Chalcēdon [1]

[860] Chalcēdon, Mineral, nach der gleichnamigen Stadt in Kleinasien benannt, besteht aus mikrokristallinischer Kieselsäure (Hornstein, Jaspis), gemengt mit etwas amorpher Kieselsäure (Opal), und bildet meistens rundliche, nieren- oder tropfsteinförmige Massen, die in Blasenräumen oder spaltenartigen Höhlungen der Gesteine, wahrscheinlich immer aus wässeriger Lösung, abgeschieden sind. Auch tritt er in Platten, Überzügen, in Pseudomorphosen nach Flußspat etc., als Versteinerungsmaterial von Schnecken und Muscheln sowie als Gerölle auf. Der C. ist farblos oder weiß (sogen. weißer Karneol), häufig gelblich, bläulich oder grünlich oder durch Eisenoxyd rot gefärbt, auch gestreift und gefleckt, halbdurchsichtig (orientalischer C.) bis undurchsichtig (okzidentalischer C.), matt oder schimmernd, vom spez. Gew. 2,58–2,66. Die schwärzlichen und rötlichen Chalcedone, wie sie zur Verarbeitung gelangen, sind meist künstlich gefärbt (s. Achat). Als Varietäten vom C. unterscheidet man bei dem gleichmäßig gefärbten, sogen. einfachen C.: Karneol (lat., »fleischfarben«) oder Sarda, ein durch Eisenoxyd roter C., in Mandelsteinen, als Versteinerungsmittel von Stämmen, im Rotliegenden und Buntsandstein, auch als Geschiebe sehr verbreitet (Oberstein, Indien etc.); zu Kameen, als Ringstein, zu Statuetten etc. benutzt. Blutrot ist der Karneol vom alten Stein (männlicher Karneol), hellrot der weibliche Karneol, kastanienbraun der Sarder. Grüne Chalcedone sind der Chrysopras (s.d.) und das Plasma (s.d.), auch der Heliotrop (Blutjaspis, orientalischer Jaspis), ein Plasma mit roten Punkten (Einschlüssen von Eisenoxyd), aus Ostindien, Bucharei etc., zu Ringsteinen sehr häufig verschlissen (s. Tafel »Edelsteine«, Fig. 21); blau ist der Saphirin. Stephansstein ist weißer C. mit blutroten Flecken. Gebänderter C sind der Achat (s.d.) und der Onyx (s.d.) oder Kameenstein mit den als Sardonyx und Chalcedonyx unterschiedenen Abarten. Mocha- oder Mokkastein, Moosachat, Baumstein, Baumachat nennt man hellen C., in dem schwarze Dendriten, von Manganoxyd herrührend, moos- oder baumförmige Zeichnungen bilden; früher von Arabien bezogen, kommen sie jetzt vielfach aus Colorado und Kalifornien. Enhydros (griech., »Wasser enthaltend«) oder Wassersteine nennt man Mandeln von C. aus Basalt von den Monti Berici südlich von Vicenza und aus Uruguay, die eine wässerige Lösung eingeschlossen enthalten, deren Volumen sich in trockner Luft vermindert, durch Eintauchen der Mandeln in Wasser aber allmählich erhöht, zum Beweis, daß die dünne Schale von C. porös ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 860.
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