Farnhaar

[338] Farnhaar, haarförmig entwickelte, trockne Schuppen (paleae) der Stämme und Wedelbasen, bez. der Wurzelstöcke mehrerer Farne, die seit langer Zeit als blutstillendes Mittel benutzt werden. Schon im Mittelalter kamen derartige behaarte Wurzelstöcke in den Handel und wurden mit Hilfe einiger ansitzender, trockner, holziger Wedelstiele in die Gestalt eines Tieres gebracht, das als Baranetz (s.d.) oder Agnus scythicus zugleich zu allerlei abergläubischen Zwecken diente. Cibotium Barometz, C. glaucescens u. a. auf Sumatra liefern jetzt den Pennawar-Djambi, schön goldgelbe bis bronzebraune, seidig-wollige, seiden- bis fast metallglänzende, nicht verfilzte, 2–3 cm lange, hohle Haare (Pili oder Paleae Cibotii), die als blutstillendes Mittel (Paleae haemostaticae), als Füllungsmaterial für Polster, Betten, Möbel benutzt werden. Sie wirken blutstillend, indem sie dem Blut Plasma entziehen und dadurch Verstopfung der blutenden Gefäßöffnungen herbeiführen. Einige javanische Baumfarne, wie Alsophila lurida, Chnoophora tomentosa, Balantium chrysotrichum, liefern das Paku-Kidang, glänzende, bis 5 cm lange, hellgelbe bis dunkelbraune Haare. Cibotium glaucum und andre Arten von Cibotium auf den Sandwichinseln, Dicksonia Menziesii in Mexiko und Mittelamerika liefern den ähnlichen Pulu, der wie Pennawar-Djambi benutzt wird. Langfaserige Sorten sollen auch gemischt mit andern Fasern versponnen werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 338.
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