Manīer

[224] Manīer (franz. manière), im allgemeinen die »Art und Weise«, wie man etwas zu tun pflegt, besonders diejenige, durch welche den Forderungen der Wohlanständigkeit genügt wird; weiterhin tadelnde Bezeichnung solcher formaler Eigenschaften eines Kunstwerkes, die nicht zur organischen Verkörperung des dem Schaffenden jeweils vorschwebenden Inhalts seiner Darstellung dienen, sondern bloß äußerlich angefügt sind, sei es in sklavischer Nachahmung eines Vorbildes, sei es rein willkürlich oder gewohnheitsmäßig. Während sich das Wesen des Stils darin kundgibt, daß jeder Zug der Formgebung von innen herausgebildet ist und als notwendiger Ausdruck innern Lebens erscheint, ist bei der M. diese enge Beziehung zwischen innerm Leben und äußerer Gestaltung gelöst, es werden als ästhetisch wirksam erprobte Formen mehr verstandesmäßig wiederholt und auf Gegenstände übertragen, mit deren Wesen und Inhalt sie nicht verwachsen sind. In der Malerei heißen Manieristen speziell diejenigen, die den Stil eines großen Meisters geistlos nachahmen; auch verfällt derjenige in M., der in einer von ihm eingeschlagenen Richtung dauernd verharrt, so daß er zuletzt ins Mechanische, Geistlose und Unnatürliche (Manierierte) übergeht. Fälschlich wird das Wort M.[224] auch oft gleichbedeutend mit Stil genommen. – In der Musik versteht man unter Manieren auch soviel wie Verzierungen (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 224-225.
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