V
Der Mossulaner und der Teufel.

[72] Nachweise zu diesem Märchen gab ich bereits in ZA IX p. 261 Anm. (GRIMM, KHM. No. 189, III p. 259, RÜCKERT'S Gedicht »der betrogene Teufel«, CERCAR., Algtr. I p. 55 f., Germ. XXVI p. 123, ZDMG. XXXVIII p. 657, Revtrad pop. II p. 486, VI p. 576 f. und KRAUSS, SMSdsl, II p. 411 f.). Trage noch nach: Drugh djetjej (Petersburg 1873) p. 62 f., BASSET, Cberbères p. 136 ff. und ZDMG. XLVIII p. 396 ff.


Man erzählt, dass ein Mossulaner und ein Teufel einmal Geschäftsfreunde wurden und zusammen Zwiebeln säten. Am Tage, da die Zwiebeln reif waren, sagte der Teufel zum Mossulaner: »Komm, wir wollen die Teilung vornehmen.« Da fragte ihn der Mossulaner: »Was willst du? den Kopf der Zwiebel oder die Wurzel?« »Ich will den Kopf«, antwortete der Teufel. Er sah nämlich, dass der Kopf der Zwiebel so frisch war, und da dachte er, der Kopf wäre besser als die Wurzel. Er ging also hin und mähte die [Köpfe der] Zwiebeln ab, während die Wurzel dem Mossulaner blieb. So trug denn der Mossulaner einen Vorteil über den Teufel davon.

Im nächsten Jahre säten sie Weizen, und wiederum gingen sie schon vor der Ernte an die Teilung. Der Mossulaner fragte: »Was willst du? den Kopf des Weizens oder die Wurzel?« Da dachte sich der Teufel: »Voriges Jahr verlangte ich den Kopf der Zwiebeln und bereute es, vielleicht bereue ich es auch dieses Jahr, wenn ich den Kopf des Weizens nehme; dieses Jahr dürfte es vielmehr besser sein, wenn ich die Wurzel des Weizens fordere«, und so sagte er: »Ich will die Wurzel des Weizens.« Da ging der Mossulaner hin und mähte den Weizen ab, während die unteren Teile der Stoppeln dem Teufel blieben. Auch dabei kam der Teufel sehr schlecht weg.[73]

Er entzweite sich deshalb mit dem Mossulaner; sie wurden auf einander böse und wollten einen Kampf ausfechten. »Wo willst du, dass wir kämpfen?« fragte der Mossulaner. »Im Hause«, antwortete der Teufel. Da traten sie ins Haus. »Womit sollen wir aber kämpfen?« fragte der Mossulaner weiter. »Mit einem Stocke und einem Ochsenstachel«, erwiderte der Teufel, »der Ochsenstachel für mich1 und der Stock für dich.« Der Mossulaner war mit der Bedingung einverstanden, und sie machten sich an den Kampf im Hause. Der Teufel hob den Ochsenstachel in die Höhe, doch der blieb fortwährend im Dache des Hauses stecken, und unterdessen schlug der Mossulaner flink, flink mit dem Stocke auf ihn ein, bis der Teufel vor ihm davonlief.

Später kehrte der Teufel zum Mossulaner zurück und sagte: »Gieb mir den Stock und nimm du dir den Ochsenstachel; aber wir wollen aus dem Hause hinausgehen und uns ins Freie begeben.« Auch hiermit erklärte sich der Mossulaner einverstanden. Sie gingen ins Freie, und der Teufel nahm den Stock und der Mossulaner den Treibstachel. Als der Kampf begann, wollte der Teufel sich dem Mossulaner nähern. Doch dieser streckte von der Ferne den Treibstachel aus und schlug auf den Teufel los. So musste wieder der Teufel vor dem Mossulaner die Flucht ergreifen.

1

Der Ochsenstachel ist sehr lang.

Quelle:
Lidzbarski, Mark (Hg.): Geschichten und Lieder aus den neuaramäischen Handschriften. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1896, S. 72-74.
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