Orthodoxīe

[145] Orthodoxīe (griech., »Rechtgläubigkeit«), im Gegensatz zur Häresie oder Heterodoxie (Ketzerei) die Übereinstimmung mit dem Lehrbegriff der Kirche oder diejenige Fassung der Glaubenslehre, die im Hinblick auf den in den Symbolen der Kirche aufgestellten Lehrbegriff den Anspruch auf Korrektheit erheben darf. Der Ausdruck kam in den allgemeinsten Gebrauch besonders seit den Konzilen zu Nicäa (325), zu Konstantinopel (381) und zu Chalcedon (451) und bedeutet demnach hauptsächlich die Festhaltung der Lehre von der Trinität und von der Gottheit Christi nach den auf jenen Kirchenversammlungen festgestellten Formeln. Während des Bilderstreits galt der Eifer für die Bilder und Reliquien für orthodox, und die Kaiserin Theodora ließ den 843 errungenen Sieg der Bilderfreunde durch ein jährliches Fest (am ersten Fastensonntag) verewigen, das sie das Fest der O. nannte. Seit die orientalische und die okzidentalische Kirche sich einander feindlich gegenübertraten, nannte sich die erstere die orthodoxe im Gegensatz zu der eine Fortentwickelung des Dogmas über die sieben ersten Konzile hinaus bis zu dem Tridentinum und Vatikanum statuierenden römischen. Während Rom die Gesamtheit der Protestanten für Ketzer erklärte, knüpften diese den Begriff der O. an das gläubige Bekenntnis zu den interkonfessionellen Unterscheidungslehren. Vgl. Ketzer.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 145.
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