Bródy

[443] Bródy, 1) Siegmund, hervorragender ungar. Publizist, geb. 15. Nov. 1840 in Miskolcz, war ursprünglich auf belletristischem Gebiete tätig, widmete sich aber bald der Publizistik und galt schon in den 60er Jahren des 19. Jahrh. als einer der hervorragendsten politischen Schriftsteller Ungarns. Nachdem er längere Zeit an der Seite Keménys beim »Pesti Napló« gewirkt, wurde er als Sekretär ins Ministerium berufen; doch verließ er bald den Staatsdienst und begründete das »Neue Pester Journal«, das unter seiner Leitung in kurzem das verbreitetste deutsche Blatt Ungarns wurde. In den letzten Jahren machte B. seinen Namen auch durch großartige philanthropische Stiftungen bekannt, insbes. durch das nach seiner Frau benannte, mit einem Kostenaufwand von 600,000 Kronen erbaute Adele B.-Kinderhospital, das erste in Ungarn. 1896 wurde B. von König Franz Joseph I. zum lebenslänglichen Mitgliede des ungarischen Magnatenhauses ernannt.

2) Alexander, ungar. Schriftsteller, geb. 1863 in Erlau, lebt als Redakteur in Budapest. In seinen Romanen (»Die Frau mit den zwei Seelen«, »Schauspielerblut«, »Dr. Faust«, »Schneewittchen«, »Fräulein Don Quixotte«, »Geständnisse eines Mannes« u. a.) vereinigt sich eine blühende, aber sprunghafte Phantasie mit großer Charakterisierungskraft, eine hohe Kunst der psychologischen Analyse mit Oberflächlichkeit der formalen Gliederung. Eine Anzahl seiner Romane ist auch in deutscher Sprache erschienen. In jüngster Zeit sind auch mehrere Dramen von B. (die Schauspiele »Schneewittchen« und »Die Amme«) mit Erfolg zur Ausführung gelangt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 443.
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