Stuart [1]

[136] Stuart (spr. ßtjū-ĕrt), altes Geschlecht in Schottland, das diesem Reich und England eine Reihe von Königen gegeben hat. Es stammt von einem Zweige der anglo-normannischen Familie Fitz-Alan ab, der sich in Schottland niederließ und unter David 1. die erbliche Würde des Reichshofmeisters (steward, daher der Name S.) erwarb. Walter S. heiratete um 1315 eine Tochter des schottischen Königs Robert I. Bruce; und nach. dem Roberts I. Sohn, David II., 1371 ohne männliche Erben gestorben war, bestieg Walter Stuarts[136] Sohn als Robert II. den schottischen Thron und ward der Gründer der Dynastie, die nach dem Ableben der Königin Elisabeth von England mit Jakob VI. (I.), dem Sohne der Maria S. (s. Maria 17), 1603 auch die Krone dieses Reiches erhielt. Von einem Seitenzweig der Stuarts stammen die Grafen von Lennox her, die infolge der Vermählung des Matthew S., Grafen von Lennox, mit Margarete Douglas, Enkelin Heinrichs VII. von England, auch auf den englischen Thron Ansprüche erwarben. Der Sohn dieser Ehe war Heinrich Darnley (s. d.), der Gemahl der Maria S. und Vater König Jakobs 1. von England. Nachdem Jakob II. (s. Jakob 4) durch die Revolution von 1688 aus Großbritannien vertrieben war, kamen hier weibliche Nachkommen der Stuarts zur Regierung, während die Versuche der männlichen Nachkommen Jakobs 11., seines Sohnes Jakob Eduard, des Prätendenten (gest. 1766), der sich Jakob III. nannte (s. Jakob 5), und dessen Sohnes Karl Eduard (gest. 1788, s. Karl 29), den Thron ihrer Väter wiederzuerlangen, fruchtlos blieben. Da Karl Eduard keine Kinder hinterließ, blieb von dem Mannesstamm der Hauptlinie der Stuarts nur sein Bruder Heinrich Benedikt, seit 1747 Kardinal, übrig, der zuletzt von einem Jahrgeld, das ihm vom britischen Hofe gezahlt wurde, in Venedig lebte und 13. Juli 1807 in Frascati starb, nachdem er seine Ansprüche auf den britischen Thron auf Karl Emanuel II. von Sardinien vererbt hatte. König Georg IV. ließ ihm in der Peterskirche zu Rom von Canova ein Denkmal errichten. Seine Familienpapiere kaufte die britische Regierung an und ließ sie veröffentlichen (»S. papers«, Lond. 1847); vgl. Kelly, Life of Henry Benedict S. (Lond. 1899). Von Nebenzweigen des Hauses S. leben noch zahlreiche Glieder in Schottland, England und Irland. Vgl. Vaughan, Memorials of the Stuart dynasty (Lond. 1831, 2 Bde.); Thornton, The Stuart dynasty (das. 1890); Head, The fallen Stuarts (das. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 136-137.
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