Braddon

[300] Braddon (spr. brädd'n), Mary Elizabeth, engl. Schriftstellerin, im Sensationsroman hervorragend, geb. 1837 in London als die Tochter eines Rechtsanwalts, der selbst schriftstellerte, hatte als Erzieherin reiche Gelegenheit, das Leben der höhern Gesellschaft zu beobachten, und beschäftigte sich schon früh mit literarischen Arbeiten. Sie ist mit dem Verlagsbuchhändler Maxwell verheiratet, hat aber ihren frühern Namen beibehalten. Ihre ersten Werke hatten keinen Erfolg; dagegen erregte »Aurora Floyd« (1862) bereits Aufsehen und noch mehr »Lady Audley's secret« (1862; binnen drei Monaten acht Auflagen und auch dramatisiert). Mit großer Schnelligkeit folgten nun: »Eleanor's victory« (1863), »John Marchmont's legacy« (1864) und »Henry Dunbar« (1864). Aus ihrer allzu reichen spätern Produktion mögen noch hervorgehoben werden: »Ralph the bailiff« (1870), »Joshua Haggard's daughter« (1877), »Asphodel« (1881), »Like and Unlike« (1887), »The Venetians« (1892), »Sons of Fire« (1895), »His Darling Sin« (1899), »The Infidel« (1900). Die Wirkung fast aller dieser Bücher beruht auf der spannend erzählten Fabel und auf dem Reiz der realistischen Schilderung von Englands sozialen Zuständen; die Charaktere sind nur leidlich gezeichnet, die Erfindung aber ist unbedeutend. B. veröffentlichte auch Gedichte: »Garibaldi, and other poems« (1861), und brachte 1862 ein kleines Lustspiel: »Loves in Arcadia«, sowie 1873 ein Melodrama: »Griselda« (frei nach Boccaccio), zur Ausführung. Sie gibt in London das Magazin »Belgravia« heraus. Neuerdings hat sie sich durch gewalttätige Abkürzung der Romane Walter Scotts einen schlimmen Namen gemacht. Ihre Romane sind vielfach übersetzt worden, und sie gehört zu den im Ausland populärsten Schriftstellern Englands. Als Typus für den landläufigen, unmodernzeitgenössischen Unterhaltungsroman beanspruchen ihre Werke Beachtung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 300.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika