Bairam

[281] Bairam, türk. Name zweier großer Feste des Islam. Das erste Beiramfest, das bei den Arabern Id-ul-fitr (Fest des Fastenbrechens) oder Id-ul-saghir (das kleine Fest) heißt, beim türkischen Volk gewöhnlich unter dem Namen Kütschük B. (kleiner B.) oder Scheker B. (Zucker-B.) bekannt ist, schließt sich unmittelbar an den Fastenmonat Ramadan, d. h. es wird am 1. Tage des Monats Schawwal gefeiert. 70 Tage darauf fällt das zweite Bairamfest, von den Arabern Id-ul-adcha (Opferfest) oder Id-ul-kabir (das große Fest), von den Türken gewöhnlich Kurban B. (Opfer-B.) genannt. Es wird vom 8.–10. Tage des Monats Silhidsche während der Pilgerfahrt in Mekka und in der gesamten Islamwelt zum Andenken an Abrahams Opfer gefeiert. Nach der mohammedanischen Legende fand dieses Opfer nicht in Jerusalem, sondern im Tale Minâ bei Mekka statt, und zum Opfer war nicht Isaak, sondern Ismael bestimmt. An diesem Feste muß jeder Muslim ein Opfer, gewöhnlich ein Schaf, schlachten. Mit besonderer Pracht werden beide Beiramfeste in Konstantinopel durch den feierlichen Zug des Sultans zur Moschee begangen. Am kleinen Bairamfest findet im Thronsaal des Palastes von Dolmabagtsche eine Gratulationscour[281] mit großem Gepränge statt, bei der alle höhern türkischen Würdenträger vor dem Sultan, als dem Kalifen, defilieren und den Saum seines Mantels küssen. Infolge der mohammedanischen Rechnung nach Mondjahren sind die Bairamfeste, wie alle übrigen religiösen Feste der Mohammedaner, beweglich und können im Verlauf von 32 Jahren in alle Jahreszeiten fallen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 281-282.
Lizenz:
Faksimiles:
281 | 282
Kategorien: