[401] 46. Der Mann mit der Reisekiste.

Aus dem Dorfe Çagori. –

Obgleich der von dem Helden gemachte Donner und Blitz an das gotteslästerliche Treiben des hellenischen Salmoneus erinnert und der Grundgedanke unserer Erzählung[401] an die bekannte hellenische Anekdote von dem den Flußgott Skamander vorstellenden Jüngling und der jungen Troerin anklingt, so möchten wir doch nach Benfeys (II, S. 159 ff.) Vorgang in diesem Märchen eine Entlehnung aus Indien erblicken, weil sich das indische Märchen, wie es im Pantschatantra (Benfey II, S. 48) enthalten ist, tief in der indischen Anschauungsweise verflochten zeigt. Der Held, ein Weber, dringt in das wohlverwahrte Schloß unter der Gestalt Vischnus und auf dem von seinem Freunde künstlich nachgemachten Garudavogel zur Prinzessin ein, und der günstige Schluß des Märchens wird durch dies Einschreiten des Gottes vermittelt.

Die nächste Quelle unseres Märchens dürfte jedoch eine mohammedanische sein, denn in Tausendundein Tag (deutsche Übersetzung, Prenzlau, III, S. 33) dringt der Prinz, wie hier, auf einem fliegenden Kasten zur Prinzessin, und während der Held als Pseudo-Mohammed seinen Ruhm genießt, verbrennt der Kasten, und er ist wieder im Elend.

Quelle:
Hahn, J[ohann] G[eorg] v[on]: Griechische und Albanesische Märchen 1-2. München/Berlin: Georg Müller, 1918, S. 401-402.
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