[249] 79. Des Krähenmännchens Heirat

[249] Einmal flog ein Krähenmann aus Järwen nach Harrien1 auf die Freite. Er erzählte der Braut und deren Eltern, er sei ein reicher Mann, habe große Felder und ganze Haufen von Getreide. Er könne mit seiner Frau ohne Sorgen leben. Den Brautvater und die Brautmutter lud er zu sich ein, seinen Reichtum zu sehen. Sie flogen hin. Der Krähenmann zeigte ihnen alle Kornschober in der Nähe seines Nestes und sagte, dies alles gehöre ihm.

Die Brauteltern flogen nach Harrien zurück und priesen vor der Tochter den Reichtum des Bräutigams. Sie wollten einem so reichen Manne ihre Tochter nicht verweigern. Die Braut selber war auch bereit, nach Järwen zum Krähenmanne zu ziehen. Es wurde also mit der Elster nach Järwen die Botschaft geschickt, die Braut könne abgeholt werden.

Sogleich flog der järwische Krähenmann nach Harrien und holte seine Braut heim. Die Neuvermählte machte sich sogleich an die Kornschober.

Eines Morgens, als die neuvermählte Krähe gerade oben auf einem Kornschober mit Fressen beschäftigt war, kamen die Menschen mit mehreren Wagen und führten auch den letzten Kornschober fort.

Als die Krähe das sah, schrie sie: »Jaak, Jaak! Das Getreide wird fortgeführt! Das Getreide wird fortgeführt!«

Ihr Mann hörte das und schrie ihr entgegen: »Jeder führt das Seine fort! Jeder führt das Seine fort!«2

Fußnoten

1 Järwen und Harrien sind zwei Landkreise in Estland.


2 Igaüks viib oma! Varese vaglakese – mardikud! Wörtlich lautet der schwerverständliche Schluß: »Jeder führt das Seine fort! Der Krähe Würmchen – die Käfer.«

Quelle:
Löwis of Menar, August von: Finnische und estnische Volksmärchen. Jena: Eugen Diederichs, 1922, S. 249-250.
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