Feigwarze

[382] Feigwarze (Condyloma), warzenähnliche nässende Hautwucherung, von der man zwei Formen zu unterscheiden hat. Das breite Kondylom kommt nur bei konstitutioneller Syphilis vor und hat seinen Sitz vorzugsweise beim Weib an den äußern Genitalien und am After, beim Mann an letzterm; selten an den Lippen. Es stellt sich dar als eine flache, glatte, meist rundliche Erhebung der Haut, die um 1–3 mm über die gesunde Umgebung hervortritt und selten die Größe eines Zehnmarkstücks übertrifft. Oft bestehen viele breite Kondylome nebeneinander. An der Mundschleimhaut nennt man diese F. auch Schleimpapel (plaque muqueuse); sie erscheint hier als milchig-trübe, flache Erhabenheit. Die breiten Kondylome nässen an der Oberfläche, bluten leicht und neigen zu Verschwärung. Ihre Absonderung ist ansteckend. Die Behandlung richtet sich gegen das Grundleiden, die Syphilis, und besteht in der Anwendung von Quecksilber, Jodkalium etc. Daneben ist es zweckmäßig, sie mit Salzwasser anzufeuchten und dann mit Kalomel[382] zu bestreuen oder mit Höllenstein zu betupfen. – Die spitzen Feigwarzen (Condylomata acuminata, Akuminaten) sind hahnenkammförmig, blumenkohlartig oder beerenförmig, sitzen schmalgestielt auf, kommen fast nur auf der äußern Haut vor und haben mit der Syphilis nichts zu schaffen. Sie entstehen bei dauernder Reizung der Haut durch reizende Absonderungen (Trippereiter, blennorrhoisches Sekret) und beruhen auf einer starken Wucherung des Papillarkörpers der Lederhaut. Ihr Lieblingssitz ist beim Manne die Furche hinter der Eichel des Penis (sulcus coronarius), beim Weibe der Scheideneingang und die benachbarten Schleimhäute. Seltener kommen sie an andern Hautstellen vor. Sie können ausnahmsweise die Größe eines Hühnereies, selbst einer Faust erreichen und bilden manchmal einen dicken Wall um After und Scheidenöffnung. Durch Reinlichkeit kann man ihre Entstehung sicher verhüten. Spitze Feigwarzen von geringem Umfang schneidet man mit der Schere an ihrer Basis ab und betupft die blutende Fläche mit Höllenstein. Sehr große Feigwarzen pflegt man mit der galvanokaustischen Schlinge abzutragen, kleine gehen durch Bestreichen mit einer Mischung von Salizylsäure und Kollodium oft zurück. Eine innere Behandlung ist erfolglos.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 382-383.
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