalls verbunden werden die Flöte und Pauke, zärnāi und naqāra, 23, 7 v.u.; 88, 16; 221, 26 (ähnlich LD. 44. 95). Vgl. auch TD. 308. Ausserdem kommt 342, 7 v.u. noch eine andere Flötenart, ballūre, vor, nach d.E. aus Holz (Rohr?) verfertigt, mit sieben Löchern oben und einem unten.

19, 26 Der Erzäler hat warscheinlich erst in Damaskus das Cigarettenrauchen als etwas besonders feines kennen gelernt. Vgl. 161, 6.

19, 4 v.u. Zehn Beutel. Folgende Geldsorten (vgl. Bäd. XXVI) kommen in unseren Geschichten vor: das Parastück 321, 15; 337 vorl.; Fünfparastück 208, 15; Fünfpiasterstück (von Silber oder Nickel, der Piaster hatte damals den Wert von ungef. 17 Pf.) 229, 2; Sechspiasterstück 165, 9 (BN. I, 366); Taler 165, 10; 374, 16; Goldstück ebds. Ein Beutel ist gleich 500 Piastern 75, 16 (woselbst im Text 40000 Piaster steht) vgl. LANE. II, 330; LMC. 115. 573. Den Wert einer »Truhe Geldes« 22, 6 v.u. gab d. Erz. auf 300 Beutel an, wärend LMC. 573 ihn als 1000 Beutel bezeichnet.

20, 22 Durch Fürst haben wir hier wie an vielen Stellen, mit Rücksicht auf die selbständige Rolle, vgl. Kuroglu, welche die Pascha's in unseren Geschichten spielen, das Wort pāša wiedergegeben, an andern, wo dieselben in einer abhängigeren Stellung auftreten, durch »Statthalter«, vgl. auch 15, 10 Oberstatthalter. Überhaupt haben wir vorgezogen, die orientalischen Titulaturen durch deutsche Ausdrücke wiederzugeben, weil manchen jener Wörter sehr verschiedene Bedeutungen zukommen. So ist âġa mit »Schulze«, »Fürst«, »Häuptling«, »Ritter«, »Herr« u.s.w., šēḩ mit »Häuptling«, »geistliches Oberhaupt«, »Oberpriester« übersetzt worden. Statt Kadi sagen wir einfach »Richter«, statt Mufti »Grossrichter«, weil er die höhere Instanz ist. Für »Sultan« haben wir, wo es allgemeinere Bedeutung hatte, »Kaiser« gesetzt. Das Medschlis wird durch »Rat«, »Ratsversammlung«, »Ratszimmer«, »Ratsbeamte«, »Vornehme« u. dgl. vertreten.

21, 7 Noch heute spielt die Erzälung von Abu-Sêd und den Bani Hilâl 24, 1 (vgl. Ibn Chaldûn, Histoire des Berbères I, 41; d'Escayrac, Le désert et le Soudan 259 u.a.) eine grosse Rolle in der Steppe, vgl. SR. II, 361; III, 40. 181.

21, 27 Die eigentlichen Beduinen haben keine Schaf- und Rinderherden; in den Eufratländern jedoch gibt es sehr viele halbbeduinische Stämme, welche Rinderherden besitzen, vgl. FK. I, 374; LD. 174; PR. II, 142.

22, 6 (vgl. 252, 31) Dass die Todesstrafe der Pfälung in Kurdistan noch in neuester Zeit vorkam, ersieht man aus BN. I, 49. D.E. beschreibt diese Art der Hinrichtung aus eigener Anschauung folgendermassen: »Ein Spiess[377] oder Pfal wird aufgepflanzt, der Verbrecher mit dem Hintern daraufgesteckt; der Spiess kommt in der Nähe des Kopfes zum Vorschein.« Moltke sah ein zur Hinrichtung von Verbrechern bestimmtes Gerüst mit vier Fuss langen Messern MB. 203.

22, 21 setze das Zelt auf einen Pfeiler. Nach BB. 33 haben die Zelte der Ahl el Schemâl genannten Beduinen gewöhnlich neun Pfeiler oder Pfäle, wovon einer in der Mitte steht, Anmerkungen, die Anführer haben je doch statt eines einzigen Mittelpfeilers deren drei, die der 'Aenĕſe vier oder fünf: bei den Ṭai erwähnt LD. 171 sogar sechs, allerdings als Ausnahme. Wenn nun Abu Sêd seiner Frau aufträgt, »das Zelt auf einen Pfeiler zu setzen«, so ist hiermit jedenfalls ein solcher Mittelpfeiler gemeint, und er, will damit sagen, sie solle ihr Zelt wärend seiner Verbannung demjenigen eines gewöhnlichen Mannes gleich machen. Denselben Sinn wird das »zur rechten Hand« haben; das Zelt des Häuptlings liegt immer an der Seite des Lagers, von welcher die meisten Fremden, Feinde oder Gäste, eintreffen; bei der zeitweiligen Abdankung des Abu Sêd muss daher sein Zelt dem des neuen Häuptlings Platz machen, vgl. BB. 26.

22, 27 Ghânim. Auch FK. I, 337 nennt einen Beduinenhäuptling Solymaun Gunnum bei Baghdad.

22, 30 Der Erz. macht hier den Ssifûk zu einem Häuptling der 'Aenĕſe, wärend es sich warscheinlich gerade umgekehrt um den langjährigen Feind derselben, den grossen Schämmarhäuptling dieses Namens handelt, vgl. LN. I, 93. 111; BN. I, 302. 338; JA. 1879 I, 222. Bei FK. I, 271 kommt ein Ssifûk als Schêch der Dscherbû' vor, warscheinlich derselbe wie oben, da nach BB. 24 die »el-Dscherba« ein Zweig der Schämmar sind, welche im arabischen 'Irâq zelten.

22, 3 v.u. ohne Mützen, d.h. nur mit dem zu 9, 28 erwähnten Tuche, der Keffîje, auf dem Kopfe. Beduinen tragen eben nie die rote türkische Mütze.

23, 1 Es ist bekannt, dass die spitzen Ecken der schaufelförmigen Steigbügel die Stelle der Sporen vertreten. Vgl. LANE. II, 55; Kremer II, 260.

24, VII. Das Vorkommen eines »Hatem Tai Kalla« (vgl. JRGS. 1865, 52) zwischen Niçibîn und Dscheſîre spricht für eine Localisirung der Sage von Ḥêtim-eṭ-ṭai in der Nähe des Ṭûr.

25, 9 Dazu, dass die Beduinen, von denen selbst der reichste nie mehr als ein Zelt hat, einer Frau aus besondern Gründen ein kleineres Zelt neben dem eigenen aufschlagen, vgl. BB. 33.

25, 10 Über die Stellung und die Rechte der Anführer ('Agîd) bei den Beduinen vgl. BB. 238 u. fgg.

28, 17 Nach einer andern vom Erz. erwähnten Version unserer Geschichte wurde nicht der Becher, sondern das Kopftuch in den Kornsack gesteckt.

29, 21 Kander, d.i. Alexander, mit dem Horn heisst er n.d.E., »weil er qąrrān Anmerkungen war.« Letzteres ist sonst die Bezeichnung des Schah's von Persien, des Zaren und des Kaisers der Ameisen; die Ableitung des Beinamens »du-qárno« von »qąrrān« im Hinblick auf Alexanders Weltherrschaft, sein »Kaisertum«, erscheint hier jedoch um so willkürlicher, als von dem letztern noch gar nicht die Rede ist. Dagegen kann aus dem Beinamen »mit dem Horn« sehr leicht die Erzälung entstanden sein, wie Kander zum Hahnrei gemacht wird und sich an seinem Beleidiger rächt. Wenn man Dschano's Anmerkungen im Sinne von Anmerkungen nehmen dürfte, so würde hierüber kein Zweifel sein.

30, 12 Sie legt den Brief auf ihren Kopf zum Zeichen der Hochachtung. So legen die Priester nach LN. I, 174 den Brief des Patriarchen an ihre Stirne.

30, 17 Dass Entführungen von Mädchen und Frauen in Kurdistan besonders häufig vorkommen, erfahren wir aus RN. II, 86; LD. 39. 46; WR. 2, 229.

31, 5 Unter Butterwecken ist in Butter gebackenes Brot zu verstehen, Baqlâwa ist »ein Backwerk aus Zucker und einem Teig von süssen Mandeln«[378] Muradgea d'Ohsson, Allg. Schilderung d. Othom. Reiches, übers, v. Beck, Leipz. 1788. I, 440. Ausführliches Recept bei Brg. 265, No. 84.

31, 6 Dass das Trinken von Brantwein (Raqi) in unsern Geschichten so häufig vorkommt und einen wesentlichen Bestandteil aller Vergnügungen bildet, wird nach dem in der Einl. Gesagten Niemand wundern. Wie viel hierin die Christen schon im Jahre 1816 zu leisten verstanden, siehe bei BM. 81; vgl. auch PR. I, 165.

32, 23. 25. 30 die Gärten bewässern hat nach d.E. eine obscöne Nebenbedeutung.

32, 6 v.u., vgl. 92, 3 v.u. Zu der Sitte des Aufdrückens eines Stempels oder Brandmals als Preis der Wette oder des Spieles (Kl. 183) vgl. das zu Bērût gedruckte kleine arabische Lustspiel Anmerkungen, in welchem dieselbe eine grosse Rolle spielt.

33, 8 v.u. Doppelsäcke sind sehr gut beschrieben ZDMG. 22, 92, vgl. Bäd. XXXVIII.

36, 24 Zu der Fähigkeit Alexanders, mit jedem Volke in dessen eigener Sprache zu reden, vgl. das Niẓâmī'sche Alexanderbuch bei Bacher, Niẓâmî's Leben und Werke, Göttingen 1871. S. 92.

36, 33 Das Land der Blinden gehört nicht zu den zu 269, 3 aufzuführenden mythischen Ländern, sondern soll n.d.E. östlich von Baghdad liegen. Es habe seinen Namen davon, dass viele seiner Bewohner in Folge der dort häufigen Masern des Augenlichtes beraubt seien.

40, 1 Grindkopf. Der Grind ist im Oriente sehr verbreitet und hat oft Kalköpfigkeit im Gefolge, vgl. PP. I, 357; II, 308. Der Grind- oder Kalkopf ist die komische Person des Orients, vgl. Chodzko, Théatre persan, Paris 1878, XV u. fgg. Das Volk schreibt ihm wie allen mit körperlichen Gebrechen behafteten besondern Verstand und Schlauheit zu. Er wird zwar verlacht und verachtet, 93, aber auch um Rat befragt 99, 22, und zu wichtigen Aufträgen 194 und Entscheidungen berufen 232; seine Schlauheit und sein Glück sichern ihm immer den Erfolg 259, vgl. Socin, Arab. Sprichw. u. Redensarten, Tübingen 1878, No. 275. – Blosse Maske ist er 156 u. fgg.; in Anbetracht des die Verkleidung bewirkenden Mittels haben wir dort »Kalkopf« übersetzt. – 259 u. fgg. muss schlecht erzält sein, der Grindkopf hat nur anfangs Sinn, im weiteren Verlaufe nähme besser ein Kater oder ein Fuchs seine Stelle ein.

40, 5 Mit Jeʃîdi haben wir das syrische Wort cälkōye übersetzt, welches jedoch eigentlich nur einen im Ṭûr ansässigen besonderen Stamm derselben bezeichnet, vgl. NR. II, 388; Ch. d. I, 59. 151. Tchilky, Djilguy, Tchilkuy, Djilky, Tchéléky. Nach PR. II, 333 gehen die Priester der Jeſîden in den Gemeinden herum, um Tribut, der in Naturallieferungen besteht, einzusammeln.

43, 1 Bei dem Ausruf »weh mir!« schlug sich d. Erz. auf die linke Hand.

43, ult. Hochzeitsgelage der Elfen. Wegen dieser Gelage und der Tänze haben wir das Wort jinn mit Elfen (vgl. d. Sachreg.) übersetzt (selten mit Geister 107, 4). Über die jinn vgl. besonders LANE. I, 29. 35; Demîrî I, 253 ff.; FE. 164. Wie in unserer Geschichte 44 wird auch sonst erwähnt, dass Menschen sich mit Dschinninnen verheiraten (Kremer II, 258). N.d. Erz. ist der Wolf (vgl. LANE. 1. 1.) das einzige Tier, welches keine Furcht vor den Elfen hat, sondern sie widerstandlos in Dorngebüsche hineintreibt und dann auffrisst, besonders Elfenkinder, vgl. 44, 13; 79, 5; 69, 6 u. ff. (wo von Elfen die Rede ist). Wenn ein Kind auf Elfen tritt, so schlagen sie es nicht, sondern holen gegen dasselbe aus, so dass sein Bein von der »Elfenluft« getroffen wird, was die Lähmung des Beines zur Folge hat. – Über das Land der Elfen vgl. zu 269, 3.

44, 1 besessen. Von einer Frau, welche als Besessene im Gebirge lebte, (vgl. 61, 11) erzält RN. I, 190. Die Besessenen werden geschildert als von den Teufeln hingeworfen 353, 25 (vgl. LANE. II, 330), zerreissen ihre Kleider 216, 27; 335, 19 und sind daher nackt ebd. (vgl. ThLB. 148). Sie werden gefesselt 336, 20, was vielleicht mit der im Oriente gebräuchlichen Behandlung[379] zusammenhängt, vgl. Bäd. 423; BN. I, 253. Sie werden auch durch Spucken in den Mund geheilt, vgl. Anm. zu 77, 26, oder auch durch Gebet 217, 14. Die Krankheit weicht, so bald die Elfe stirbt, welche den Zauber ausgeübt hatte 44, 14; ebenso tritt Heilung ein, sobald etwa ein Talisman, dessen Wegnahme das Verlieren des Verstandes verursacht hatte, zur Stelle geschafft wird 151, 4 u. ff.

46, 31 er soll Dreck fressen d.h. das Ziel seiner Absichten oder Wünsche nicht erreichen vgl. 179, 37 (Kot); 180, 15; häufig bei Kur. z.B. 58; LN. I, 32. 237. Die Redensart kommt auch im Arabischen, Persischen und Türkischen vor.

49, 3 Nach dem Erzäler ist Ḥût einem Dämon ('afrīt) ähnlich, er frisst Schlangen, Tiere, Menschen, bes. auch Weiber; er wohnt in den Bergen und geht auf die Jagd.

49, 7 (vgl. 128, 7 v.u.) Auch die Beduinen gebrauchen noch eine Schleuderkeule, vgl. SR. II, 247. Nach d. Erz. ist diese Waffe von Eisen und gleicht dem oberen Mühlstein; man setzt sie mittelst einer Eisenstange in rotirende Bewegung und schleudert sie dann ab. Nur sehr starke Männer vermögen sie zu gebrauchen. Dieser Schleuderdiscus ist in unsern Märchen die besondere Waffe der Unholde.

49, 7 v.u. Wir haben hier zwei Millionen übersetzt, obwol im Texte 200 Millionen stehen. Die Orientalen haben durchgängig keinen klaren Begriff von einer Million.

51, 7 v.u. Unter den Scheunen, ambâr, sind tiefe Gruben zu verstehen, in welchen man grosse Getreidevorräte aufspeichern und gut verbergen kann, vgl. Otter bei BM. 212. Ähnlich in Persien, aber mit einem konischen Turme überbaut PP. II, 133.

52, 2 Unter dem Consul (bailos) ist wie auch 129, 6 v.u. der russische zu verstehen; das Amt eines solchen kann, wie es hier der Fall zu sein scheint, von einem Eingeborenen bekleidet werden. Nach d.E. wird dieser »Consul« zum Schütze der Christen von Baghdad geschickt und hat seinen Sitz in Môçul; er habe eine dunkelblaue, weiss und rote (oder gelbe) Fahne.

52, 8 v.u. wie die Post, d.h. wie Postcouriere, für den mit der Eisenbahn noch unbekannten Orientalen die denkbar grösste Beförderungsgeschwindigkeit. Dieselben legen nach PP. I, 177 an 18–24 deutsche Meilen, nach Perk. 341 an 70–100 engl. Meilen, (vgl. auch Kremer I, 197) täglich zurück, wärend eine Karawane nach BM. 58 es auf nicht mehr als 15 englische Meilen im Tage bringt. Es wird meist Galop geritten. Wenn es 138, 15 heisst: sie schrieben mit der Post (nicht durch einen Boten), so soll auch dieses die grösstmögliche Eile der Briefbesorgung ausdrücken.

52, 6 v.u. so um diese Zeit, d.h. die Zeit, um welche Dschano die Geschichte erzälte. Es war gegen sieben Uhr morgens.

52, vorl. in der Nacht aufs Minaret, u.s.w. hiermit ist die »ûlā« gemeint, der kurz nach Mitternacht stattfindende Ruf zu dem ersten der beiden freiwilligen Nachtgebete, welche einzelne besonders fromme Muslime noch über die vorgeschriebenen fünf Gebete hinaus verrichten, vgl. LMC. 73.

55, 14 Darüber, dass die Beduinen nie mehr als einen Streich zu tun pflegen, ist uns nichts weiter bekannt, es müsste denn der Umstand gemeint sein, dass sie 'das Tödten eines schon verwundet daliegenden Feindes für völkerrechtswidrig erachten, vgl. BB. 126.

55, ult. Ein Berdewil Kassr in der Nähe von Nisibis erwähnt Černik II, 16.

58, 2 Die Angel (siyāra) ist bei den orientalischen Thüren höher oben und tiefer unten als bei uns.

58, 25 Das ist mein Vergnügen. Ähnliche arabische Namensetymologien des syrischen Namens »Steinfeste« s. bei Ch. d. I, 144 (450); Ritter XI, 83 nach Hammer.

59, 11 Den Fed'ân beschrieb der Erzäler als ein Ungeheuer mit Ochsenaugen, einer Nase wie ein Schweinsrüssel; sein Maul ist breit, wie das eines Kamels; die Füsse wie Bärenfüsse; er ist nackt und trägt bloss einen[380] wollenen Lappen um den Leib. Er ist so gross wie ein Esel und läuft auf zwei Füssen, die Arme nach hinten gerichtet.

59, 31 »Das Haus deiner Mutter möge einstürzen« ist einer der vielen Flüche, welche durch häufigen Gebrauch ihren Sinn vollständig eingebüsst haben und Beteuerungsformeln geworden sind; vgl. »may thy house fall in ruins« Kur. 107. 133. 204 u. öfters. Auch die Imprecation »mögest du sterben«, welche wir 306, 19 u. anderswo mit »Geh zum Teufel« übersetzt haben, ist auf diese Weise zu erklären gegen Chodzko Kur. 68.

59, 10 v.u. Blitzschwert. Unter dem durch seine Härte ausgezeichneten Blitzeisen, aus welchem die Blitzschwerter und Eisenspangen auf den Schilden 59, 9 v.u. verfertigt sind, ist Meteoreisen zu verstehen; der Blitz ist also mit der feurigen Erscheinung des Meteors verwechselt worden. Die Härte des Meteoreisens war schon Qaſwîni bekannt, vgl. el-Kazwini's Kosmographie a.d. Arab. von H. Ethé 19 und de Sacy, Chrestom. III, 428. 437, so wie auch die Anwendung desselben zum Schmieden von Schwertern, vgl. Kremer. II, 284 Anm.; Barker, Syria and Egypt under the last five Sultans of Turkey, London 1876, I, 218. Das Luftschwert der Geister 49, 13 ist ein Schwert aus demselben Meteoreisen. D.E. berichtet, dass man mit dem Blitzschwert den Gegner schon dadurch tödten könne, dass man gegen ihn aushole.

60, 3 v.u. Die Einleitungsworte vor solchen Erzälungen gebrauchte Dschano auch vor kurdischen Geschichten: go hábū unábū cētír šḩvadē nábū. [Auch von Nestorianern hörte ich ítva lítva es war und war nicht; von einem Juden aus Sâcho: ísva bištu mīlāha läsva, es war, besser als Gott gibt es nichts. S.]

61, 5 Der kurdische Eigenname Dêveräsch kann wol nichts anderes als »schwarzer Dêv« (Dämon) bedeuten. Die Syrer haben ihn mit ihrem Worte dēvo Wolf in Verbindung gebracht. Dies konnte um so leichter geschehen, als schwarze Wölfe (Canis lycaon) in Vorderasien tatsächlich vorkommen, vgl. W. Ainsworth. Researches in Assyria, Babylonia etc. London 1838, 38.

61, 6 Adler. Wir haben uns erlaubt, dasselbe syrische Wort (qāġo) hier mit Adler, 219, 5 v.u. mit Rabe zu übersetzen, weil der Erz. sagte, es gebe zwei Vögel dieser Art: 1) der grosse qāġo; derselbe sei selten; er habe die Grosse eines Truthahns, fresse Schafe, Pferde- und Kamelfleisch; gewöhnlich tödte er Tauben und Sperlinge; er niste auf Bäumen, in einsamen Gegenden zuweilen auch auf dem Boden; er rufe grgrgr; er sei König der Vögel. 2) Die kleinere Art sei schwarz, man jage und schiesse ihn, er sitze auf Bäumen, Dächern u.s.w.

61, ult. Mit Onkel redet man im Oriente sehr gewöhnlich den Unbekannten an, vgl. BB. 298.

62, 5 Die Gurdsch wohnen n.d.E. in einem besonderen Lande am Ende der Welt, weiter als Indien entfernt; 118, 18 wird bemerkt, dass es in ihrem Lande viele Dornsträucher gebe, was wol auf Verwandtschaft mit den Elfen hindeutet. Es herrscht unter ihnen Weibergemeinschaft; jedoch haben sie keine Regierung (dagegen ist hier und 118, 15 von ihrem König und Fürsten die Rede). Die Leute gehen nackt, sie essen und trinken den ganzen Tag. Ihre Frauen sind von ganz besonderer Schönheit; Dschano sagte: »Eine Gurdsch ist wie eine Frau«; er meinte damit wol ein feenartiges Wesen. Vgl. dazu 62, 6; 118, 15; 268, 1. Bisweilen gehen Männer bei Nacht auf Frauenraub in das Land der Gurdsch; die geraubten Mädchen wer den den reichen Türken um vieles Geld verkauft. Auch letzterer Umstand scheint darauf hinzuweisen, dass die Sage sich an ein reales, keineswegs so weit abliegendes Land anschliesst, nämlich an Gurien, die SW. Provinz des russischen Caucasus; man vergleiche die Sage, welche Bodenstedt über die Mädchen von Gurien gehört hat, Tausend und Ein Tag im Orient. 3. Aufl. Berlin 1859, S. 166.

63, 6 v.u. Nach d. Erz. ist der Schamâl ein Tier wie ein Affe, und es gibt ein unter der Erde befindliches Land, welches bloss von solchen Tieren bewohnt ist. Niemand wagt in ihr Land zu gehen, da sie Menschenfresser sind; doch gelingt es bisweilen, ihnen ihre schönen Weiber zu stehlen. Ihre Sprache versteht Niemand. Sie sind sehr stark und gefrässig. 'Osmân-Pâscha, der vorige Statthalter von Märdîn, hatte einen Schamâl an einer Kette.[381]

65, 18 Der Heuschreckenfresser (Ssimermer) ist ein Vogel aus dem Geschlecht der Stare (Sturnus purpureus PP. 11, 134, Pastor roseus Brehm2 V, 395); füge zu den bei Dozy s.v. citirten Stellen Muḥîṭ s.v.; SR. I 104; IV, 67; JAOS. 1851, 76; W. Ainsworth, Researches in Assyria, Babylonia and Chaldaea. London 1838, 43; M. Wagner, Reise nach dem Ararat und dem Hochland Armenien 183 Sturnus roseus. Der Heuschreckenfresser war bereits im Altertum bekannt, s. Plinius Hist. natur. X, 39, vgl. H.O. Lenz, Zoologie der Griechen und Römer. Gotha 1856, 296. Auch das Schifâ el-ghalîl (Cairo 1282) 128 bezeichnet ihn als eine Art Star. Unser Erzäler sagte, es gebe auch im Ḥaurân solche Vögel. Der Ssimermer komme im Frühjahr von Sôſân und suche Heuschrecken; im Winter gehe er wieder dorthin zurück; er fresse auch Gras und Fruchtkörner. Er sei schwarz, etwas kleiner als ein Damascenertäubchen und schreie dscherr-dscherr-dscherr. Man tödte und esse ihn. – Als Fürst der Ssimermer (was im klassischen Arabisch auch eine Art dämonischer Wesen bezeichnet) wird in unseren Geschichten der vollkommen mythische Ssîmer genannt, vgl. d. Sachreg. Dass Ssîmer dem Ssîmur der syrischen Pantschatantraversion und dieser dem Ssîmurgh des Schâhnâmeh entspricht s. Kalîlag u. Damnag LXXII und JLZ. 1878 Art. 118 (auch bei Firdôsī König der Vögel S. 139, v. 191 ed. Vullers).

66, 15 Das Wort Pahlawân, einst Ehrentitel der Helden Alt-Irân's ist im Laufe der Jahrhunderte zur Bezeichnung von Kunstreitern, Ringern, Kraftmenschen und Seiltänzern herabgesunken; letztere Bedeutung ist heutzutage die gewöhnlichste. Vgl. Bd. I, S. 152, 33, und Dozy, Supplement sub Anmerkungen; zur Sache LMC. 387; PR. II, 307 und PP. I, 188. 384. – Hier jedoch, im Beinamen des ritterlichen Ḥamſo, scheint noch ein Rest des ursprünglichen Sinnes fortzuleben, wir haben es desshalb, nach Art der Eigennamen, unübersetzt gelassen.

70, vorl. Wasser ausgiessen, ein Euphemismus, dessen sich die Frauen bedienen müssen, entweder Umschreibung des natürlichen Vorganges, oder auf das Ausgiessen des zur Reinigung bestimmten Wassers aus der zu 96, 4 zu erwähnenden Kanne sich beziehend.

73, 6 v.u. Die Worte so schaute er begleitete d.E. mit einem flehentlich suchenden Blicke.

77, 27 Derselbe Ausdruck, welcher n.d.E. hier mit der Uebertragung der Herrschaft im Hause erklärt wurde, kehrt 105, 6 im Sinne der Gewährleistung der Unverletzlichkeit, 334, 34 in dem der Uebertragung einer gewissen Zaubergewalt wieder, wobei an der ersten Stelle als Pfand eine Harzotte verlangt, an der zweiten demjenigen, welcher die Zaubergewalt erhält, in den Mund gespien wird. Letzteres kommt bei der Aufnahme in gewisse Derwischorden vor, vgl. Maltzan, Drei Jahre im Nordwesten von Afrika IV, 279. Aehnliches vgl. NB. 138; BN. I, 113; WR. II, 275; Fachri 168, 5. – Auch 368, 9 spuckt der Schlangenkönig dem Fuchs in den Mund zur Bekräftigung seines Versprechens.

79, 2 Er hält es für Unrecht, näher zu gehen, weil die Waschenden ihr Gesicht, sowie auch die unteren Körperteile (vgl. FK. 1, 49) entblössen.

89, 2 Zur Hervorbringung des als. mgā-umgā aufgefassten Lautes bewegte d. Erz. die Zungenspitze vor dem Munde und in den beiden Winkeln desselben.

89, 19 Die Affenmutter ist Mutter aller Affen (šādi); sie sieht aus wie ein Mensch, ist vier Ellen lang, ihr Bein ist so dick wie ein Mannsleib, ihr Hinterer ist rot. Sie geht auf vier Füssen; die grossen Tiere jedoch greift sie wie ein Bär mit den Vordertatzen und den Zähnen an; sie tödtet Menschen, Löwen und Schlangen und selbst Kamele; sie trägt letztere ihren Jungen, die unter der Erde in einem Loche sind, zu. Es gibt viele solcher Geschöpfe im Dschebel Ssindschâr, Jessûn (?)

91, 6 Sie aber warf ihren Apfel auf einen Grindkopf. N.d.E. ist es eine Schande, wenn ein Mädchen frei aussprechen würde, dass sie den oder jenen zum Manne haben möchte, sondern es gibt dem Betreffenden seine Neigung durch ein solches Zeichen zu erkennen.[382]

94, 5 Der Umstand, dass sie beim Haupte ihres Fürsten schwören, soll ausdrücken, dass er sehr beliebt war, vgl. 205, 20 und 1001 N. Br. 8, 23.

96, 4 nahm das eiserne Becken, vgl. 186, 10. Da das Beten an den beiden Stellen in den Vordergrund gerückt ist, so ist anzunehmen, dass das Becken zur Vollziehung der religiösen Waschung dienen soll. Es ist jedoch warscheinlich, dass die obigen Worte ausserdem auch dem gleichbedeutenden arabischen aḩḏ el-ibrīq, dem in Mesopotamien gewöhnlichen Ausdrucke für das auf den Abtritt Gehen, entsprechen, vgl. PP. I, 68.

96, 8 Das Knöchelspiel besteht darin, dass der Werfende gewinnt, wenn die beiden geworfenen Knöchel (Schafknöchel) so fallen, dass sie nicht in gleiche Stellung kommen. Ueber die verschiedenen Arten des Knöchelspieles vgl. PR. I, 155 u. fgg.

96, 9 v.u. Da zwischen dem Worte šâdi und maimûn ein Unterschied gemacht werden musste, so haben wir vorgezogen, ersteres durch Affe, letzteres durch Halbmensch (vgl. d. Sachreg.) zu übersetzen. Die Affen werden gewöhnlich in Verbindung mit den Halbmenschen genannt. Der »Affe« wird geschildert als ein Tier, welches spielt, um sich greift, den Kopf hin – und herwendet, bläulich und so gross wie ein Hund ist. Sein Urahn stammt von der Affenmutter vgl. Anm. zu 89, 19. Nach uns. St. (vgl. 268, 20) haben die Affen einen König, vgl. Anm. zu 268 ult.; über ihr Land vgl. Anm. zu 269, 3.

96 ult. N.d.E. ist die Erdgrube eine Grube, aus welcher man Lehm für den Häuserbau holt. Vielleicht wäre aber an unsrer Stelle, wo von Gazellenjagd die Rede ist, eher an einen Graben zu denken, wie er zum Behuf des Gazellenfangs bei einer sogenannten maṣyada angebracht ist, vgl. BB 178.

98, 7 Er zieht seine Kopfbedeckung ab, um damit seine Todesverachtung auszudrücken und die Truppen durch seinen Mut anzufeuern.

98, 30 Die Tochter des Königs wird vorher die Schwester des Königs genannt. Unter dem erstem ist daher der verstorbene König zu verstehen.

98 ult. Rustem, Sâl's Sohn haben wir übersetzt, müssen jedoch bemerken, dass dem Erz. Sâl als Vater Rustem's nicht mehr bekannt war, er das Wort vielmehr als Beinamen fasste und volksetymologisch durch Anlehnung an das Verbum Anmerkungen als identisch mit Anmerkungen der Gewalttätige erklärte: Anmerkungen.

100, 12 Mäldschämepflaster. Zur Bereitung dieses kostbaren Heilmittels hat Dschano folgendes Recept dictirt: ąáršo ȩddḗvo uąáršo ȩdsábȩo mītǫqḑi umīdǭqi bi-hắvun, ub drto ạdhaúwyo miy-ḗmo umā'īto īy-ḗmo, lọ-ináqlā u-ḥálvo diy-ḗmo, kāmīlo bárto, ạḥlūla mȩbḗza ḥálvo ąālu-ąáršo du-dēvo udu-sábȩo, símme máljạme; lu-kḗvo du-rīšo ġálabe kā'ísto-yo d.i. ein Wolfszahn und ein Löwenzahn werden verbrannt und im Mörser zerstossen, dann muss ein Mädchen; dessen Mutter bei der Geburt gestorben ist, und das ohne Muttermilch herangewachsen und mannbar geworden ist, aus seiner Brustwarze Milch auf den Wolfs- und Löwenzahn spritzen; so macht man Mäldschäme; gegen Kopfweh ist es sehr gut. – Aehnliche abergläubische Ansichten über die Wirksamkeit von gewissen Teilen von Tieren sind auch folgende: Wenn Jemand ein Stückchen von der weiblichen Scham einer Wölfin abschneidet und es in einen Lappen gewickelt in der Kopfbinde mit sich herumträgt, so werden die Weiber in ihn verliebt. Wer Sperlingsknochen bei sich trägt, bewirkt damit, dass die Liebe seiner Braut zu ihm und die seinige zu ihr zunimmt.

101, 16 mit einem Schlangenmanne; sie riefen einen ist wörtlich nach dem Texte übersetzt, man erwartet »dem« und »ihn«.

101, 29 Wir haben das vielleicht etwas auffällige Wort Heilpulver gewält, weil das gegen Verwundungen (128, 19 sogar gegen Blindheit!) allgemein angewandte Mittel kein eigentliches Pflaster ist, vielmehr aus einer pulverisirten gelblichweissen Masse besteht, in der hauptsächlich Schwefel zu sein scheint. Dieselbe wird angefeuchtet in die Wunde hineingelegt und soll blutstillend wirken. Wir lernten dieses Mittel im Ḥaurân kennen, wo wir eines späten Abends noch zu einem Verwundeten gerufen wurden. Der[383] Mann hatte eine tiefe breite Stichwunde im Rücken, und seine Umgebung hatte das erwähnte Mittel schon angewandt.

1.05, 6 Vgl. zu 77, 27.

107, 4 die Geister hatten sie erwürgt. Nach einer ergänzenden Mitteilung d.E. hatte der Elfenkönig sich durch die Reclamation des Löwenkönigs gekränkt gefühlt; um diesen zur Rückkehr zu bewegen, sandte er zwei Elfen aus, das Mädchen zu tödten. Wir hätten daher besser übersetzt: seine Tochter war gestorben.

107, 18 'Akkari ist ursprünglich Name eines Kurdenstammes, vgl. Ibn Ḥauqal 144, 8. Ibn el-Athîr 8, 521; Jâqût IV, 978 schreibt Hakkârîje, während Ch. d. I, 66. 73. 175. 226 Ḥakkâry hat. Vgl. Ritter IX, 650 u. fgg. In zweiter Linie bezeichnet 'Akkari auch einen bestimmten District, welcher N. von Môçul liegt und n.d.E. von Kurden, Nestorianern und Chaldaeern bewohnt ist. Er sagte, die Gegend der Mirân-Kurden sei das Centrum von 'Akkari.

107, 20 Im ganzen Orient, auch bei den Christen der besseren Classen, gilt das Spielen um Geld für schändlich, vgl. 142, 23; 316, 15; gerade die Kurden werden freilich als spielsüchtig geschildert [was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. S.]

110, 6 Festplatz. N.d.E. versammeln sich die Weiber monatlich je zwei Tage an einem bestimmten baumreichen Platze, um sich mit Essen, Trinken, Singen und Tanzen zu unterhalten; an diesen Zusammenkünften sollen keine Männer teilnehmen, vgl. jedoch 108, 4 u. fgg.

112, 27 Vgl. 226, 21 und Anm. zu 184, 9 v.u. 185, 27. In Baghdad residirt n.d.E. stets ein Chalîfe aus einer arabischen Familie; die Würde ist erblich. Der Chalîfe unterhält ein Heer; der Statthalter von Baghdad ist sein Untergebener, und wenn der letztere nichts taugt, so schreibt der Chalîfe an den Sultan, er solle ihm einen andern schicken. Wenn die Herrschaft des Sultans zu Ende geht, so kommt der Chalîfe an die Reihe und wird Herrscher über die ganze Welt.

113, 29 Die Prinzessin soll in der Löwenhaut warscheinlich schwitzen, ebenso wie RF. LX u. CVI der Löwe in der Wolfshaut; an der letztem Stelle liegt das Uebel des Königs ja ebenfalls im Kopfe.

116, 18 Man muss annehmen, dass die Bärin den Riesen früher seiner Augen beraubt habe; auch d.E. gab dies auf Befragen zu. Die Geschichte ist warscheinlich nicht vollständig, oder schlecht erzält; sie ist eine der zuerst mitgeteilten.

124, 12 Die Wäsche wird am Bache, jedoch in warmem Wasser gewaschen; man bringt Kessel und Feuerung mit.

129, 12 Moḥammedanerin. Muslimische Frauen oder Mädchen können unter keinen Umständen einen Andersgläubigen heiraten, vgl. LMC. 97, daher hier vorheriger Uebertritt erforderlich. Auffallend ist, dass der Erzäler bei den christlichen Armeniern Vielweiberei voraussetzt.

130, 4 Die Ungläubigen (gāwir) wurden ausdrücklich als Christen, beziehungsweise Russen, vgl. 15, 9, bezeichnet, die der Erz. sich gleich hinter. Baghdâd denkt; gegen soll nur die Richtung ausdrücken. – 36, 24 u. fgg. haben wir gāwir unübersetzt gelassen: zu den Gawern. Dort, bei den fabelhaften Zügen Alexanders, sind gewiss die Guebern, vgl. PR. II, 152. 203 u. ff., gemeint.

132, 12 Pferde können auf ihm nicht gehen. In den höher gelegenen Teilen Kurdistan's, wie im Ṭûr, gibt es [auch nach meiner eigenen Erfahrung S.] viele Partien, welche so rauh und steinig sind, dass man gezwungen ist, zu Fuss zu gehen, vgl. Perkins im JAOS. 1851, 94; JRGS. 1865, 48; BN. I, 207; LN. I, 159.

134, 19 Die Worte Wasser, die singen, und Bäume, die tanzen sind im Texte, gerade als wenn sie ein zusammengesetztes Nomen geographicum bildeten, in kurdischer Sprache ausgedrückt.

136, 14 Ssôlnâs ist eigentlich ein kurdisches Appellativum: der Schuhkenner (vgl. JJ. sub Anmerkungen u. Anmerkungen), woraus der Artikel vor demselben zu erklären; man bezeichnet damit den Aufseher über die Schuhe, die die Mitglieder des Staatsrates an der Thüre ausziehen, also eine Art Hofmarschall.[384]

137, 22 Mit Zwergen haben wir, dem heutigen Sprachgebrauche und der schon länger im Oriente herrschenden Anschauung folgend, die beiden Völkernamen Gog und Magog (yājūj u. mājūj) übersetzt, vgl. Bocthor unter nain Anmerkungen. In Damaskus rufen die Strassenjungen auffallend kleinen Leuten nach: yā žûžū, yā mûžū, yā abū ṭīz emḥannā. (Zwerg, kleiner Zwerg, mit dem ḥennagefärbten Steisse). – Vom Erz. selbst werden sie als solche beschrieben 178, 19 und 182, 16; vgl. hierzu Ibn Churdâdbeh IA. 1865, 102 u. 495; Moqaddasī ed. de Goeje, Leiden 1877, p. 365, 1; Géographie d'Édrisi, trad. par Am. Jaubert, Paris 1836–40, II, 349 und 420; Ibn al-Wardī, Charîdat al'adschâïb, Cairo 1872, p. 68; Cazwini's Kosmographie hrsg. von Wüstenfeld, Göttingen 1848, II, 416; Mehren, Manuel de la Cosmographie du moyen âge, Kopenhagen 1874, p. 383; Demîri, Būlâq 1867/8 II, 476. Von der grossen Mauer wusste d.E. nichts, er schreibt ihnen vielmehr eine besondere Welt unter der Erdoberfläche zu, die sie nach Belieben verlassen können, vgl. Anm. zu 269, 3; auch zu 148, ult.

138, 10 v.u. bewiesen – Verehrung; geschieht nach d.E. durch Abziehen des Ṭarbûsch; jedoch ist diese Art der Ehrfurchtsbezeugung sonst nur bei den orientalischen Christen gegenüber ihren höhern Geistlichen üblich, vgl. BM. 80.

139, 10 'Amsche ist ein zweiter Name der S. 137 Chadra genannten Zwergprinzessin, vgl. die Einl. S. XII.

139, 20 Die Brieftasche hängt an einer Schnur, die um den Hals geht, unter dem linken Arm.

142, 23 Meine Sünde komme über dich, wenn du den Anweisungen, die ich dir jetzt gebe, zuwider handelst.

144, vorl. Der Nasenring wird noch vielfach von Mädchen und jungen Frauen der untern Klassen der Städte, auf dem Lande und namentlich bei den nomadisirenden Stämmen getragen. Für letztere vgl. BB. 40. 188; PP. I, 162. Auch die junge Frau unserer Geschichte trägt ihn als Tochter des Beduinenhäuptlings.

145, 14 Es könnte sonderbar erscheinen, dass bei dieser nach unserer eigenen Erfahrung auch in Damaskus, vgl. Kremer I, 128, stereotypen Wechselrede die Frage: »Wer ist da?« gar nicht beantwortet wird. Mit der Antwort »Mach auf!« will der den eisernen Klopfer bewegende Aussenstehende, wenn er nicht schon an der Stimme erkannt wird, nichts weiter sagen als: »Ich bin ein anständiger Mensch, der wirklich etwas in diesem Hause zu suchen hat«.

147, 27 Die Söhne stehen gewöhnlich in Gegenwart des Vaters; sie neben sich auf dem Sofa sitzen zu lassen, ist eine ganz besondere Auszeichnung von Seiten des Vaters, vgl. LMC. 56.

148, 29 Blutegel und Schröpfköpfe. Als drittes blutentziehendes Mittel kennen die Syrer den Aderlass, ohne einen besondern Namen dafür zu haben. Sie umbinden den Oberarm, darauf schwillt die Ader des Unterarmes an; der Arzt sticht nun mit dem našṭar (plur. nšētär), der Lanzette, hinein, wärend der Patient den Arm ausgestreckt von sich hält. Der Arzt sagt: bnai kallāt (zäle Geld!), der Patient macht die bekannte Bewegung mit den drei ersten Fingern, wodurch das Blut trefflich hinausfliesse.

148, 31 vgl. 115, 16 und begruben ihn. Das Begräbniss findet im Oriente aus sanitären Gründen gewöhnlich am Tage des Ablebens selbst oder spätestens am folgenden Tage statt. LMC. 512.

148, ult. Unter der Pocke ist warscheinlich eine Pestbeule zu verstehen, von welchen d.E. annimmt, dass sie von dem Zwergenvolke der Gog und Magog, vgl. Anm. 137, 22, herrühren. »Sie werfen mit ihren unsichtbaren Lanzen die Menschen, jede Verwundung ist eine Beule. Am Ende der Tage vertilgen sie auf diese Weise die Menschen«. Diese »Pocken« sollen zuerst in Ḥaleb aufgetreten sein, was jedoch wol nur auf einer Verwechslung mit der nicht tödtlichen Aleppobeule (bouton d'alep) beruht. Auch im Arabischen heisst die Pest rimâḥ el-dschinn, Dschinnenlanzen.[385]

150, 25 Das Schlangenwasser ist vielleicht mit dem Lebenswasser 65, 27 verwandt; im Syrischen heisst das erstere māye da-ḥaiyāt, das letztere māye da-ḥāye; vgl. auch 121, 3 v.u., wo die Schlangen Lebenswasser holen.

152, 5 Es wird hier angenommen, dass je länger eine Schlange sich des Wassertrinkens enthalten habe, desto condensirter ihr Gift und desto wirksamer ihr Biss sei, vgl. S. 333.

155, 17 Gerade wie auf der folgenden Seite der Fürst den Oheim und den älteren Bruder fragt: »Wo ist euer Bruder?«, so können auch hier diese beiden der Kürze halber »deine Brüder« genannt sein; jedoch ist bemerkenswert, dass in den sonstigen Versionen dieses Märchens es in der Tat drei Brüder sind, welche den Riesen aufsuchen und die Mädchen erlösen, vgl. No. XLVI und R. Köhler im Jahrb. für rom. u. engl. Lit. VII, 24–27.

155, 29 Mit Erdschlund haben wir das Wort zärzämīne übersetzt, welches ursprünglich einen kellerartigen Raum unter dem Boden (Anmerkungen) eines andern Zimmers bezeichnet, den man namentlich in Persien, 63, auch in Baghdâd Ausland 1873, 894, und zum Teil noch in Môçul in der heissen Jahreszeit bewohnt. So denkt sich auch d. Erz. unterhalb der Cisterne mit den drei seitlichen Hölen, dem eigentlichen Wohnräume der drei Riesen, ein solches, allerdings bis auf den »Boden der Welt« gehendes, Sirſemîn, welches er uns als »den weiten Aufenthaltsort der Riesen u. Unholde« erklärte.

156, 35 Einem die Mütze wegzunehmen, gilt als Schimpf und grobe Beleidigung, vgl. 359 vorl. Unser Held erlaubt sie sich seinem Oheim gegenüber, weil derselbe schlecht an ihm gehandelt hatte.

159, 31 Almadîna soll n.d. Erz. eine Ortschaft in der Nähe von Charpût sein. Ein Armenier aus Charpût, Herr stud. Solikian, welcher darüber um Auskunft gefragt wurde, sagte, es gebe auf sechs Stunden Entfernung von seiner Vaterstadt keine Ortschaft dieses Namens.

161, 11 Auf diesem Berge ruhte der Himmel. Die kosmologischen Begriffe d.E. waren zum Teil sehr eigentümlich. Unter anderm berichtete er, die vier Ecken der Erde ruhten auf einem Felsen; dieser aber auf grossen Säulen von Eisen. Wenn man hinuntersteige auf der schiefen Erdebene, so komme man schliesslich zu dem Punkte, wo der Himmel ruhe; dieser liege wie ein grosser Deckel über der Erde. Die Sonne bewege sich am Tage an der inneren Seite dieses Gewölbes nach Westen; bei Nacht kehre sie auf der oberen Seite desselben an ihren Platz nach Osten zurück. Bei einer andern Gelegenheit sprach er von sieben Himmeln: »Die sieben Himmel sind wie Glas; am ersten Himmel sind nur zwei Sterne, am zweiten vier und die Sonne (wenn die Sonne sich am untersten Himmel befände, würde sie uns verbrennen); am dritten Himmel sind fünf, am vierten sieben Sterne und der Mond; am fünften zehn, am sechsten fünfzehn, am siebenten alle übrigen Sterne. Das Ganze ist wie eine Kirche mit angezündeten Lampen; von Gott werden dieselben jede Nacht angezündet«. (Eine andere Vorstellung über die Sterne s. 219 LV, 1). – »Am Himmel oben befindet sich auch die Feuerhölle; in der Mitte zwischen dieser und dem Paradies sitzt der Messias. Die Engel bringen die Seelen der Todten zu ihm und führen sie dann entweder nach rechts oder nach links ab«.

162, 22 Gott schütze sie. Ganz wie unser: unberufen! zur Abwendung böser Vorbedeutung gebraucht.

164, 24. 25 Kôsa ist n.d.E. ein kurdisches Wort und bedeutet einen Strassenräuber (arab. qáṭ'ī); auch in seinem Arabisch gebrauchte er den Ausdruck: lā tsaúwī kamā ạl-kawāsa, handle nicht wie die Strassenräuber.

165, 8 v.u. Das Brecheisen (šauke, arab. bīk) hat die Form eines Steinhammers und läuft oben an beiden Enden spitz zu; der grosse Hammer (märzābe, arab. šāqūf) ist ein massiver Schlägel oder Klopfer, an der rechten Seite in zwei Spitzen ausgezackt, die aber, da mit der anderen Seite aufgeschlagen wird, keinen besondern Zweck haben.

166, 24 Ueber den Riesen Bärdawîl berichtete d.E., er sehe wie ein Mensch aus, nur sei er drei- bis viermal so gross.[386]

167, 12 Es ist nicht ganz klar, ob der Gabûs ein Eigenname oder ein Gattungsname ist. Dschano's Angaben lauten widersprechend. Er sagte, es sei ein syrischer (?) Name, und der Riese heisse so; ein andermal dagegen erklärte er, der Gābûs sei ein Riese, der in der Nacht zu den Leuten komme, eine Art Alp. In der Tat heisst das Alpdrücken im Arabischen kābûs.

169 vorl. Rīḥân wurde vom E. als ein Beduine bezeichnet; er ist vielleicht mit dem Araber Reyhan Kur. 75. 203 zusammenzustellen.

174, 18 vgl. 292, 12 u. fgg. Das orientalische Grab ist ein aus Backsteinen gemauertes Gewölbe, welches so hoch ist, dass man darin bequem aufrecht sitzen kann. Zum besseren Verständniss der Scenerie vgl. die Abbildung LMC. 524 und die genaue Beschreibung 522.

181, 27 auf hier zu d.h. in der Richtung nach Damaskus.

182, 19 er war so gross. Bei diesen Worten zeigte d. Erz. die Höhe des kleinen Mannes mit seiner Hand an.

182, 6 v.u. er ist sehr lang – ein ironischer Scherz des Kaufmannes.

183, 5 einundvierzig Söhne. Geographie d'Édrisi par Jaubert II, 350: »leur tempérament est très-ardent et leur race très-prolifique.«

184, 15 [Mein Diener aus Môçul behauptete öfters, dass man in den entlegensten Ortschaften. stets einen Môçulaner finde. S.]

184, 9 v.u. Bahlûl ist n.d.E. der ständige Titel des Bruders des Chalîfen, vgl. zu 112, 30; er habe letztern bei Audienzen und an der Spitze des Rates zu vertreten, in welchen der Chalîfe, der stets allein sitze, nicht komme. Bahlûl bezeichnet erstens einen alle trefflichen Eigenschaften in sich vereinigenden Edeln oder Fürsten, vgl. Ibn Hischâm ed. Wüstenfeld I, 140, 13; Fachri 178, 5; in dieser Bedeutung wäre es hier der den Chalîfen nach aussen vertretende Fürst, vielleicht eine dunkle Erinnerung an den Emîr al Umarā. Zweitens bedeutet Bahlûl einen, der viel oder häufig lacht, daher einerseits einen Dummkopf, andererseits einen Spassmacher und Hanswurst. Der Chalîfe Harûn ar-Raschîd hatte einen witzigen und gescheiten Hofnarren, der Bahlûl Dâne hiess und zugleich ein Verwandter des Chalîfen war. Derselbe muss eine höchst populäre Persönlichkeit gewesen sein, da die Inschrift auf seinem Grabe, welche NR. II, 301 mitteilt, erst 501, also etwa dreihundert Jahre nach seinem Tode, gesetzt worden ist. Ausserdem hatte man zu Niebuhr's Zeit noch »ein ganzes Buch voller kleiner Historien von ihm, die noch bisweilen im Caffehause erzählt werden«. Darf man vermuten, dass aus dieser in den erwähnten Anekdoten gewiss immer in Verbindung mit dem Chalîfen genannten und mit ihm verwandten Person unser Bahlûl entstanden sei?

185, 27 wird die Tochter des Bahlûl Chalîfentochter genannt, weil sie die Nichte, also aus dem Hause des Chalîfen ist.

187, 5 schwarzes Wasser. Auch im Persischen nennt man den grauen Staar nuzûle ab PP. II, 346. Im Allgemeinen nehmen die Syrer an, dass die Augenkrankheiten aus Verderbniss des Blutes entstehen; das verdorbene Blut könne durch Nasenbluten entfernt werden. Sie stillen daher auch letzteres nie, sondern reizen sich sogar oft mit einem Grashalme dazu. Ueber Therapie scheinen die Syrer überhaupt noch sehr eigentümliche Ansichten zu haben. So berichtete d.E., dass man, um einen mit Gicht oder Rheuma behafteten zu heilen, ihn mit Schweinefett einschmiere, einwickle, sodann auf das Dach hinaufziehe und mit dem Kopfe nach unten an einem schraubenförmig zusammengedrehten und nun sich rasch lösenden Stricke hinunterlasse. Der Kranke dreht sich beständig mit, bis er den Boden berührt, und gilt dann als geheilt.

187, 18 mein Anblick ist tausend wert soll n.d.E. heissen: um mich unverschleiert zu sehen, möchte einer wol gern tausend Piaster hergeben. Auffallend ist nur, dass diese (mehr auf subjectiver Schätzung beruhende) Eigenschaft stehendes Epithet des Mädchens wird: vgl. 188, vorl. u. fgg. die Tausendwerte. – Hierzu würde besser die auch mögliche Erklärung passen, dass ihr blosser Anblick den tausend anderer Mädchen aufwiege; vgl. den Ausdruck hazârmard bei Nöldeke, Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden, Leiden 1879, S. 284, Anm. 2.

187, 5 v.u. seine Geliebte, gleichbedeutend mit Maîtresse, ist von dem unterwegs getroffenen Mädchen, der »Geliebten« des Dämons, verschieden.[387]

187, 4 v.u. Ruinen bilden im Oriente den Unterschlupf für allerlei unsittliches Treiben, das die Oeffentlichkeit zu scheuen hat, so z.B. für Hazardspiel PP. I, 344; vgl. schon Sindban 31.

189, 4 v.u. Der hier erwähnte Korb ist ein dichtes Rohrgeflecht von der Form einer immensen Käse- oder Fliegenglocke, welches über die Speisevorräte gesetzt wird, um dieselben vor Insecten, Mäusen u. dgl. zu schützen. [Solche Rohrdeckel sah ich nördlich von Môçul in den Bauernhäusern neben der Treppe. S.]

190, 10 oder auf syr. Osmar, haben wir in eckige Klammern (vgl. Vorwort) gesetzt, um damit den spätem Wechsel des Namens zu erklären. D.E. sagte, es sei der syrische Name für Ḥassan, was sich freilich bezweifeln lässt; es wird eher ein Doppelname sein, wie 139, 10, vgl. auch die Einl. XII.

193, 19 Immer gerade aus! Diese an das italienische sempre diritto erinnernde Antwort erhält man im Oriente gewöhnlich auf die Frage nach dem Wege, auch wenn das Ziel desselben in nichts weniger als »gerader« Richtung liegt; namentlich in Diârbekr soll sie gebräuchlich sein: dughri, dughri!

193, 3 v.u. Baldachin, nicht Sänfte haben wir gesetzt, um die meḥāfe von dem taḩtrawān zu unterscheiden. Beide bedeuten allerdings eine grosse Sänfte, die auf Reisen von zwei Kamelen oder Maultieren, BB. 371 und BA. 396, von denen das eine ihr voraus, das andere nachgeht, getragen wird. 196, 27 u. 29 werden übrigens die beiden Wörter ununterschiedlich gebraucht, vgl. auch LMC. 437; aber das letztere, der Palankin, ist ringsum geschlossen, mit Glasfenstern versehen, PR. II, 35, und oben gewölbt, wärend die erstere nach allen Seiten hin offen ist, oben nur ein Schutzdach gegen die Sonne hat, mithin mit einem Thronhimmel oder Baldachin gewisse Aehnlichkeit zeigt.

196, 26 Die Abgesandten des Bräutigams müssen hier, statt vom Brautvater gastlich aufgenommen und bewirtet zu werden, sich selbst ein Mahl bereiten; d. Erz. erklärte, es sei dies dort Sitte.

197, 9 mit Flinten. In Bezug auf nomadisirende Stämme ist es für den Orientalen immer von grosser Wichtigkeit zu wissen, ob dieselben Schiesswaffen haben oder nicht, vgl. ZDMG. 17, 225, wo das Fehlen derselben bei einigen Stämmen hervorgehoben wird; ferner PR. II, 57.

197, 8 v.u. in meinen Jahren. Der Erzäler war ein junger Mann (šebb) von etwa 25 Jahren.

204, 14 Zu den 'Aenĕſe unterhalb Baghdad's vgl. BB. 2: »Die Aeneze haben auch, soviel man weiss, den Euphrat passirt und Irak Arabi und die Umgegend von Baghdad zum Aufenthalte gewählt«.

204, 18 Es ist nicht klar, was d.E. im Gegensatze zu den 'Aenĕſe unter Beduinen ('árab) versteht; vielleicht sind dies Stämme, die seiner Heimat näher liegen, oder Halbbeduinen wie die Ṭai.

204, vorl. u. fgg. Aehnliche Taten der Tapferkeit, die nicht allein auf dichterischer Uebertreibung beruhen sollen, werden berichtet BB. 109. 236; PR. II, 96.

206, 29 Ueber den eisernen Pflock oder Nagel, an welchen das Pferd, da Krippen nicht vorhanden sind, mittelst einer Kette oder eines Strickes angebunden wird, vgl. BB. 37; BM. 5, auch PP. II, 112.

212, 13 Kaffe mit Zucker hebt d.E. als etwas besonders feines hervor, vgl. zu 19, 24, weil man in der Levante den Franken ihn so trinken sieht und ihm denselben gewöhnlich stark versüsst anbietet, vgl. Bäd. LIII.

216, 2 v.u. Nach d.E. befindet sich das Heiligtum des h. Malke in Eḥbâb (s. die Einl. VII). Vielleicht hängt dasselbe mit dem Kloster Deir Melka bei PR. II, 46 (vgl. auch Assemani Bibl. Or. Dissert. unter Monasterium S. Malchi) zusammen.

218. LIV [Ueber diese im Ṭûr sehr berühmte Geschichte erzält man Folgendes: Bei den Kurden und Syrern des Ṭûr erbt ein Mädchen beim Tode des Vaters gar nichts (bei den Chaldäern die Hälfte dessen, was ein Sohn erhält). In Midhjāt starb nun einmal ein Mann und hinterliess eine Frau, welche schwanger war. Sie gebar eine Tochter und war daher gezwungen,[388] da weder diese noch sie selbst erbberechtigt war, das Haus ihres verstorbenen Mannes zu räumen und dessen Brüdern zu übergeben. In ihrer Verzweiflung nahm sie das Kind und pilgerte nach Der el-'Amr zum heiligen Gabriel (373, 35). In der Nacht legte sie das Kind in die Kirche, sie selbst blieb weinend und betend vor der verschlossenen Kirchthüre. Das Kind schrie unterdessen fortwärend; da entstand in der Nacht ein grosses Getöse, welches sowol die Mutter als die Mönche hörten; da wurde das Kind ruhig. Als die Mutter am andern Morgen das Kind in der Kirche aufnahm, sah sie, dass aus dem Mädchen ein Junge (andere sagen ein Zwitter) geworden war. Da lief Alles herbei, wegen des geschehenen Wunders; selbst der türkische Qâimmaqâm von Midhjât kam mit seinen Effendis geritten und vergewisserte sich über die Verwandlung durch einen Militairarzt: dieser hatte das kurz vorher an einem Halsübel erkrankte Kind behandelt und erkannte die Spuren seiner Einschnitte. Der Türke küsste darauf den Mönchen die Hände; die Begebenheit wurde in die Chronik des Klosters eingetragen; mir selbst zeigte man in Midhjât den damals etwa sechsjährigen Jungen, der nun mit seiner Mutter das Haus seines Vaters bewohnte. Das Kloster erhielt in Folge des Wunders grossen: Zulauf. Wie es auch besonders bei den Jeſîden in hoher Verehrung steht. S.] Dass dieses »Wunder« nicht geradezu in's Bereich des Unmöglichen gehört, ergibt sich aus Ernst Krause's »Ursprung der Iphis-Dichtung« in Caspari's Kosmos I, 496 ff. (citirt bei Liebrecht, Zur Volkskunde 507). Er zeigt dort, dass die männlichen Geschlechtsteile der für weiblich gehaltenen Personen, besonders in Folge einer gewaltsamen Anstrengung, später deutlich hervortreten.

219, 5 Nach dem monophysitischen Glauben ist Christus vollständig Gott und wird daher mit dem Schöpfer identificirt; vgl. 313, 23.

219, 5 v.u. Davon dass die Kehle des Raben durchbohrt sei, wissen die Zoologen nichts. Vielleicht stammt die Sage aus der Beobachtung, dass der Rabe mit grosser Gier nach Körnern pickt, und dabei in der Regel einige derselben wieder aus dem Schnabel fallen lässt.

220, 29. Denselben Ausdruck lichtumglänzter Jesus gebrauchen nach WR. II, 268 die Jeſîden.

221, 20 Tärstschi, von dem in Kurdistan in der Form tärs gebräuchlichen arabischen. Anmerkungen, Art und Weise, vgl. JJ. s.v., bezeichnet denjenigen, der etwas nach vielen Arten und Weisen auszuüben versteht (arab. Orig. Erkl. yil'ab 'alā kul šikl.)

224, 14 Der syrische Ausdruck, welchen wir mit ungesattelt übersetzt haben, bedeutet eigentlich nackt, ebenso im Arabischen.

224, 18 Von dem heil. Georg erzälen die Chewsuren, dass er in ähnlicher Weise, wie hier der Possenreisser, durch den Leib eines Pferdes hindurchgegangen sei, vgl. Radde, Die Chews'uren und ihr Land, Cassel 1878, S. 111.

226, 1 Ricinusoel wird besonders in Persien als Brennmaterial verwendet, vgl. Perk. 169; Polak in O. Monatsschrift f.d. Orient. 1876, 138.

227, 7 Für d. Erz. ist Aegypter beinahe gleichbedeutend mit Zauberer vgl. LANE. I, 65 u. fgg. und LMC. cap. 12; für die ältere Zeit Fihrist 309.

228, 5 wie dieses hier, wie unser, ziemlich kleines, einfenstriges und auf den Hof gehendes, Wohnzimmer in Damaskus.

228, 11 in einen Menschen, unser Zauberlehrling ist ein junger Kater, vgl. die Einleitung XXIV.

228, 3 v.u. Gehorsamer Diener, vgl. 67, 30, hat dieselbe ironisch abweisende Bedeutung wie 122, 20 der dem syrischen Worte noch näher stehende Ausdruck dein Opfer! Der Perser führt dieselbe Formel bei allen an ihn gerichteten Bitten und Befehlen, mag er sie erfüllen wollen oder nicht, als stereotype Antwort im Munde, vgl. PP. II, 2 u. 39.

230, vorl. Im Manuscripte des Textes findet, sich noch der Zusatz: mú-yaumāǫ haúwyǫ i-qātun i-kafīye dạmšīḥǫ, máqbil ú-ḩabrạíḏa sālǭhǫ: »von jenem Tage an wurde die alte Katze das Handtuch des Messias; Gott hatte ihre Bitte erhört«. Die Syrer erzälen nämlich, bei der Taufe[389] Jesu habe sein Pate (qārîvo), einer der Profeten, ein Handtuch in der Hand gehalten, welches ursprünglich eine, auf wunderbare Weise in dasselbe verwandelte, alte Katze gewesen sei.

231, 5 unnatürliche Laster; das im Texte stehende Wort wäre wol besser durch »Unzucht« wiedergegeben worden. Der Begriff der zäna umfasst n.d.E. alle ausserehelichen geschlechtlichen Verbindungen mit Ausnahme des Ehebruches und der Hurerei, also die Schändung einer Jungfrau, durch Notzucht oder mit dem freien Willen des Mädchens, Notzucht an einer verheirateten Frau, Päderastie (den hierbei Ertappten pflegen sie aufzuhängen), Sodomiterei und Blutschande. Das Heiratsverbot erstreckt sich bis auf die Cousine, doch kann hier vom Geistlichen ein besonderer Dispens gegeben werden.

234, 10 in einer andern Sprache. Es ist n.d.E. an eine jener künstlichen Geheimsprachen zu denken, die man im Oriente »Sperlingssprache«, lisān el-'aṣfūr, (die Hühnersprache unserer Mädchenschulen), nennt. Sie besteht darin, dass man zwischen Consonant und Vocal jeder Silbe einen beliebigen Consonanten, über welchen man sich vorher verständigt hat, nebst vorhergehendem Vocale, meistens e, einschiebt; z.b. qūm izóḩ lu-bálạd-dīdǫḩ (auf, geh in deine Heimat) würde mit Einschub von z lauten: qǫzūm izizṓḩ lezū-bezálạzád dezīdezǫḩ, oder bāsim márke-yǫ (sie ist schöner als [es] hier [ist]), mit Einschub von f: befāsefám mefárkefē yefō. – Dschano erzälte, zwei türkische Richter seien von Diârbekr nach Midhjât gekommen und hätten im Medschlis, damit sie Niemand verstehe, in dieser Sprache Türkisch mit einander geredet; von diesen hätten es einige junge Leute in Midhjât gelernt. Auch gab er noch an, zwischen Qars und Erſerûm sei ein Ort Gümri, wo alle Leute das Türkische in diesem Slang sprächen.

236, 16 Das durch Eichhörner übersetzte Wort sīḩor wird in den kurdischen Wörterbüchern durch Stachelschwein oder Igel wiedergegeben. D.E. gab von diesem Tiere folgende Beschreibung, welche weder auf das Stachelschwein noch auch vollständig auf das Eichhörnchen passt: es sei so gross wie ein Hase, habe jedoch kürzere Beine als dieser, es springe, lebe auf Bäumen, namentlich Nussbäumen, nähre sich von Schlangen, kleinen Vögeln, Mäusen, Gurken und Gras, Nüsse fresse es nicht; Kopf und Maul seien denen des Fuchses ähnlich, die Schnauze der des Schweines, unter den Augen habe es dunkle Streifen, wie mit Kühl gezogen; man fange es in Fallen, aus seinem Felle mache man Pelze, gegessen werde es nicht. Ueber die Körperfarbe machte er ganz unklare u. verschwommene Angaben, wie überhaupt alle Farbenbezeichnungen Dschano's mit grosser Vorsicht aufzunehmen sind.

239, 27 Die Eierpflanze, oder Eierfrucht, ist die französische Aubergine (Solanum melanogena).

240, 5 v.u. Der Aufseher des Hühnerstalles (bakci), oder besser: des Hühnerhofes hat sich bei Tage und bei Nacht in der Nähe der Hühner zu halten, um sie vor Raubtieren zu schützen und die Eier zu sammeln.

242, 20 machen einen Mönch aus dir, ein Henkerwitz, der Mann am Galgen ist ein Einsidler!

243, 28 gestern Nacht und heute, im Texte steht: und gestern, da nach orientalischer Anschauung mit dem Abend schon der folgende Tag angebrochen war.

244, 7 v.u. Statt stechen hätten wir beissen schreiben sollen. Der Erz. gab ausdrücklich an, der Stachel der Ameisen sei im Munde. Es ist mithin die stachellose Gattung Formica, die eigentliche Ameise, gemeint, die sich mit ihren Kiefern wütend in das Fleisch ihres Gegners einbeisst. Das syrische Wort bedeutet sowol stechen wie beissen.

245, 19 Unter dem Fliegengewebe, auch Fliegennest (u-qaino da-didvōne), ist das Spinnengewebe zu verstehen, welches der Erz. wegen der in demselben hangenden Fliegen für das Werk dieser ansieht.[390]

247, 27 Der Todesengel soll hier dasselbe bezeichnen, was man im Arabischen durch ġarīm ausdrückt. Dies ist ursprüngl. der Gläubiger (auch der Schuldner), daher der Bedränger, der nicht von einem lässt, der Todfeind und Unstern. So ist der Affenführer der ġarīm des Affen, die Katze der der Maus, der Hagel der des Weinberges. So wird auch hier die Schlange das Unglück und die Todesursache der Frau. Statt verwandelte sich in den ist wörtlicher zu übersetzen wurde der.

248, 10 der hat einen Turban auf dem Kopf. Wie die Schêche, so tragen überhaupt die vornehmen (292, 28) Kurden, z.B. Aerzte, Turbane. Sie setzen eine Ehre darein, dieselben ausserordentlich gross zu machen (347, 8) vgl. LD. 389; LN. I, 170; Perk. 191; WR. II, 99. Die Richter tragen 259, 26 weisse Turbane; ebenso die muslimischen Wallfahrer 278, 7 v.u. vgl. die Angabe von RN. I, 115, wonach die Kurden, welche in Mekka gewesen sind, weisse Turbane tragen. Dem entgegengesetzt tragen christliche Wallfahrer schwarze Turbane 286, 7 v.u., wie die Mönche 329, 20 vgl. RN. II, 92.

248, 18 Der Zauberspruch, hier wol keine Qorânstelle, da wir es mit siḥr wicked enchantment LMC. 264, zu tun haben, wird auf ein Blatt geschrieben und in ein Trinkgeschirr voll Wasser gelegt; so bald das letztere die Tinte vollständig absorbirt hat, wird es der Person, auf welche der Zauber wirken soll, zu trinken gegeben. Aehnlich bei LMC. 253, wo der Spruch auf den Boden der Trinkschale geschrieben wird.

249, 25 Verstand. Die Psychologen werden es uns vielleicht Dank wissen, wenn wir hier einiges darüber anmerken, wo unsere Syrer sich den Sitz der intellectuellen und moralischen Fähigkeiten im Menschen denken. Sie unterscheiden derselben drei. Im Kopfe, zu beiden Seiten der Stirne, thront u-'aql, die Vernunft (beziehungsweise der Verstand); im Herzen wohnt u-fähm, das Verständniss, das Auffassungsvermögen, und u-fäkr die Ueberlegung, das Nachdenken. Die beiden letzteren Eigenschaften haben auch die Tiere, jedoch nicht die erstere, mit Ausnahme des Pferdes, welches 'aal zeigt, da es auf Kinder, die vor ihm liegen, nicht tritt, sich lenken lässt u.s.w. Man spricht von den Augen des Herzens und sagt z.B. von einem Blinden, der die einzelnen Geldstücke unterscheiden kann: samyo-yo, a-'aine edlēbe eftīḥe-ne (er ist blind, aber die Augen des Herzens sind offen). Das ist fähm; ein Beispiel des fäkr wäre: äḥzälli blēbi dözī lü-bäläd (ich habe in meinem Herzen gesehen, d.h. ich habe bei mir überlegt, den Entschluss gefasst, In die Heimat zu gehen). Aus dem Herzen kommen ferner die Affekte: Liebe, Streit, Zank, Geiz, Neid, Mitleid, Erbarmen, Gehorsam. Im Bauche endlich sitzt ī-näfšo, arab. en-näfäs, das moralische Princip, die Gabe der Unterscheidung des Guten und »Bösen. Man sagt z.B. von einem Geistlichen, der nicht nach den Weibern sieht, arab. hāḏā kāmil, näfäsu mlīḥ. (Dieser ist ganz trefflich, seine Moral ist gut).

249, 22, vgl. 259, 22. Als Schicksalsbuch dient der Qorân (in Persien auch Hâfis PP. I, 346), indem man ihn nach vorhergehender Recitation entweder durch Einstechen an einer beliebigen Stelle aufschlägt oder so hinfallen lässt, dass er aufgeschlagen liegen bleibt. Näheres bei LMC. 260. – Ebenfalls zur Enthüllung von Geheimnissen dient das Buch über die Sandkunst (vgl. LANE. H, 228; 1001 N, Br. VIII, 23; Kl. 398), welches Belehrungen darüber enthält, wie man vermittelst in den Sand gezogener Linien unbekannte Dinge erfahren, z.B. Quellen entdecken und besonders auch Schätze heben kann. Wenn man mittelst des Buches den Ort, wo der Schatz liegt, entdeckt hat, findet man« ferner, welches Tier »vor demselben liegt«, z.B. ein Skorpion, ein Huhn, ein Wolf. Ein solches Tier muss vorher an der betreffenden Stelle geschlachtet werden, ehe man ihn heben kann. Von einem ähnlichen Aberglauben berichtete der Erz. in Betreff einer alten, angeblich von Malek Ḥanna (s. die Einl. XVI) in Märdîn gebauten Kirche. Eine in derselben eingefügte Steininschrift soll nämlich auf dort befindliche sechs bis sieben Millionen Goldstücke hinweisen, einen Schatz, der dem Volksglauben gemäss nur gehoben werden kann, wenn man an jener Stelle ein schwarzäugiges Mädchen schlachtet.[391]

253, 9 Die Jakobiten sind sich der religiösen Zugehörigkeit zu den Monophysiten in Aegypten und Abessinien wol bewusst, vgl. 329, 32. Abessinische Geistliche niedern Grades suchen häufig ihre Glaubensgenossen in Kurdistan und Mesopotamien auf.

255, 22 ohne Kopf ist wörtliche Uebersetzung; d.E. gab als Grund für diese auffallende Ausdrucksweise an, der Diener habe dadurch, dass der Kopf sich unter der über ihn gezogenen Kopfhaut befand, ausgesehen wie einer, der gar keinen Kopf habe. Dem Zusammenhange nach ist aber wol eher ohne Kopfhaut gemeint.

260, 17 Ueber den Reinigungseid auf den Qorân vgl. LMC. 114; er ist einer von denen, die selten ein Muslim falsch schwören wird, ibid. 305, weil man glaubt, dass ein Mensch, der dies tue, unmittelbar dem Tode verfallen sei, PP. II, 83. Wie man jedoch auch ihn zu umgehen versteht, zeigt unsere Geschichte.

260, 18 auf die Kiste, ein Kistchen, in welchem er Schreibmaterial, Papiere und den Qorân selbst aufbewahrt.

263, 12 Der Erz. denkt sich Pech und Harz an Stelle von Kitt oder Mörtel angewendet, um das Durchsickern des Wassers zu verhindern, vgl. über eine weitere Anwendung dieser beiden Gegenstände 349, vorl.

268 ult. D.E. berichtete, es gebe bloss einen Glücksvogel in der Welt; derselbe gehöre dem Könige der Affen, der ihn in den andern Welten herumschicke. Der Glücksvogel ist so gross wie ein Zicklein, etwas grösser als ein Truthahn. Er hat eine Frau, die ihm einen Sohn und eine Tochter gebiert; wenn er stirbt, heiraten diese untereinander.

269, 3 Unter der Oberfläche der Menschenwelt befinden sich n.d.E. noch sechs andere Welten oder Länder (vgl. LANE. I, 20 und LMC. 221). Unsere Erde (1) heisst das allgemeine Land (u-bäläd du-'ām); unter diesem liegt 2) das Land der Nackten (uw-aṯro da-zalṭōne) oder der Hunde (kurd. valāte tāzi, arab. bäläd bani kilāb; es folgt dann 3) das der Elfen (uw-aṯro da-jin); 4) das der Halbmenschen (da-maimūnât), 5) der Affen (da-šādîye, kurd. valāte kālci), 6) der Löwen (da-sab'e, kurd. valāte šēra) vgl. 107, 28; 7) der Finsterniss (di-'ütmo, kurd. valāte tāristâne) vgl. 104, 6 v.u.; 107, 1. Von den Nackten berichtete er, dieselben trügen nur ein Tuch um die Lenden. – Bei der Aufzälung dieser Länder scheint jedoch d.E. über ihre Reihenfolge nicht recht im Klaren gewesen zu sein: hier an unserer Stelle (269, 3) folgen 5. 4. 2. 1 aufeinander, in der Erzälung S. 104 dagegen 1. 7. 3. 6. Es werden ausser diesen auch noch andere unterirdische Länder genannt, z.B. das der Sselopîje 102, 5 und das der Zwerge, vgl. zu 137, 22, in welches man durch ein Wasserbassin (139, 1; 177, 22) oder auch durch einen Erdspalt (181, 28) hinunter steigt; vgl. auch den Spalt, durch welchen 228, 3 der Zauberer in »eine andere Welt« hinabsteigt. Ob unter den Bewohnern des Löwen- und Hundelandes nicht arabische Stämme Bani Ssab'a (PR. II, 36; JA. 1879, 224) und Bani Kilâb gemeint sein können?

270, 5 Der Schluss ist nicht recht verständlich. Es wäre möglich, dass hier die ganze Geschichte noch einmal hätte erzält werden sollen, unser Erz. aber darauf hindeuten wollte, dass er uns nun, wie wir stets von ihm verlangten, die syrisch dictirte Geschichte arabisch wiedergeben werde.

271, ult. und 284, 29 Statt Hyäne lies Dahĕba. D.E. wusste von diesem Ungeheuer (vgl. 153, 29) folgende Schilderung zu geben: Der Dahĕba ist ein Vierfüssler, weiss und schwarzblau; er hat den Körper und den Schwanz eines Büffels, einen Pferdekopf und eine Eselsnase. Er vertritt die Stelle des Königs der Tiere. Da wir nicht wissen, was für ein Tier unter Dahĕba zu verstehen ist, und derselbe nach obiger Beschreibung ein Fabelwesen zu sein scheint, so halten wir es für besser, an beiden Stellen den fremden Namen beizubehalten.

277, 4 v.u. Die Riemen der Pflughölzer sind n.d.E. von sehr hartem[392] Leder; sie dienen dazu, die einzelnen Teile des Pfluges zusammenzuhalten. Die Pflüger lassen die Pflughölzer über Nacht auf dem Felde liegen, das Eisen nehmen sie mit nach Hause. Eine Abbildung des gewöhnlichen Pfluges findet man bei ThLB. 143; etwas anders bei LANE. III, 700. Ueber den in Armenien und Persien gebräuchlichen Pflug vgl. LD. 21. 22; Southgate I, 170; FK. I, 51; Perk. 427; PP. II, 131.

279, 4 v.u. Wir haben den Anfang des muslimischen Glaubensbekenntnisses hier sinnlos übersetzt, weil auch die beiden ersten Worte des Textes absichtlich verdreht sind und nichts bedeuten.

282, 3 v.u. Der von der Wallfahrt Heimkehrende wirft stets mit dem Glückwunsch: möge deine Wallfahrt gesegnet sein! empfangen, vgl. 320, 4 v.u.;. mit letzterem stimmt wörtlich PP. I, 335. – Wallfahrten sind ein beliebtes Mittel der Zerstreuung ebd. 225.

284, 30 Vom Maultiere berichtete d.E. noch Folgendes: St. Georg (Mâr Dschirdschis) ritt auf einem Maultiere; dieses warf die Hinterbeine in die Höhe und liess einen Wind, St. Georg fiel hinab und sagte: »Dein Same sei ausgerottet in der Welt!« Daher seien die Maultiere zeugungsunfähig.

285, 9 Die Wächterhäuschen sind n.d.E. aus Steinen erbaut; auf dem Dache derselben ist eine Brüstung, die dem Manne, oder den beiden Männern, welche aufpassen, bis an die Brust reicht. Auch in den Melonenfeldern stehen solche Wächterhäuschen, vgl. Perk. 428.

286, 3 v.u. Alle orientalischen Christen, welche nach Jerusalem pilgern, lassen sich daselbst ein Kreuz auf den Vorderarm tättowiren, vgl. TD. 205; BM. 71. 95.

290, 17 Die Nachtigall ist im Syrischen generis masculini.

293, 23 Das Brot schmeckt dem Orientalen am besten warm, wenn es eben aus dem Ofen genommen worden ist; daher die Verwünschungsformel bei den Nestorianern in Urmia: »Möge dein Brot kalt sein«. – [Was die Z. 26 erwähnte Speise betrifft, so wurde auch mir im Ṭûr ein Gericht aus zerkrümmeltem, und mit Eiern in Butter gebackenem Brote vorgesetzt. S.].

293, 31 Der Korntrog ist ein oft mannshoher grosser Behälter aus Lehm; in jedem Bauernhause gibt es einen solchen (vgl. 369, 9), vgl. SR. I, 45; Fleischer de Glossis Hab. 41 und in Levy's Chaldaeischem Wörterbuchs 1, 428; Wetzstein Reiseber. 45.

293, 31 u. fgg. Es ist hier dem Zusammenhange der Erzälung zu Liebe angenommen, dass die Höle des Fuchses sich in der Nähe befindet.

296, 6 Die Bettdecke ist nicht bloss, wie PD. I, 149, LMC. 153, Brg. sub couverture angeben, eine Ueberdecke, sondern sie ersetzt dem Orientalen das Bett überhaupt. Sie ist ebenso lang wie breit und wird in der Mitte gefalten, so dass der Schlafende sie zur Hälfte über sich, zur andern Hälfte unter sich hat.

297, 19 Die persischen Augenärzte gemessen des Rufes besonderer Geschicklichkeit PP. II, 205, wesshalb auch vielfach Schwindler sich als solche ausgeben; einen unsrer Stelle sehr ähnlichen Fall erzält LD. 20; vgl. auch PP. n, 212 u. fgg.

299, 6 v.u. Das Vaterunser hören und lernen die Jakobiten in altsyrischer Sprache, jedoch augenscheinlich ohne es zu verstehen. Den verdorbenen Text desselben: »abūn bašmāyo, nįzqādāš maḩtī êe, umalkūṯe, wanáhwē sạbyṓne ōf bárȩo ubašmāyo, hábli láḥmo sįmkōnān yaú-mōnān yaumṓno, wašbúqlān u'išbāk ḥāyō bain, lō-mtāзḗlan lisyūne mfāsḗlan min ęmbīše, ḥaílo utišbáḥto lālṓho« legte sich d.E. in folgender Weise zurecht: Anmerkungen1 Anmerkungen Anmerkungen Anmerkungen Anmerkungen (oder Anmerkungen)Anmerkungen[393] (oder: Anmerkungen Anmerkungen Anmerkungen d.i. etwa: Unser Vater im Himmel, geheiligt (rein) bist du (von den Sünden), in seiner Hand ist das Himmelreich, dort findet Gottes Lob statt (oder: beständig lobe ich Gott), ich bin auf der Erde und du bist im Himmel, gib mir mein Brot im Schweisse meines Angesichtes Tag für Tag; nimm weg unsere Sünden, reinige du uns von Sünde, du machst (sie) deutlich erkennbar, verstosse uns nicht zum Teufel, (sondern) du mögest uns trennen von den Teufeln, du bist mächtig, und ich preise Gott (mache das Zeichen des Kreuzes, Orig. Erkl.).

Man sieht, wie wenig das Vaterunser bei Völkern, die sich schon länger zum Christentume bekennen, als Sprachprobe taugt.

301, 31 Es kommt in unsern Erzälungen öfter vor, dass der Führer einer Wallfahrtskarawane einen beliebigen Ort als Wallfahrtsort angibt, vgl. S. 74. Auch Burckhardt berichtet, dass die Beduinen im Ramaḍân und wärend des Opferfestes durch Umfriedigung eines Raumes mit lockern Steinen sich Betplätze herstellen, BB. 71. Man erzält in Môçul, dass Jemand den Kopf eines Esels verscharrt, diese Stelle als Wallfahrtsort ausgegeben und, um seiner Angabe Glauben zu verschaffen, dabei gesagt habe: bīdi däfäntu šēḩ zändi: mit meiner eigenen Hand habe ich den Schêch Sändi (erfundener Name!) begraben. Diese Redensart wurde in der Folge sprichwörtlich. Eben so erfunden scheinen die Namen der Wallfahrtsorte Blauaugen 276, 5 v.u. und Chalbûbe 288, 31; über Bâdschänne 363, 14 vgl. den Index.

314, 4 beschlag meine Hinterfüsse, »damit ich nicht barfuss vor den Herrn zu treten brauche«, setzte d.E. bei der Erklärung hinzu.

316, 13 Beim Würfelspiel gewinnt n.d.E. derjenige, welcher einen Pasch wirft. Es gibt auch ein Spiel mit einem Würfel; man lässt denselben mittelst eines Hölzchens springen. Dieses Spiel heisst qa'īš. Auch beim Triktrak (ṭāule) wird natürlich gewürfelt.

316, 5 v.u. Ueber die Art des Versteigerns auf dem Trödelmarkt vgl. Bäd. 369.

320, 28–30 Der syrische Text von 220, 19–24 ist in der Uebersetzung zusammengezogen, weil der Inhalt desselben zu obscön und für den Fortgang der Erzälung unwesentlich erschien.

321, 13 Zu der Lage von Ssa'îd-Beg's Schloss vergl., was MB. 257 über die am Rande tiefer Schluchten gelegene Festung Sayd-Bey-Kalessi (auf der Kiepert'schen Karte östlich von Dscheſîre) berichtet.

326, 6 Mit dem Ausdrucke in's Feuer der Hölle, und nicht in dieses Feuer! sucht er sich noch im letzten Augenblicke zu retten, indem er seine Richter daran erinnert, dass ihm ja ohnehin die noch grössere Qual des Höllenfeuers bevorstehe.

326, 14 Zu der anempfolenen Behandlung der Krankheit vgl. SR. III, 393.

329, 25 Bei einem Trauerfall werden die Kleider mit Indigo dunkelblau, fast schwarz gefärbt, vgl. LMC. 527; LANE. I, 134 Note 52; I, 518 Note 22. Vgl. auch 241, 7 v.u.

333, 31 Die Schlange mit gespaltenem Rücken ist wol eine alte Schlange mit Runzeln. Nach Prof. Eimer's Mitteilung weisen alte Vipern, wenn sie sehr fett sind, tatsächlich einen gespaltenen Rücken auf.

334, 22 Die Elfenmutter wohnt n.d.E. in Häusern und Hölen; sie hat lang herabhängendes Haar und aufgerichtete Augenbrauen; man sieht sie häufig ihr Haar waschen. Ihre Finger sind über einander gekrümmt, sonst würde sie allzu grossen Schaden anrichten. Sie erwürgt Kinder, vgl. das Sachreg.

336, 3 v.u.D.E. hat nicht daran gedacht, dass er den Richter 332, 3 v.u. schon hat sterben lassen.

338, 10 v.u. Der, etwa zwei Spannen lange, eiserne Pflock steckt, mit[394] der eigentlichen Falle durch eine Kette verbunden, in der Erde, um die Falle festzuhalten. Er ist dem zu 206, 29 beschriebenen, an welchen das Pferd angebunden wird, ähnlich.

340, 2 die Hode. Das Pferd wird hier als verschnitten gedacht; n.d.E. ist die andere Hode durch Unterbinden in den Leib zurückgedrängt. Dr. Bertkau ist hiervon nichts bekannt; ihm scheint der Gebrauch des Singulars eher darauf zu beruhen, dass man beim Pferde die beiden Testikel leicht für einen einzigen ansehen könne.

340, 4 und unser Körper sind gerade aus. Die Schweine können sich nicht umsehen. Vielleicht lässt sich die Bezeichnung des Starrkrampfes bei den Pferden durch Anmerkungen bei BB. 175 hierauf zurückführen.

340, 6 v.u. als die Frau – laut aufschrie ist eine Zusammenfassung von zwölf Zeilen des Textes (233, 31 – 234, 5), die aus dem schon oben zu 320, 28 angegebenen Grunde einer wörtlichen Uebersetzung widerstrebten.

341, 8 Das Verzinnen der Geschirre ist im Oriente ein wichtiges Geschäft, da man nur kupfernes Kochgeschirr hat, vgl. NR. II, 372. BM. 10. PP. I, 126.

349, 4 Die schnell laufenden Ameisen wurden von dem Erzäler als eine ungewöhnlich grosse Art beschrieben. Sollte eine dunkle Erinnerung an die goldgrabenden Ameisen der Alten vorliegen?

350, 23 Niemand weiss u.s.w. Die Jagd ist im Oriente Privilegium grosser Herren; ein Findelkind, ein Bastard darf sich solchen Sport nicht erlauben!

351, 14 Die Hütte, vgl. 36, 11. 44, 18, besteht nur aus einem einzigen Räume, ist aus Stein oder Lehm erbaut, vorn offen; oben mit Holzwerk, Zweigen und Blättern gedeckt. In einzelnen Ortschaften Ḥaurân's fanden wir das Gastzimmer des Dorfschulzen in dieser verandenartigen Gestalt.

354, vorl. u. fgg. Es ist auffallend, dass Ssîmer, sonst der Todfeind der Heuschrecken, vgl. zu 65, 18, und 367, hier mit denselben in Frieden lebt. Man müsste etwa annehmen, dass er hier ohne Rücksicht auf seine Eigenschaft als Heuschreckenfresser ganz allgemein als König der Vögel gedacht sei.

359, 4 v.u. setzte sich hin. Man sieht nie einen Orientalen stehend sein Wasser lassen; er verrichtet dies immer in hockender Stellung, vgl. PP. I, 66.

364 ult. um meiner Sünde willen. Der nach der Meinung der Bärin dem Tode verfallene Fuchs macht sich die Lehre vom stellvertretenden Leiden zu Nutzen.

368 LXXXVI. Viele der hier folgenden Rätsel beziehen sich auf naturgeschichtlichen Aberglauben, dessen Entstehung im Einzelnen zu verfolgen Saum möglich sein wird. In den Nummern 41 u. fgg. sind keine Rätsel, sondern allerlei Scherze, Lügenmärchen, Verdrehungen u.a. enthalten.

369 No. 10 N.d.E. kann den Löwen in seiner Höle jedes Tier, beispielsweise ein Fuchs, oder sogar eine Maus, tödten.

369 No. 12 Die Häutung der Schlange geht viel öfter vor sich; auch wird die Haut dabei rasch abgestreift. Das Fasten der Schlange zum Zwecke der Häutung kommt auch im Physiologus vor.

369 No. 16 Was d.E. hier vom Hunde aussagt, wird Freytag, Arabum Proverb. I, 456 No. 108 vom Wolf behauptet.

370 No. 21 Bekanntlich legen die Heuschrecken in der Tat mit ihrem langen Legebohrer die Eier in die Erde, vgl. arab. Anmerkungen.

370 No. 22 In vielen Gegenden des Orients, z.B. auch in Damaskus, lässt man die gefangenen Fische crepiren, vgl. Ausland 1873, 705.

370 No. 24 Dass sich die Kamele in der angegebenen Weise begatten, stellen die Zoologen in Abrede; jedoch erklärt sich der Volksglaube vielleicht aus der eigentümlichen Art, wie das Kamel sein Wasser lässt, FE. 234, Lane sub Anmerkungen. Ueber den jedenfalls merkwürdigen Akt des Beschälens der Kamele berichtet Niebuhr aus eigener Anschauung NB. 164; vgl. auch FE. 231.

370 No. 25 In Bezug auf das Haselhuhn bekämpft schon Albertus Magnus sub bonasus die Angabe, dass das Männchen seinen Schnabel in den des Weibchens stecke. Rebhuhn wie Haselhuhn legen mehr als elf Eier.[395]

371 No. 30 Der letzte Teil dieses Rätsels bezieht sich auf die Bereitung des Burghul (BB. 47; PD. I, 184; ZDMG. 11, 483) aus Weizen.

371 No. 31 Was d.E. hier von der Laus berichtet, trifft bekanntlich bei der Blattlaus zu.

371 No. 32 Dass die Taube zwei Eier legt, ist richtig.

371 No. 33 Nach Brehm finden sich in der Tat zuweilen Eier der Sandhühner neben dem Neste.

371 No. 34 N.d.E. fürchten sich die Elfen vor dem Falken und nehmen ihm, wo sie können, die Eier weg.

371 No. 35 Das Insect qalyūn qotte (eig. zerbrochene Pfeife) beschrieb d.E. als ein Tier mit sechs Beinen, etwas grösser als eine Wespe, es laufe sehr schnell und fresse Staub. – Dr. Bertkau denkt an die Grab- oder Wegwespen, welche in eigentümlich springender Weise fliegen.

371 No. 38 Es gibt Raupen, z.B. die des kleinen Nachtpfaues, an deren Haarspitzen sich kleine, aus Drüsen hervorkommende Tröpfchen ansetzen.

373, 24 Geduld u.s.w. ist ein ursprünglich arabisches Sprichwort, dem man im Volksmunde und in der Literatur äusserst häufig begegnet; es geht auf einen Ausspruch Moḥammed's zurück Anmerkungen, al-'Aſîſī's Commentar zu Ssujûṭī's Anmerkungen Cairo 1278 d. Fl. III, 42. Der Form nach stimmt mit dem unsrigen am genauesten, weil derselben Gegend angehörig, No. 370 bei Socin, Arab. Sprichw. u. Redensarten, Tüb. 1878: Anmerkungen.

373 LXXXVII Gedichte in syrischer Sprache scheinen bei den Jakobiten des Ṭûr selten geworden zu sein, da die Gesänge dort meist kurdisch sind. Dagegen finden sie sich bei den sogenannten Chaldäern nördlich von Môçul, vgl. ZDMG. 27, 489; Mémoires du Congrès International des Orientalistes, Paris 1873, II, 262. Die dort angekündigte Sammlung wird den besten Commentar zu Form und Inhalt der vorliegenden Schnadahüpfel bilden.

374, 4 Unter dem Feste des heiligen Gabriel ist jedenfalls ein in Dêr 'Amer (syr. Môr Gabrîje, Sdz. R. III, 351 Deir Mar Gabriel), dem Hauptwallfahrtsorte des Ṭûr, gefeiertes Fest zu verstehen. Von sonstigen Festen nannte uns der Erz. noch das am 20. Juni gefeierte Reschaischfest, an welchem man sich mit Wasser bespritzt (arab. rašš), weil Jesus Nusswasser nahm und dasselbe mit einem Nussblatt auf seine Jünger spritzte; ferner das Fest Johannis des Täufers (24. Juni), auf welches zugleich die Geburt des Messias falle (!), und das Kreuzfest am 26. oder 27. September.

Fußnoten

1 Er hat noch eine schwache Ahnung davon, dass in dem aus Anmerkungen entstandenen maḩtī êe das Subject zu dem folgenden malkūṯe stecken muss, ausserdem lehnt er den letzten Teil desselben an ī ìe »seine Hand« an.


Quelle:
Prym, E./Socin, A.: Syrische Sagen und Märchen aus dem Volksmunde. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprechts Verlag, 1881, S. 396.
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