Überhitzer

[857] Überhitzer, Vorrichtung zum Überhitzen des in einem Dampfkessel erzeugten, gesättigten Wasserdampfes, d. h. zur Erhöhung seiner Temperatur, ohne zugleich seinen Druck zu vergrößern, besteht aus einem System von Röhren, die von dem Dampf durchströmt und außen von Heizgasen bestrichen werden. Bei ortsfesten Anlagen ist der Ü. meist in einem Zug des Kessels eingebaut (indirekt geheizter Ü., Kesselzug-Ü.), nur selten besitzt er eine eigne Feuerung (direkt geheizter Ü.). Die Röhren sind Rippenrohre aus besonders widerstandsfähigem Gußeisen (Ü. von Schwörer), meistens jedoch nahtlose Flußeisen- oder Stahlrohre (von 20–40 mm Durchmesser), die in einfacher U-Form oder als Schlangen mit U-förmigen Schenkeln angeordnet sind. Die Enden sämtlicher Röhren oder Schlangen münden in zwei voneinander getrennte Rohre oder Kasten, von denen der eine dem Sattdampf als Verteiler, der andre dem Heißdampf als Sammler dient. Die Heizgase werden mit dem Dampfstrom (Gleichstrom) oder ihm entgegen (Gegenstrom) geführt und sollen mit Rücksicht auf die Haltbarkeit des Überhitzers nicht zu hohe Temperatur haben, aber auch noch genügend heiß sein, um die gewünschte Überhitzung zu bewirken. Nach diesem Gesichtspunkt ergibt sich der Einbau des Überhitzers beiden verschiedenen Kesselarten. Die Abbildung (S. 858) zeigt den Kesselzugüberhitzer eines Flammrohrkessels. Der Sattdampf tritt vom Kessel her in den Verteilungskasten a, durchströmt die in größerer Zahl hintereinander angeordneten Überhitzerschlangen b und gelangt vom Sammelkasten c zur Verbrauchsstelle. Die aus dem Flammrohr austretenden Heizgase[857] umspülen die Überhitzerschlangen und gelangen dann nach den übrigen Zügen des Kessels. Meist sind in die Heizkanäle Klappen oder Schieber eingebaut, durch die der Zutritt des Heizgasstromes zu dem Ü. nach Bedürfnis geregelt werden kann. –

Kesselzugüberhitzer eines Flammrohrkessels.
Kesselzugüberhitzer eines Flammrohrkessels.

Bei Lokomobilkesseln besteht der Ü. gewöhnlich aus schraubenförmig gewundenen Stahl rohrschlangen, die in der Rauchkammer liegen und von den Heizgasen nach dem Gegenstromprinzip bestrichen werden. – Im Lokomotivkessel ist der Ü. in die Rauchkammer oder in besondere, genügend weite Heizröhren eingebaut. Die Heizröhrenüberhitzer werden in neuerer Zeit bevorzugt. Die bekanntesten Ausführungsarten sind die von Schmidt und Pielock. – An Schiffskesseln findet der Ü. infolge der beschränkten Raumverhältnisse bis jetzt noch wenig Anwendung. Vgl. auch Dampfkessel, S. 449, und Tafel »Dampfkessel II«, S. II und III.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 857-858.
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