Bora

[216] Bora, ein an der Ostküste des Adriatischen Meeres von Triest bis gegen Albanien sowie an der Nordostküste des Schwarzen Meeres in kurzen heftigen Stößen (refoli, 60 m und mehr in 1 Sekunde) wehender trockner und kalter Nordnordost-, Nordost- oder Ostnordostwind. Bei heiterm Wetter kündigt sich die B. durch Bildung von Cumuluswolken über den Gebirgskämmen an, von denen sie herabstürzt. Sie entsteht, wenn sich im SO. des Adriatischen Meeres ein barometrisches Minimum befindet, oder wenn der Luftdruck über Mitteleuropa rasch zunimmt und infolgedessen die Luft von der Karstfläche der Küste zuströmt. Sie ist wie der Föhn ein Fallwind und erwärmt sich beim Herabstürzen, jedoch wegen der geringen Höhe nur so wenig, daß sie unten als kalt empfunden wird. Am häufigsten weht die B. im Winterhalbjahr, oft Tage, ja Wochen hindurch. Die schwächern Formen der B. nennt man Borino, die starken Boraccia. Die B. ist oft so heftig, daß sich auf dem Meer ein Nebel (Fumarea, Spalmeggio) aus dem in kleine Tropfen zerstäubten Meereswasser bildet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 216.
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