Brennglas [1]

[389] Brennglas, eine Sammellinse (s. Linse), welche die Sonnenstrahlen in ihrem Brennpunkt zu einem kleinen Sonnenbildchen (Brennraum) sammelt, in dem eine sehr hohe Temparatur entsteht, wenn ein Medium dahin gebracht wird, das die Strahlen absorbiert. Die Wärmewirkung eines Brennglases ist um so stärker, je mehr Strahlen es auffängt und zur Vereinigung bringt, d. h. je größer seine Oberfläche ist, und je kleiner das Sonnenbildchen ist, in das die Strahlen zusammengezwängt werden, d. h. je kürzer die Brennweite ist. Bei großen Brenngläsern erreicht man daher eine verstärkte Wirkung, wenn man durch eine zweite kleinere Sammellinse, auf die man die Strahlen nahe vor ihrem Vereinigungspunkt fallen läßt, dieselben noch mehr zusammendrängt. Griechen und Römer scheinen Brenngläser gekannt zu haben, am Ende des 13. Jahrh. wurden sie bekannter, und gegen Ende des 17. Jahrh. benutzte Tschirnhausen Brenngläser von 86 cm Durchmesser und 2,2 m und 3,8 m Brennweite. Da indes größere Glasmassen nicht völlig rein und durchsichtig sind, so setzten 1774 Brisson und Lavoisier zwei hohle, den Uhrgläsern ähnliche Gläser zu einer Linse zusammen, deren innern Raum sie mit Terpentinöl füllten. Die Brennweite betrug 3,45 m, der Brennraum 32 mm im Durchmesser. Dieses B. brachte, mit einem Kollektivglas verbunden, außerordentliche Effekte hervor. Eine andre, von Coutelle beschriebene Brennlinse von 94 cm Durchmesser und 6,5 mm Brennraum schmelzte Platin und verbrannte Diamanten. Durch ähnliche Linsenwirkung, welche Wasserflaschen, eigenartige Fensterscheiben etc. ausüben, sind Feuersbrünste entstanden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 389.
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