Curci

[376] Curci (spr. kurtschi), Carlo Maria, ital. Jesuit, geb. 4. Sept. 1809, gest. 9. Juni 1891, trat 1826 in den Orden Jesu und schrieb zu dessen Verteidigung: »Fatti ed argomenti« gegen die Angriffe Giobertis. Auf die weitern Angriffe, die dieser in seinem »Gesuita moderno« gegen ihn schleuderte, antwortete er von Paris aus in einem zweibändigen Werk. 1850 gehörte er zu den Begründern der Zeitschrift »Civiltà cattolica«, die zuerst in Neapel erschien, nach einiger Zeit aber nach Rom übersiedelte. Als Kanzelredner sehr populär geworden, trat C. 1870 für die weltliche Herrschaft des Papstes ein, änderte aber in der Vorrede zu seinen »Lezioni esegetiche e morali sopra i quattro Evangeli« (Flor. 1874–76, 5 Bde.; 2. Aufl. seit 1887) seine Ruhtung und legte dem Papst die Aussöhnung mit dem Königreich Italien nahe. Als er den gleichen Gedanken, der den Verzicht auf die weltliche Herrschaft des Papstes zur Voraussetzung hatte, noch entschiedener in einem Brief an Pius IX. und in dem Buch »Il moderno dissidio tra la Chiesa e l'Italia« (Flor. 1877) vertrat, wurde er 1877 aus dem Jesuitenorden ausgestoßen, unterwarf sich zwar 1879 Leo XIII, kehrte aber bereits 1881 mit dem Werk »La nuova ltalia ed i vecchi zelanti« (deutsch. Leipz. 1882) zu seinen frühern Ansichten zurück. Dies Werk sowie die noch kühnere Schrift: »Il Vaticano regio, tarlo superstite della Chiesa cattolica« (Flor. 1883) wurden auf den Index gesetzt und C. durch Kirchenstrafen 1884 zum Widerruf gezwungen. Andre Schriften von ihm sind: »La questione romana nell' Assemblea francese« (Par. 1849), »La demagogia italiana ed il Papa-Re« (das. 1849), »La natura e la grazia« (1865, 2 Bde.), »Lezioni sopra il libro di Tobia« (1877), »Di un socialismo cristiano« (1885) u. a. Auch hat er das Neue Testament und die Psalmen ins Italienische übersetzt. Vgl. »Memorie di padre C. M. C.« (Flor. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 376.
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