Figaro, Le

[558] Figaro, Le, Pariser Tageszeitung, 1854 von H. de Villemessant (s.d.) gegründet, der sie bis zu seinem 1878 erfolgten Tode leitete, erschien bis 1865 anfangs einmal, später zweimal wöchentlich und schwang sich in den letzten Jahren des zweiten Kaiserreichs durch die Pikanterie und Leichtfertigkeit ihres Tones und die Reichhaltigkeit ihres Inhalts zu dem beliebtesten der sogen. Boulevardblätter auf, die hauptsächlich den politischen, gesellschaftlichen und literarischen Klatsch pflegen. Von seinem Ursprung an immer konservativ und klerikal gestimmt, behielt der F. auch nach 1870 seine Haltung, die bei aller Rücksichtnahme in Kleinigkeiten immer gegen die republikanische Herrschaft gerichtet ist, wodurch sich F. seinen Einfluß in den Kreisen des französischen Adels erhalten hat. Nur kurze Zeit, während seines Eintretens für die Revision des Dreyfusprozesses, ist der F. liberal gewesen. Die Verwaltung des F. gibt auch eine mit farbigen Bildern versehene Monatsschrift: »Le F. illustré«, und eine musikalische Monatsschrift: »F. musical«, mit Noten heraus. Nach Villemessants Tode wurde der F. von Magnard, de Rodays und Périvier geleitet, nachdem der F. schon vorher in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden war. Nach Magnards Tode (1894) wurde de Rodays Hauptredakteur, der 1901 ausschied. Gegenwärtig (1904) wird der F. von Gaston Calmette geleitet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 558.
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