Aytoun

[209] Aytoun (spr. ētun), William Edmonstoune, engl. Dichter, geb. 21. Juni 1813 in Edinburg, gest. 4. Aug. 1865 auf seinem Landsitz Blackhills in den schottischen Hochlanden, studierte in seiner Vaterstadt Rechtswissenschaft und ließ sich daselbst 1840 als Anwalt nieder. Indessen widmete ersich mehr literarischen Arbeiten und schrieb namentlich für das ultraliberale »Tait's Magazine« zahlreiche und witzige Artikel. Bald aber wandte er sich dem Toryismus zu und wurde Mitarbeiter, später Redakteur des konservativen »Blackwood Magazine«; namentlich richtete er seine kaustische Feder gegen den Eisenbahnschwindel und die materialistischen Tendenzen der Manchesterschule. Eine historische Arbeit: »Life and times of Richard I. king of England« (Lond. 1840), fand nicht sonderlichen Beifall, desto größern seine satirischen und polemischen »Bon Gaultier ballads«, die 1844 im »Punch« erschienen und später in einem Band vereinigt wurden. 1845 wurde A. Professor der Rhetorik und schönen Wissenschaften an der Universität in Edinburg und erhielt unter dem Ministerium Derby 1852 das Ehrenamt eines Sheriffs und Admirals der Orkney- und Shetlandinseln. Seine kritischen Lehren vertrat er auch dichterisch durch »Firmilian, or the student of Badajoz; a spasmodic tragedy« (1854), worin er die hyperpoetische Manier gewisser Modepoeten in übertreibender Nachahmung persiflierte. Sein eigentlicher Dichterruhm beruht aber auf den »Lays of the Scottish cavaliers«, einer an echter Poesie reichen Verherrlichung der Stuartkämpfer, die zuerst 1848 in London und Edinburg erschien und zahlreiche Auflagen erlebt hat. Auch die »Ballads of Scotland« (4. Aufl. 1858, 2 Bde.), eine verdienstvolle, kritisch gesichtete und mit gelehrten Anmerkungen versehene Sammlung altschottischer Volkslieder, und seine mit Martin gemeinsam gearbeitete Übertragung Goethescher DichtungenPoems and ballads of Goethe«, 1858 u. ö.) fanden allgemeinen Beifall. Vgl. T. Martin, Memoir of Will. E. A. (Edinb. 1867).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 209.
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