Klassizismus

[96] Klassizismus, in der bildenden Kunst die Stilrichtung, die durch die Wiederbelebung der Studien des griechisch-römischen Altertums durch Lessing, Winckelmann, Stuart, Revett u. a. in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh. aufkam und sich bis gegen die Mitte des 19. Jahrh. lebendig erhielt. In Deutschland stehen Carstens und seine Nachfolger in der Malerei, die Architekten Erdmannsdorff, Gilly und Langhans an der Spitze dieser Bewegung, in Frankreich David und seine Schüler und die Architekten Percier und Fontaine, die eine besondere Abart des K., den sogen. Empire-Stil (s. d.), begründeten. Hauptvertreter des K. in der Bildhauerkunst sind Canova und Thorwaldsen und ihre zahlreichen Schüler und die Franzosen Chaudet und Bosio. Während die Bahnbrecher des K. den antiken Stil durch ihre geistvolle Eigenart zu erneuern und wieder lebendig zu machen wußten, verfielen ihre Nachahmer in leeren Formalismus und in leblose Steifheit, wodurch der Herrschaft des K. ein Ende bereitet wurde. In Frankreich ist der K. jedoch in neuerer Zeit zugleich mit dem Napoleonkultus wieder in Mode gekommen. Vgl. Gurlitt, Geschichte des Barock, Rokoko und K. (2 Abt. in 3 Bdn., Stuttg. 1887–89).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 96.
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