Feydeau

[533] Feydeau (spr. fädo), Ernest, franz. Schriftsteller, geb. 16. März 1821 in Paris, gest. daselbst 29. Okt. 1873, war von Haus aus Kaufmann und eine Zeitlang als Börsenmäkler tätig, beteiligte sich dann (seit 1856) als Mitarbeiter an verschiedenen Journalen der Hauptstadt und veröffentlichte 1858 seinen berüchtigten Roman »Fanny«, der in kurzer Zeit 30 Auflagen erlebte und eine der charakteristischsten Erscheinungen in der Literatur des zweiten Kaiserreichs bildet. Später folgten die Romane: »D aniel« (1859), »Catherine d'Overmeire« (1860), »Sylvie« (1861), »Un début à l'opéra« (1863), letzterer mit einem Vorwort, worin sich der Verfasser gegen den Vorwurf unmoralischer Tendenzen zu wahren sucht; ferner: »Le roman d'une jeune mariée« (1867) und »Du luxe des femmes, des mœurs, de la littérature et de la vertu« (1866). Nachdem er eine Zeitlang ein gouvernementales Blatt: »L'Époque«, redigiert hatte, erzielte er nur noch einmal einen buchhändlerischen Erfolg mit dem Roman »La comtesse de Chalis, ou les mœurs du jour« (1867), worin er sich den Anschein gibt, selbst unter die Moralisten gegangen zu sein, in Wahrheit aber durch seine eingehenden, künstlich berechneten Schilderungen von Verirrungen der absonderlichsten Art nur zur Unsittlichkeit anreizt. Seine letzten Publikationen sind die Schmähschrift »L'Allemagne en 1871. Impressions de voyage« (1872) und ein Buch der Freundschaft: »Théophile Gautier. Souvenirs intimes« (1874). Auch hat man von ihm eine »Histoire des usages funèbres et des sépultures des peuples anciens« (Par. 1857–61, unvollendet). Die meisten seiner Romane wurden ins Deutsche übersetzt. – Sein Sohn Georges, geb. 1862, ist als dramatischer Dichter tätig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 533.
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