Zusammensetzung

[1026] Zusammensetzung (Komposition), in der Grammatik die Vereinigung zweier oder mehrerer in einem bestimmten syntaktischen Verhältnis zueinander stehender Wörter zu einem Wort. Durch Z. wird immer ein Sinn erzeugt, der von dem, was die verbundenen Wörter in ihrer Isolierung bedeuten, mehr oder weniger abweicht. So ist z. B. keineswegs nicht dasselbe wie keines Wegs. Meist erkennt man die Z. an der Stellung der betreffenden Wörter unter einem Akzent, z. B. Gottesgaben gegenüber Gottes Gaben. Weitere Zusammensetzungen schon zusammengesetzter Wörter heißen Dekomposita. Die Kompositionsfähigkeit der verschiedenen Sprachen und Sprachstämme ist eine sehr verschiedene und wechselnde. Äußerst gering ist sie z. B. in den semitischen Sprachen, die indogermanischen Sprachen haben dagegen schon in der Urzeit durch Z. einen großen Reichtum an Wörtern und daraus entstandenen grammatischen Formen hervorgebracht. Die zusammengesetzten Substantiva teilen neuere Grammatiker nach ihrer Bedeutung ein in determinative oder unterordnende, z. B. Hauptstadt, Hausherr, Mitternacht, wobei das eine Wort dazu dient, den Begriff des andern näher zu bestimmen, in mutierte (exozentrische), die eine adjektivische Bedeutung haben, z. B. Dickkopf, und in kopulative oder beiordnende, z. B. Schwarzweißrot, Blauweiß. Doch besteht zwischen diesen und andern Arten der Z. für das Sprachgefühl keine feste Grenze. Vgl. Justi, Über die Z. der Nomina in den indogermanischen Sprachen (Götting. 1861); Brugmann, Grundriß der vergleichenden Grammatik, Bd. 2, Teil 2 (2. Aufl., Straßb. 1906).[1026]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 1026-1027.
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