Calciumsulfurēte

[697] Calciumsulfurēte, Verbindungen von Calcium mit Schwefel. Einfach-Schwefelcalcium (Calciumsulfid) CaS entsteht beim Glühen von Kalk in Schwefelwasserstoff oder von schwefelsaurem Kalk in Wasserstoff oder mit Kohle, bildet eine farblose, erdige, in Wasser unlösliche Masse und leuchtet im Dunkeln nach Bestrahlung durch Sonnenlicht. Ein solches Präparat bereitete Canton 1768 durch Glühen von gebrannten Austernschalen (kohlensaurer Kalk) mit Schwefel (daher Cantons Phosphor), und ein ähnliches Präparat erhält man durch Glühen von gebrannten Austernschalen mit Realgar (Schwefelarsen, Osanns Leuchtstein). Im elektrischen Ofen ist es schmelzbar und kristallisiert dann in kubischen Kristallen. In feuchter Luft wird es durch die Kohlensäure zersetzt, unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff bildet sich unterschwefligsaurer Kalk, der unter Abscheidung von Schwefel in schwefelsauren Kalk übergeht. Mit Wasser gibt Schwefelcalcium Ätzkalk und Calciumhydrosulfid (Calciumsulfhydrat) CaSH2S; dies entsteht auch bei Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Ätzkalk und findet sich daher im Gaskalk; es wirkt höchst ätzend und dient zum Enthaaren der Felle. Kocht man Ätzkalk mit Wasser und Schwefel, so entsteht eine gelbrote Lösung von Fünffach-Schwefelcalcium CaS5, die noch Schwefel löst und mit Säuren, unter Abscheidung von sehr sein verteiltem hellgelben Schwefel (Schwefelmilch), Schwefelwasserstoff entwickelt. Sie dient als Antichlor und zur Darstellung von Schwefelmilch. Glüht man Kalk oder [697] Ätzkalk mit Schwefel bei Abschluß der Luft, so entsteht eine grauweiße, gelbliche oder rötliche Masse, die neben schwefelsaurem Kalk mehrere Sulfurete des Calciums (CaS2, CaS3, CaS4, CaS5) enthält und als Kalkschwefelleber (Hepar sulfuris calcareum, Calcaria sulfurata) zu Bädern benutzt wird. Die Sodarückstände enthalten Calciumsulfurete, aus denen man einen großen Teil des Schwefels wiedergewinnt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 697-698.
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