Flußspat

[736] Flußspat (Fluorit), Mineral, besteht aus Fluorcalcium CaFl2 mit 48,85 Fluor und 51,15 Calcium, findet sich in schön ausgebildeten regulären Kristallen, besonders in Würfeln, die oft von bedeutender Größe, einzeln aufgewachsen oder in Drusen und Gruppen vereinigt sind, auch in Oktaedern, Triakisoktaedern, Tetrakishexaedern, Hexakisoktaedern und mannigfachen Kombinationen, ferner in grobkristallinischen Massen, in diesen ebenso wie in den Kristallen vollkommen spaltbar nach dem Oktaeder, sodann körnig, stängelig, seltener dicht (Fluß, Flußstein) und erdig (Flußerde); Härte 4, spez. Gew. 3,1–3,2, meist wasserhell, weiß, grün, wein- oder honiggelb, blau, violett und rot; durchsichtig bis undurchsichtig, mit Glasglanz, nur in der dichten und erdigen Abart schimmernd bis matt. Der gefärbte F. besitzt bisweilen schöne Fluoreszenz und phosphoresziert, zumal in dem sogen. Chlorophan, nach dem Erwärmen und nach dem Bestrahlen mit Sonnenlicht mit grünem oder blauem Schimmer; durch Glühen aber wird er häufig entfärbt. Vor dem Lötrohr schmilzt der F., und mit Schwefelsäure erwärmt, liefert er das Glas ätzende Flußsäuredämpfe. F. findet sich sehr verbreitet, zunächst auf den Zinnerzlagerstätten in Sachsen, Böhmen und Cornwall, sodann auf Erzgängen; häufig mit Schwerspat zusammen, so im Erzgebirge bei Freiberg, Annaberg, Marienberg, zu Andreasberg am Harz, im badischen Münstertal, zu Kongsberg in Norwegen und besonders schön in Form und Farbe der Kristalle auf den Bleierzgängen in Derbyshire, Cumberland und Devonshire; ferner in selbständigen Gängen oder mit Schwerspat und Quarz zusammen bei Stolberg am Harz (hier auch der dichte F.) und bei Liebenstein in Thüringen, sodann auf Hohlräumen und Klüften im Granit (so zu Striegau), im Porphyr und in kristallinischen Schiefern (in den Alpen), selten als Versteinerungsmittel. In Nordamerika wird F. in Kentucky (Crittenden) und in Illinois (Hardin) gewonnen. Der intensiv gefärbte und zumal der dunkelblaue F., wie er sich unter anderm im Granit zu Wölfendorf in der Oberpfalz findet, entwickelt beim Zerschlagen oder Reiben einen auffallenden Geruch nach unterchloriger Säure (Stinkfluß). Was den Geruch und die intensive Färbung bedingt, ist noch nicht bekannt; manche vermuten, daß Kohlenwasserstoffe, die mit Äther ausgezogen werden können, den Geruch bedingen, andre, wie Loew, nehmen freies Fluor in diesem F. an. Aus den schön gefärbten und stark durchscheinenden Varietäten des Flußspats werden in England (besonders in Derbyshire) Schalen, Vasen, Leuchter, Briefbeschwerer, Kamingesimse u. dgl. verfertigt (spar-ornaments); durch sorgfältiges Erhitzen bis annähernd zur Rotglut wird bei manchem dunkelvioletten F. dort auch wohl eine hellere Amethystfarbe erzielt. Vielleicht haben auch schon die Alten den F. zur Herstellung der kostbaren und kunstvollen Murrinischen Gefäße (s.d.), sofern solche nicht aus Achat bestehen, benutzt. Sonst dient F. als Flußmittel beim Schmelzen von Kupfer-, Silber- und Eisenerzen, was ihm auch seinen Namen verschafft hat; dann zu Glasuren, Emails, Milchglas, zur Gewinnung der Flußsäure und zum Ätzen des Glases.[736]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 736-737.
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