Bauopfer.

[39] Mal bauten sie eine Kirche, und hatten sie dreimal hochgebaut, aber konnten sie nicht fertig bauen, denn sie fiel immer wieder ein. Da nahmen sie ein Kind und mauerten es lebendig ein. Das Kind war noch nicht ein halbes Jahr alt und hat gesprochen, ehe sie es eingegraben hatten. Und sie fragten: Was ist süsser wie Honig?« und das Kind sprach: »Die [der] Mutter ihre Titte [Brust]«. »Und sie fragten wiederum: »Was ist weicher wie »Sanft« [Sammt] und Seide?« und das Kind sprach: »Die Mutter ihre Schlipe [der Schoss an der Jacke]«. Dann mauerten sie das Kind ein, da stand die Kirche.

Ebenso war es mit einer Mühle. Sie »kriegten sie auch nicht zu stehen« und mussten ein Gesangbuch unter den vier Ständern [auf denen die Mühle steht] vermauern. Dann stand sie. G.-S. I, 64.111

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I, 65. »Die 12 Goldtonnen« hat ursprünglich einer aus Russisch-Polen in B. erzählt. – Nothfeuer. I, 59. Noch bis in neueste Zeit bohrten die Schulkinder in Burg durch Drehen eines harten Holzes mittelst Bindfadens (Rauch, Brand ohne Flamme) Löcher in den Rand der Schultafeln, um den Bindfaden für den Schwamm durchzuziehen. Ich kann auf Grund eigener dortiger Versuche diese Angabe bestätigen. – Bei Schleife (u.a. Dörfern) rieben früher die Hirtenjungen beim Kühehüten »lebendiges« Feuer (hogen zagotować, kurjawkować) aus der kurjawka heraus. Dazu suchten sie zwei Kiefernstämme (gaca, aus einer Wurzel oder Stamm), nahe bei einander (etwa spannenweite, palcowy syg) aufgewachsen, nicht stärker, als dass man sie auseinanderzwingen konnte, schnitten in die beiden inneren Seiten derselben je ein Grübchen und setzten (klemmten) zwischen beide einen sehr kienigen Pflock von Kiefernholz (lucywjany kołk), 1 Zoll stark. Um dieses Querholz legten sie zwei zusammengebundene Peitschen- (kšud) Schnüre (? tüchtig mit Theer, kołomaz, eingeschmiert?) (oder starken Strick) und zogen so lange an den Enden, bis erst Funken gespritzt kamen, zuletzt das Querholz anfing zu brennen. [? Manche sollen vorher die Kiefern inwendig abgeschält haben, damit das Harz herausflösse.] Zimmermeister Mudra [85 Jahre alt] und George Mertinaschk [über 70 J.a.], beide noch in Schleife, haben so »lebendiges« Feuer aus der kurjawka »herausgerieben«, indessen mehrere Peitschen erst zerrissen, bis Feuer kam.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 39.
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