[502] 1044. Der Altar in der Helzinger Waldkapelle.

In der Helzinger Waldkapelle steht ein schöner Holzschnitzaltar, der, reichlich mit Zierat, und Bildwerk ausgestattet, das Leben Christi und der Gottesmutter Mariä darstellt: ein Denkmal, das, den kleinen Flügelaltar von Rodenborn ausgenommen, im Luxemburger Lande einzig in seiner Art ist und durch künstlerisch vollendete Ausführung sich kühn mit ähnlichen Erzeugnissen der mittelalterlichen Kunst in den umliegenden Ländern messen kann.

Wie und wann der Altar in den Besitz der Klause von Helzingen gekommen sein mag, darüber weiß man nichts Bestimmtes.1 Unter dem Volke aber geht noch heute die Sage, der Altar komme aus dem Frankenlande und sei für eine Kirche in Belgien bestimmt gewesen. Als man aber an der Helzinger Heilsquelle vorüberfuhr, da tat die Himmelskönigin auf wunderbare Weise ihren Willen kund, hier am Saume eines Buchenwäldchens den Altar errichtet zu sehen. Man ließ nämlich die Ochsen an der Quelle trinken, und gleich wurden sie, wie durch eine unsichtbare Macht, an den Boden gefesselt, und auch der Wagen, der die teuere Last trug, war durch kein menschliches Mittel mehr von Ort und Stelle zu bringen. Dies war für Volk und Geistlichkeit ein Wink von oben, ein über irdisches Gebot. Der Altar wurde sofort in der alten Kapelle an der Heilsquelle errichtet und vollendete die innere Ausstattung des Heiligtums, das von nun an den Gläubigen nicht nur Schätze der Hilfe, sondern auch erhabene Schätze der Kunst zu bieten hatte.


Pfarrer J. Prott, Luxemburger Marienkalender, 1878, 29

1

Aus der Abtei Stavelot (J. Dumont).

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 502.
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