Brodzinski

[443] Brodzinski, Kazimiérz, poln. Dichter, geb. 8. März 1791 zu Krolowka in Galizien, gest. 10. Okt. 1835 in Dresden, trat 1809 als Unteroffizier in die 12. Artilleriekompagnie des Großherzogtums Warschau, zog 1812 mit nach Rußland, geriet in der Schlacht bei Leipzig in preußische Gefangenschaft, ging dann nach Krakau und ließ sich 1815 in Warschau nieder, wo er seit 1818 im Piaristenkonvikt auf Zoliborz polnische Literatur dozierte, 1822 zum Professor der Ästhetik an der neugegründeten Universität ernannt ward und durch seine Vorträge wie durch seine kritischen Schriften viel zum Siege der romantischen Schule über den Klassizismus beitrug. An dem Aufstand 1830 nahm er keinen Anteil. Seit der Auflösung der Universität (1831) ohne Anstellung, starb er auf der Rückreise aus böhmischen Bädern in Dresden, wo ihm von seinen Landsleuten ein einfacher Denkstein errichtet ist. B. war ein Dichter von echt volkstümlichem Gepräge, dessen Grundzüge innige Gemütlichkeit, Vaterlandsliebe und Religiosität bilden. Unter seinen Poesien verdient besonders das reizende Idyll »Wieslaw« (1820; deutsch von Schönke, Posen 1867) Erwähnung, worin das Leben des polnischen Landvolkes in anziehender Weise idealisiert wird. Eine Sammlung seiner Schriften erschien in 10 Bänden (Wilna 1842–44), eine neuere, vollständig ere, von Kraszewski herausgegeben, in 8 Bänden (Warsch. 1872–74).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 443.
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