Dschuneíd

[235] Dschuneíd, Abu'l Kâsim ibn Mohammed, seinerzeit der gefeiertste Repräsentant (Scheich) des Sufismus (s. d.), geb. im Irak, starb 910 zu Bagdad. Er war ein Virtuos frommer Askese und zugleich ein Meister theologisch-juristischer Gelehrsamkeit. Zu seinen Vorlesungen drängten sich die Männer der Feder, um seine Diktion, die Philosophen, um die Schärfe seiner Dialektik, die Poeten, um die Schönheit seiner Sprache, die Theologen, um die Tiefe seiner Gedanken zu bewundern. Er scheint noch ganz auf dem Boden der Orthodoxie gestanden zu haben. Zu seinem Begräbnis waren 60,000 Menschen zusammengeströmt. Seine leidenschaftlichsten Verehrer schrieben ihm übernatürliche Kräfte zu.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 235.
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