Email [1]

[742] Email (franz., spr. emáj, Schmelzglas), leichtflüssiger, oft durch Metalloxyde gefärbter, undurchsichtiger Glasfluß, wird auf Metall zur Verzierung von Luxusgegenständen (s. Emailmalerei) oder zur Herstellung einer schützenden Decke benutzt. Den Hauptbestandteil der meisten Emailsorten bildet ein leichtflüssiges, bleireiches, auch wohl boraxhaltiges, durch Zinnoxyd undurchsichtig gemachtes Glas, das entweder als weißes E. (zu Zifferblättern) benutzt, oder durch Metalloxyde wie Kobaltoxyd (blau), Eisenoxyd (rot), Kupferoxyd (grün) etc. gefärbt wird. Gefärbtes E. dient auch zur Herstellung der Glasmosaiken, für die man gegen 20,000 verschiedene Farben und Farbennuancen herstellt. Durch Zerschlagen und Nachschleifen stellt man aus der Glasmasse die Steinchen her, die zur Zusammensetzung der Mosaikarbeiten dienen. Beim Emaillieren von Metallen soll die Masse nicht eigentlich zum vollständigen Fluß kommen; sie soll nur einen teigartigen Zustand annehmen, bei dem sich das pulverförmig auf das Metall aufgetragene E. zu einem zusammenhängenden Überzug vereinigt, der beim Erkalten ganz das Ansehen hat, als wäre er völlig flüssig gewesen. Soll eine Metallfläche nur an einzelnen Stellen emailliert werden, so grenzt man diese entweder durch aufgelötete Metalldrähte ab, oder stellt eine Vertiefung zur Aufnahme des Emails her (s. Emailmalerei). Um das E. an der metallischen Oberfläche besser haften zu machen, versieht man sie oft mit einem Netz kreuzweise eingeritzter Linien oder bearbeitet sie so rauh wie möglich. Das Metall wird darauf in Kalilauge gekocht, mit schwacher Säure abgespült, mit Wasser sorgfältig abgewaschen, mit dem zu einem sandartigen Pulver zerriebenen feuchten E. in dichter Lage bedeckt, an der Luft getrocknet. über glühenden Kohlen erhitzt, bis es zu rauchen aufhört, und dann sofort in die stark erhitzte Muffel des Emaillierofens gebracht. Sobald die ganze Emailfläche gleichmäßig zur Schmelzung gekommen ist, wird der Gegenstand vorsichtig, so daß er nur langsam abkühlt, aus der Muffel genommen, mit sehr verdünnter Salpetersäure und kaltem Wasser gewaschen und mit einer neuen Lage Emailpulver bedeckt, die abermals zum Schmelzen gebracht wird. Nachdem auf gleiche Weise eine dritte Emailschicht aufgelegt ist, schleift man namentlich größere ebene Flächen mit einem nassen Sandstein und bringt, um die nötige Glätte zu erzeugen, die Stücke noch einmal in den Ofen (Glanzschmelzen). Hierauf kann die Emailfläche bemalt werden und wird dann, nachdem die Malerei getrocknet ist, zum Einbrennen der Farben nochmals in die Muffel gegeben. Die Emaillierung des Eisens ist besonders für gußeiserne Kochgeschirre und Gefäße für die chemische Industrie, für Wasserleitungsrohre, Siederohre für Dampfkessel und Lokomotiven, Röhren für die Förderung von sauren Grubenwässern, Ofenmäntel und mancherlei Blechwaren von Wert. In der Regel überzieht man dus Eisen zunächst mit einem Grundemail, um die Oxydation des Eisens während des Einbrennens zu verhindern. Das Grundemail löst auch vorhandenes Oxyd, verhindert die Verfärbung des Deckemails durch aufgenommenes Eisenoxyd und zugleich die Reduktion des Zinnoxyds durch das Eisen. Die Zusammensetzung des Emails hat darauf Rücksicht zu nehmen, daß das Metall bei Temperaturveränderungen sich ausdehnt oder zusammenzieht, das E. muß diesen Bewegungen folgen können, da es sonst abspringen oder haarrissig werden würde. Für Luxuswaren, für Deckmäntel der Öfen, für alle Waren, die mit Lösungsmitteln nicht in Berührung kommen, sondern nur vor Oxydation geschützt werden sollen, ist leichtflüssiges bleihaltiges E. zulässig, während Küchengeschirr bleifreies E. fordert. Für bleifreies E. verwendet man als Grundemail gewöhnlich nur eine[742] Fritte von Quarz und Borax, die mit Quarz, Kaolin und Feldspat vermahlen wird, oder ein Natriumcalciumborosilikat. Statt des teuren Zinnoxyds (etwa 15 Proz.) wird vorteilhaft Knochenasche angewendet. Vgl. Vogelgesang, Lehrbuch der Eisenemaillierkunst (Braunschw. 1851); Randau, Fabrikation des Emails (3. Aufl., Wien 1899); Macht, Über E. und dessen Verwendung zu kunstgewerblichen Zwecken (das. 1885); neue Literatur bei »Emailmalerei«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 742-743.
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