Erythēm

[82] Erythēm (griech. Erythema, auch Erythrema, Wiebeln, Ritteln), eine Gruppe gutartiger Hautkrankheiten, deren wesentliches Merkmal Rötung der Haut durch Blutfülle ist. Bekannt ist das E. nach Einwirkung von Hitze (Erythema caloricum) oder reizenden Substanzen. In beiden Fällen schließt sich an das E. oft ein Ekzem an. Manche Erytheme gewinnen aber durch das Hinzutreten entzündlicher Erscheinungen besondere Eigentümlichkeiten. Das E. exsudativum multiforme zeichnet sich durch die Mannigfaltigkeit seiner Formen aus: rote Flecke breiten sich aus, indem sie in der Mitte sich bläulich verfärben, und fließen oft zu großen Flächen zusammen; blaßt die Mitte eines Fleckes ab, so entsteht das ringförmige E. (Erythema annulare); taucht ein neuer roter Fleck darin auf, E. (Herpes) Iris; schwillt der Fleck zu einer Quaddel an, E. urticatum; ergießt sich Flüssigkeit unter die Epidermis, so daß Bläschen entstehen, so ergibt sich das E. vesiculare (Herpes circinnatus) oder E. bullosum. Die Krankheit verläuft oft mit Fieber und rheumatischen Schmerzen und geht meist nach 2 bis 6 Wochen in Heilung über, zuweilen aber führt sie unter Entzündung seröser Häute (Brustfell, Herzklappen) zu einem ungünstigen Ausgang. Eine schwerere Form der Krankheit stellt das E. nodosum dar. An der Vorderfläche der Unterschenkel und Fußrücken erscheinen rote Flecke, die anschwellen und rundliche oder ovale, halbkugelig über das Hautniveau hervorragende, blaß bläulichrote, ziemlich derbe Knoten oder Geschwülste bilden; sie sind schmerzhaft, jucken aber niemals, zuweilen gesellen sich Blutaustretungen hinzu (Purpura rheumatica oder Peliosis rheumatica), dabei fiebern die Kranken bei schwerer Störung des Allgemeinbefindens. Die Dauer der Krankheit beträgt gewöhnlich 8–14 Tage, nur selten zieht sie sich monatelang hin, indem immer neue Knoten auftreten, während die alten abheilen. Das E. multiforme und nodosum ist wohl als Infektionskrankheit zu betrachten, jedoch ist der Infektionserreger nicht hinreichend sicher bekannt. Die Behandlung besteht in Bettruhe und Linderung der Schmerzen durch kalte Umschläge; Darreichung von Salizylpräparaten wirkt oft günstig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 82.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika